Lukrativer Nebenverdienst

Mit Uber Geld verdienen: Lohnt sich das eigentlich?

17.11.16 09:26 Uhr

Mit Uber Geld verdienen: Lohnt sich das eigentlich? | finanzen.net

Uber ist eines der erfolgreichsten und innovativsten Start-Ups in der Personenbeförderungsbranche. Doch bietet es für Studenten und junge Menschen wirklich die Chance auf einen fairen Nebenverdienst?

Werte in diesem Artikel

Uber lässt die Taxibranche verzweifeln. Das US-Startup konkurriert mit der etablierten Branche und unterbietet deren Preise teils deutlich. Ob sich der Dienst finanziell auch für Fahrer lohnt, ist allerdings umstritten.

Wie wird man Uber Fahrer?

Grundsätzlich kann sich jede Privatperson mit gültigem Führerschein der Klasse B über 21 Jahren als Fahrer bei Uber registrieren. Voraussetzung ist ein eigener PKW und eine mindestens zweijährige Fahrpraxis. Bei der Online-Registrierung müssen Fahrer Details über sich und ihr Auto angeben. Im Portal müssen Führerschein, Fahrzeugschein und Versicherungsnachweis hochgeladen werden. Abschließend kann die Gratis-App für Android oder iOS installiert werden. Uber überprüft im Rahmen der Registrierung vergangene Fahrauffälligkeiten in der Polizeiakte und verlangt eine jährliche TÜV-Prüfung des Fahrzeuges.
Beim Umgang mit Fahrgästen ist Vorsicht geboten, denn bei einer durchschnittlichen Bewertung unter 4,7 Sternen (auf einer Skala von 1 bis 5) wird man als Fahrer ausgeschlossen. Die Fahrer haben keine festen Arbeitszeiten und können bei Bedarf ihre App aktivieren und damit Verfügbarkeit signalisieren. Die stärkste Zielgruppe sind daher Studenten mit eigenem Auto.

Was kann man als Uber Fahrer verdienen?

Das Gehalt des Fahrers ist länderspezifisch sehr unterschiedlich, orientiert sich aber am ortsüblichen Mindestlohn. Online steht ein weltweit gültiger Gehaltsrechner zur Verfügung, welcher den Lohn abzüglich aller Kosten berechnet.
Da UberPop in Deutschland nicht aktiv werden darf, hilft bei der Ermittlung der Verdienstmöglichkeiten ein Blick in andere europäische Länder. So erhalten Fahrer in Großbritannien nach einem aktuellen Gerichtsentscheid den Mindestlohn von 9,23 Euro pro Stunde. In der Schweiz erhalten die Fahrer einen Stundenlohn von 22,30 Franken - umgerechnet 20,50 Euro. Der gesetzliche Mindestlohn beläuft sich bei den Eidgenossen auf 22 Schweizer Franken pro Stunde.

Versicherungsschutz und Kosten

In Europa sind alle Fahrten neben der Haftpflichtversicherung der Fahrer zusätzlich über Uber versichert. Das heißt, wenn es einen Unfall mit einem Uber-Fahrer gibt, sind alle versichert - Fahrer, Passagiere und dritte beteiligte Personen.
Durch die Bereitstellung des eigenen Autos, fallen neben den Spritkosten Versicherungskosten und Verschleisskosten an, welche die Fahrer eigenständig tragen müssen.

Problematik mit dem Personenbeförderungsschein

In Deutschland ist die Uber-Nutzung nur über Umwege möglich. Denn für den Transport von Personen muss hierzulande ein Personenbeförderungsschein (§48 FEV) beantragt werden. Diesen hatte Uber beim Start der App in Deutschland nicht von seinen Fahrern verlangt. Deshalb ist die Benutzung von UberPop verboten. Eine Änderung ist derzeit nicht zu erwarten. In den meisten deutschen Nachbarländern ist UberPop aber mehrheitlich legal. Lediglich in den Niederlanden, Belgien und Frankreich ist der Dienst verboten. Potenzielle Uber-Fahrer, die in grenznahen Gebieten wohnen, können die App nutzen, wenn die beauftragte Fahrt im Ausland startet. Grundsätzlich reicht dafür ein europäischer oder internationaler Führerschein aus. Fahrten über die Grenzen bleiben weiterhin legal, jedoch kann in den Ländern, in denen Uber verboten ist, niemand ein Uber-Taxi bestellen.

