Software-Aktie gewinnt kräftig: 2021 wegen Investitionen niedrigere Marge erwartet
Der Umbau der Software AG wird auch in diesem Jahr teuer.
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Vorstandschef Sanjay Brahmawar sieht nach wie vor Gelegenheiten für den Darmstädter Softwareanbieter und will weiter in künftiges Wachstum investieren. Im kommenden Jahr sollen die Ergebnisse dann wieder besser werden, zunächst dürfte die operative Marge aber weiter zurückgehen, teilte das MDAX-Unternehmen am Mittwoch mit. Die Aktie legte nach einigem Hin und Her schließlich klar zu - Auftrieb gaben der gute Verlauf zum Jahresschluss und die laut Experten gute Auftragslage.
Brahmawar hatte die Anleger bereits auf eine Durststrecke von zwei Jahren bei den Ergebnissen eingestellt. "2021 wollen wir unsere Transformation und das kontinuierliche Wachstum noch schneller vorantreiben", sagte der Manager. Vergangenes Jahr rutschte die Marge des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) denn auch um 8 Prozentpunkte auf 21,2 Prozent ab. Dieses Jahr soll sie nun nur noch zwischen 16 und 18 Prozent liegen. Analysten hatten im Schnitt mehr als 20 Prozent auf dem Zettel.
Ein Händler ließ am Ausblick der Darmstädter früh am Morgen erst einmal kein gutes Haar: Dieser sei "schrecklich" und deute schon wieder ein Übergangsjahr an.
Analyst Gautam Pillai von Goldman Sachs sah das anders: Nicht nur habe der Software-Entwickler ein weiteres starkes Quartal hinter sich, Investoren dürften auch die hohe Dynamik künftiger Wachstumsindikatoren wie etwa die Aufträge höher gewichten als die aufgrund von vorgezogenen Investitionen niedrigeren Margen 2021. Knut Woller von der Baader Bank schrieb, dass sich der Konzern beim Übergang zum neuen Geschäftsmodell auf einem guten Weg befinde. Die diesjährigen Margenziele seien zwar eine Enttäuschung, die Bestätigung der mittelfristigen Prognose sollte aber für etwas Zuversicht sorgen.
"Jetzt sehen wir die ersten Früchte der Wachstumsstrategie, daher rechnen wir im nächsten Jahr mit weniger Investitionsbedarf", sagte Brahmawar im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der Belgier war auch nach Darmstadt geholt worden, um das in den vergangenen Jahren chronisch schwache Wachstum des Konzerns anzukurbeln. "Wir sind acht, neun, zehn Jahre nicht gewachsen, da braucht es ein Umdenken, wenn man wieder zu einer Wachstumsfirma werden will", sagte Brahmawar. "Dafür investieren wir: In die Abonnements, in die Technologie, in das Personal und die Firmenkultur."
Auch bei Übernahmen will die Software AG wieder stärker mitspielen. "Nachdem wir auf gutem Weg zu organischem Wachstum sind, sind wir jetzt auch aktiv auf der Suche in strategisch interessanten Gebieten wie IoT und Künstlicher Intelligenz", sagte Brahmawar. Dafür habe der Konzern rund 500 Millionen Euro bar zur Verfügung und könne zusätzlich 1,5 bis 2 Milliarden Euro aufnehmen.
Grund für die Belastungen bei den Ergebnissen ist der Umbau des Konzerns hin zur Abrechnung über Abonnement-Modelle, die in der Softwarebranche mittlerweile üblich sind. Die Laufzeitverträge lassen hohe Einmalerlöse aus Lizenzverkäufen zunächst wegfallen, diese werden erst nach und nach durch die Abo-Erlöse wettgemacht. Das soll aber dabei helfen, die Einnahmen zu verstetigen und besser planbar zu machen. 95 Prozent der Abo-Kunden erneuerten ihre Verträge, sagte der Vorstandschef in einer Analystenkonferenz.
Die Investitionen in den Konzernumbau würden in diesem Jahr bei 30 bis 40 Millionen Euro liegen, hieß es vom Unternehmen. "Diese Anstrengungen stellen den Höhepunkt unserer Investitionen in unsere Unternehmenstransformation dar", sagte Finanzchef Matthias Heiden. "Danach erwarten wir, dass sich unsere Marge aufgrund des schnelleren Wachstums in Richtung unserer mittelfristigen Ziele bewegen wird." 2023 soll demnach weiter eine Marge von 25 bis 30 Prozent erzielt werden.
Beim Auftragseingang in der Sparte mit Integrations-, Cloud- und Vernetzungssoftware (Digitalgeschäft DBP) rechnen die Darmstädter 2021 mit einem Plus beim währungsbereinigten Auftragseingang von 15 bis 25 Prozent, in der Datenbanksparte (A&N) dagegen mit einem Minus von 20 bis 30 Prozent.
