Arm-Aktie steht vor IPO: Was Anleger über den Mega-Börsengang des Jahres wissen müssen
In den vergangenen Monaten wagten nur wenige Unternehmen einen Börsengang. Zu schwach erschien das von Inflation, hohen Zinsen, geopolitischen Verwerfungen und Konjunkturflaute geprägte Börsensentiment. Das könnte sich nun aber ändern: Mit den Börsenplänen der Softbank-Tochter Arm bahnt sich ein milliardenschweres IPO an.
Werte in diesem Artikel
• Arm-IPO dürfte der größte Börsengang des Jahres werden
• Bewertung von 52 Milliarden US-Dollar angestrebt - aber nur neun Prozent im Free Float
• Tech-Riesen haben Interesse an Investition in Arm bekundet
Der wohl größte Börsengang des Jahres 2023 steht vor der Tür. In der kommenden Woche - aller Voraussicht nach am 14. September - will das britische Mikroprozessor-Unternehmen Arm den Sprung an die US-Technologiebörse NASDAQ wagen.
Bewertung von 52 Milliarden US-Dollar angepeilt
Die japanische Holdinggesellschaft Softbank, die Arm 2016 für einen Kaufpreis von 32 Milliarden US-Dollar erwarb und von der Londoner Börse nahm, strebt für Arm nun eine Bewertung in Höhe von 52 Milliarden US-Dollar an. Es sollen jedoch nur etwa neun Prozent des Arm-Grundkapitals in den freien Handel (engl. Free Float) gehen; dies entspricht einer Anzahl von 95,5 Millionen Anteilsscheinen. Reuters zufolge werde der Preis einer Arm-Aktie zwischen 47 und 51 US-Dollar liegen. Demnach wird das IPO von Arm knapp fünf Milliarden US-Dollar in die Kassen von Softbank spülen. Die restlichen 91 Prozent der Arm-Anteile sollen vorerst im Besitz der Holding verbleiben.
Die Angebotsfrist soll voraussichtlich bis zum 13. September laufen, gefolgt vom geplanten Börsendebüt von Arm am darauffolgenden Tag. Insider spekulieren der Deutschen Presse-Agentur zufolge, dass die Zeichnungsspanne angehoben werden könnte, falls die Nachfrage stark ansteigt. Darüber hinaus planen zahlreiche Technologiekonzerne, die Kunden von Arm sind, sich zumindest mit kleinen Beträgen an dem Chip-Designer zu beteiligen, um die weitere Zusammenarbeit zu sichern. So haben illustre Namen wie unter anderem Alphabet, Amazon, Apple oder NVIDIA Interesse am Kauf von Arm-Aktien bekundet.
Arm-Architektur steckt in fast allen Mikroprozessoren
Während das britische Unternehmen Arm vielen Anlegern nicht unbedingt ein Begriff sein dürfte, ist es in Tech-Fachkreisen in aller Munde. Kein Wunder, steckt doch in den allermeisten Mikroprozessoren die Arm-Architektur drin. Arm stellt keine eigenen Chips mit integriertem Schaltkreis (engl. integrated circuit, abgekürzt IC) her, sondern vergibt unterschiedliche Lizenzen an Halbleiter-Entwicklungsunternehmen und Halbleiterhersteller. Dabei können die Kunden wählen zwischen Entwicklungslizenzen, die die Entwicklung eigener ICs auf Basis der Arm-Architektur ermöglichen, und dem Zukauf von diversen IP-Cores, die dann zu eigenen System-on-a-Chip-Bausteinen konfiguriert werden.
Die Vielzahl der Lizenznehmer und verschiedene Vorteile der Architektur - beispielsweise deren geringer Energiebedarf trotz hoher Leistungsfähigkeit - sorgen dafür, dass Arm-Implementierungen im Embedded-Bereich die meistgenutzte Architektur sind. Fast alle derzeitigen Smartphones und Tabletcomputer haben lizenzierte ARM-Prozessoren, dazu gehören auch Apples iPhones und die meisten Android-Geräte, wie etwa jene von Samsung. Durch dieses erfolgreiche Geschäftskonzept erwirtschaftet Arm stabile Gewinne. Im vergangenen Geschäftsjahr, das Ende März abgeschlossen wurde, erzielte Arm laut Börsenprospekt einen Gewinn von 524 Millionen US-Dollar bei einem Umsatz von 2,68 Milliarden US-Dollar.
Übernahmeversuch durch NVIDIA schlug fehl - IPO für Softbank attraktive Alternative
Das anstehende Arm-IPO folgt auf einige Turbulenzen rund um das britische Chip-Unternehmen, dessen Zukunft in Börsenkreisen für hitzige Diskussionen sorgte. So kündigte NVIDIA am 13. September 2020 an, Arm für 40 Milliarden US-Dollar erwerben zu wollen. Diese geplante Übernahme stieß jedoch auf Widerstand von verschiedenen IT-Unternehmen, darunter Microsoft, Alphabet und QUALCOMM, die wettbewerbsrechtliche Bedenken hinsichtlich dieser Transaktion äußerten. Ende 2021 reichte die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC) dann eine Klage gegen die Übernahme ein, da sie befürchtete, dass sie NVIDIA zu viel Kontrolle über einen bedeutenden Chip-Hersteller verschaffen und die Entwicklung zukünftiger Halbleiter beeinträchtigen könnte. Die FTC arbeitete eng mit kritischen Wettbewerbsbehörden in Großbritannien, der EU und Japan zusammen, um diese Bedenken zu unterstützen. Angesichts der wettbewerbsrechtlichen Herausforderungen in den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich gab Softbank am 8. Februar 2022 bekannt, dass der geplante Verkauf von Arm an NVIDIA nicht stattfinden wird.
Der Arm-Börsengang stellt für Softbank nun eine gute Möglichkeit dar, weiterhin die absolute Mehrheit an ihrer profitablen Tochter zu halten und gleichzeitig eine milliardenschwere Finanzspritze zu erhalten. Tech-Experten werden ebenso wie Börsenanalysten mit großer Spannung verfolgen, ob das Arm-IPO die hohen Erwartungen der Anlegerkreise bestätigen oder gar noch übertreffen kann.
Redaktion finanzen.net
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