Marc O. Schmidt-Kolumne

NVIDIA: Historische Ausmaße

30.05.23 07:14 Uhr

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Dass NVIDIA (WKN: 918422 / ISIN: US67066G1040) zu den Profiteuren des KI-Booms gehören sollte, war bereits bekannt, doch, was der Spezialist für Grafikprozessoren in Bezug auf die Aussichten präsentierte, übertraf selbst die kühnsten Erwartungen.

NVIDIA gehört seit geraumer Zeit zu den Lieblingen der Anleger im US-Technologiebereich. Schließlich beschäftigt sich der Konzern, der lange Zeit vor allem Hardcore-Gamern ein Begriff war, mit Wachstumsbereichen wie Datenzentren, Gaming, Krypto-Mining und nun auch immer stärker der Künstlichen Intelligenz.

Lichtblick NVIDIA

In den vergangenen Tagen hatten es Anleger mit verschiedenen Unsicherheitsfaktoren an den Märkten zu tun. Im Fokus stand vor allem der Streit um die US-Schuldenobergrenze. Darüber hinaus signalisierten einige Konjunkturbarometer eine sich abkühlende Wirtschaft, während noch immer einige Marktteilnehmer eine weitere Leitzinserhöhung vonseiten der US-Notenbank Fed befürchten. In diesem Umfeld stellte die jüngste Bilanzvorlage von NVIDIA einen Lichtblick dar.

Der Spezialist für Grafikprozessoren hatte nicht nur über den Erwartungen liegende Zahlen zum April-Quartal sowie eine überraschend gute Prognose abgeliefert. Vielmehr wurden die Konsensschätzungen regelrecht pulverisiert. Erfahrene Analysten kamen aus dem Staunen kaum heraus, während sie auf das fast schon historische Ausmaß der Art und Weise hingewiesen hatten, in der NVIDIA die durchschnittlichen Analystenschätzungen übertreffen konnte. Zunächst aber der Reihe nach.

Jetzt geht’s erst richtig los

Im ersten Quartal (Februar bis April) des laufenden Fiskaljahres fuhr NVIDIA Erlöse in Höhe von 7,1 Mrd. US-Dollar ein bei einem bereinigten Gewinn je Aktie von 1,09 US-Dollar. Analysten hatten dem Unternehmen zuvor im Schnitt lediglich Erlöse in Höhe von 6,5 Mrd. US-Dollar bei einem EPS in Höhe von 92 Cents zugetraut. Die Bereiche Gaming und Datenzentren überzeugten dabei ganz besonders. Was jedoch für Begeisterung bei Marktteilnehmern weltweit sorgte, war der Ausblick.

Für das laufende zweite Quartal wird ein Umsatz in Höhe von 11 Mrd. US-Dollar, plus/minus 2 Prozent, in Aussicht gestellt. Der Konsens bewegte sich auf der Umsatzseite zuvor gerade einmal bei 7,1 Mrd. US-Dollar. Damit liegt die Unternehmensschätzung nicht nur deutlich oberhalb der Markterwartungen. Dem Unternehmen würde auf diese Weise ein neuer Umsatzrekord gelingen. Der alte liegt bei 8,29 Mrd. US-Dollar und wurde im ersten Quartal 2022 verzeichnet. Dabei sind es nicht nur die optimistischen Aussichten für das laufende Quartal, die am Markt für Jubel sorgten. Vielmehr sind es die Erwartungen an das, was mittel- bis langfristig folgen könnte.

ChatGPT hat für einen regelrechten Boom im Bereich Künstliche Intelligenz gesorgt. Microsoft wurde von Marktteilnehmern dabei als einer der Gewinner dieses Trends identifiziert. NVIDIA ist dank seiner leistungsfähigen Chips ein anderer. Zumal die Anforderungen im Beriech Datenzentren schon heute enorm sind. Unternehmensgründer und CEO Jensen Huang sagte zu den Aussichten: „Die weltweit installierte Rechenzentrumsinfrastruktur im Wert von einer Billion US-Dollar wird von allgemeinem auf beschleunigtes Computing umgestellt, da die Unternehmen versuchen, generative KI in jedes Produkt, jeden Service und jeden Geschäftsprozess einzubauen.“

Was NVIDIA zuletzt in Bezug auf die Aussichten für das laufende Quartal und das KI-Geschäft präsentierte, übertraf selbst die kühnsten Erwartungen. (Bildquelle: Pressefoto NVIDIA)

NVIDIA sorgt für ein Novum

Am Tag nach der Zahlenbekanntgabe schoss die NVIDIA-Aktie um knapp 25 Prozent in die Höhe und erreichte einen neuen Rekordstand. Damit bewegt sich der Konzern in Sachen Marktkapitalisierung schnurstracks in Richtung der Marke von 1 Billion US-Dollar. Wenn man sich die Reaktionen der Analysten anschaut, dann dürfte auch dies nur eine Durchgangsstation sein. Viele der Marktexperten hatten Schwierigkeiten, mit ihren Prognosen und Kurszielerhöhungen angesichts eines in die Höhe schießenden Aktienkurses mitzuhalten.

Harlan Sur, Analyst bei J.P. Morgan, machte gleich ernst und verdoppelte das Kursziel für die NVIDIA-Aktie von 250,00 auf 500,00 US-Dollar. Wenig verwunderlich, dass das „Overweight”-Rating bestätigt wurde. Laut Sur würden wir aktuell die erste „massive Nachfragewelle” im Bereich generative KI erleben. Aus seiner Sicht sollten weitere folgen. Bei Evercore liegt das NVIDIA-Kursziel nun ebenfalls bei 500 US-Dollar (Einstufung: „Outperform”), nach zuvor 320,00 US-Dollar. Analyst C.J. Muse analysierte, dass man angesichts einer solch starken Prognose kaum etwas anderes sagen könne als „WOW!”

Barclays-Analyst Blayne Curtis ist der Ansicht, dass NVIDIA der einzige Player zu sein scheint, der in der Lage wäre, den sich schnell bewegenden Markt für LLM-Sprachmodelle „anzutreiben”. Entsprechend steigt das Kursziel für die NVIDIA-Aktie von 275,00 auf 500,00 US-Dollar bei einem bestätigten „Overweight”-Rating. Bank of America-Analyst Vivek Arya (Rating: „Buy”; Kursziel: 450,00 US-Dollar) wies zudem darauf hin, dass er noch nie eine so deutlich über den Erwartungen liegende Prognose in seiner Coverage gesehen habe.

Mein Fazit

NVIDIA sorgte zuletzt für Jubelstimmung an den Märkten. Dabei ist es nicht gerade eine Neuigkeit, dass der Spezialist für Grafikprozessoren mittendrin ist, wenn es um Zukunftstrends wie Datenzentren oder die Künstliche Intelligenz geht.

Obwohl NVIDIA derzeit die Nachrichtenlage beherrscht, dürfte der Konzern nicht der einzige sein, der im Chip-Sektor von dem erwarten KI-Boom profitiert. Gleich auf mehrere aussichtsreiche Branchenvertreter können Anlegern mithilfe des Indexzertifikats auf den Chip Power Index (WKN: DA0ABM ISIN: DE000DA0ABM7) setzen.

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