Die eigentlich durch moderne Technologien unter Druck geratenen Großdatenbanken bescheren dem Unternehmen nun schon seit Jahren bessere Geschäfte als erwartet, auch 2020. "Die Datenbanken sind zwar kein Wachstumsgeschäft, aber sehr stabil und profitabel - wir werden 2021 wieder das Niveau von 2019 erreichen", sagte Brahmawar im Gespräch. In der Sparte hat der Konzern rund 250 vorwiegend sehr große Kunden, die mit den Programmen ihre großen Datenbanken betreiben. Hier sieht der Manager vor allem die Chance, den Kunden auch aus den anderen Sparten Software zu verkaufen.
Der gesamte Produktumsatz dürfte 2021 stagnieren oder bis 5 Prozent zulegen. Mit der Mitte der Prognosespanne liegt die Software AG bei den Aufträgen in der Digitalsparte und beim Umsatz etwas über den Erwartungen von Experten.
Im vierten Quartal konnte das Unternehmen bei Umsatz und Ergebnis etwas besser abschneiden als erwartet. Der Gesamtumsatz sank dabei um 7 Prozent auf 237,8 Millionen Euro. Währungsbereinigt betrug das Minus rund 2 Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) ging um gut ein Viertel auf 62,5 Millionen Euro zurück. Die zuletzt im November erhöhten Prognosen für das Gesamtjahr 2020 beim Auftragseingang übertraf der Konzern.
Im Gesamtjahr lag der Erlös mit 834,8 Millionen Euro rund 6 Prozent unter dem Vorjahr. Dabei belasteten auch Wechselkurse mit rund 2 Prozentpunkten, in Spanien hat die Software AG zudem einen Unternehmensteil verkauft. Unter dem Strich sackte der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn um 38 Prozent auf 95,7 Millionen Euro ab.
So reagiert die Software-Aktie
Nach Zahlen und dem Ausblick haben die Aktien der Software AG am Mittwoch unter stärkeren Schwankungen letztlich klar zugelegt. Aktuell gewinnen sie via XETRA 7,80 Prozent auf 36,20 Euro, nachdem sie vorbörslich noch tiefer gestanden hatten.
Guten Geschäftszahlen stand eine maue Prognose für 2021 gegenüber. Ein Händler ließ denn auch am Ausblick der Darmstädter erst einmal kein gutes Haar: Dieser sei "schrecklich" und deute schon wieder ein Übergangsjahr an. Die Software AG sei einfach kein Wachstumsunternehmen. Die Aktien hätten sich zuletzt unterdurchschnittlich entwickelt und dies dürfte auch so weitergehen.
Etwas anders schlussfolgerte Analyst Gautam Pillai von Goldman Sachs: Nicht nur habe der Software-Entwickler ein weiteres starkes Quartal hinter sich, Investoren dürften auch die hohe Dynamik künftiger Wachstumsindikatoren wie etwa die Aufträge höher gewichten als die aufgrund von vorgezogenen Investitionen niedrigeren Margen im Jahr 2021. Der Analyst rät weiter zum Kauf mit Kursziel 44 Euro.
Nachdem die Aktien nach dem Corona-Schock im vergangenen Frühjahr mit Kursen unter 22 Euro wieder stetig zulegen konnten und im September auf über 44 Euro gestiegen waren, sackten sie danach wieder kräftig bis fast auf 30 Euro ab. Auch die Erhöhung der Auftragsprognose im November half dem Kurs vorerst nicht nachhaltig auf die Sprünge. Mit dem aktuellen Kurszuwachs haben sie nun aber immerhin wieder das Niveau von Anfang Dezember erreicht.
Die Software AG rechnet im neuen Jahr wegen des schnelleren Umstiegs auf Abonnement-Modelle mit weiteren Ergebnisbelastungen. Konzernchef Sanjay Brahmawar will den Umstieg auf Software-Abos beschleunigen, was hohe Einmalerlöse aus Lizenzverkäufen wegfallen lässt. Die Investitionen in den Konzernumbau sollen in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen.
Analyst Knut Woller von der Baader Bank glaubt, dass sich der MDax-Konzern beim Übergang zum neuen Geschäftsmodell auf einem guten Weg befindet. Die diesjährigen Margenziele seien eine Enttäuschung, weshalb der zunächst schwächere Kurs am Mittwoch auch nicht überrascht habe. Die Bestätigung der mittelfristigen Ziele sollte aber für etwas Zuversicht sorgen.
DARMSTADT (dpa-AFX)
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24.07.2023 | Software Neutral | UBS AG | |
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