Verbot von UberPop wird stark kritisiert

Befürworter von Uber fordern tendenziell eine Entbürokratisierung der Personentransportbranche, weil Regulierungen aus Zeiten stammen, in denen es keine vergleichbaren Technikstandards - wie etwa das Internet - gab. Dadurch gestaltet sich die Beförderung von Personen als ineffizient. Das letzte Wort in diesem Zusammenhang ist also noch nicht gesprochen.

Lohnt es sich überhaupt, Uber-Fahrer zu werden?

Sucht man eine kurzfristige Verdienstmöglichkeit, die flexible Arbeitszeiten bietet und ist man zudem in grenznahen Gebieten aktiv. Für Studenten kann sich die App daher definitiv lohnen. Der Versicherungsschutz von Uber bietet ausreichend Sicherheit und die Kosten für den Personenbeförderungsschein sind verhältnismäßig gering. Durch die steigende Attraktivität von Auslandssemestern bei Studenten bietet die App auch hier eine attraktive Chance, Geld nebenbei zu verdienen. Viele Fahrer schätzen zudem die Möglichkeit, interessante Persönlichkeiten bei der Fahrt kennen zu lernen. Dennoch verursachen die hohen Kosten für das eigene Fahrzeug vielen Studenten Bauchschmerzen.

Gibt es Alternativen?

Wundercar, ein Start-Up aus Hamburg, verfolgt ein ähnliches Geschäftsmodell wie Uber und gilt als neuer Hoffnungsträger in Deutschland. Darüber hinaus nutzen hierzulande viele Fahrer die App BlaBlaCar. BlaBlaCar bietet insbesondere Studenten die Möglichkeit, ihre angespannte Kostensituation zu entlasten, indem sie etwa für die Fahrten zwischen Universität und Wochenend-Domizil Mitfahrer mitnehmen. Bei dieser App lassen sich jedoch nur die Sprit- und Verschleisskosten decken, weshalb Fahrer nicht daran verdienen können.
Die beste Alternative bleibt hierzulande daher die Taxibranche. Dafür gelten gleiche Voraussetzungen, denn man sollte mindestens 21 Jahre alt sein, den Führerschein der Klasse B besitzen und eine zweijährige Fahrpraxis vorweisen können. Zusätzlich müssen künftige Taxifahrer eine Ortskundeprüfung bestehen, dafür ist ein psychologisches und körperliches Gutachten einzureichen. Hierbei entstehen Kosten von etwa 700 Euro. Die Entscheidung, Taxifahrer zu werden, ist daher eine längerfristige Entscheidung, weshalb bei langfristigen Verträgen die Taxiunternehmen oftmals die Kosten übernehmen. Taxifahrer verdienen einen festen Stundenlohn mit prozentualer Beteiligung am Umsatz des Taxiunternehmens. Trinkgeld spült zusätzlich Geld in die Taschen. Durchschnittlich kommen Taxifahrer daher auf einen Stundenlohn von 10 Euro zzgl. Trinkgeld.

Das Geschäftsmodell von Uber

Laut dem Geschäftsmodell von Uber fließen 20 Prozent des Fahrpreises für die angebotene Dienstleistung in die Taschen des Start-Ups, die restlichen 80 Prozent gehen als Gehalt an den Fahrer. Uber fungiert lediglich als Vermittler und nicht als Vermieter zwischen den Interessenten.
Durch effiziente Kapazitätsauslastung spart das Unternehmen laut einer Studie der Princeton University im Vergleich zur Taxibranche im Schnitt 30-50 Prozent seiner Kosten. Grund dafür ist die innovative Herangehensweise, welche die Kunden von einem niedrigeren Preis profitieren lässt. Uber versteht die Chancen der neuen Sharing Economy. Durch die Entwicklung eines eigenen Preismodells bietet das Start-Up den Kunden eine hohe Transparenz bei den Fahrpreisen, weil sich der genaue Fahrpreis bereits vor Antritt der Fahrt exakt berechnen lässt. Auch die Umwelt profitiert: Es entstehen weniger Staus, weil mehr Menschen in weniger Autos sitzen. Aktuellsten Schätzungen zufolge wird Uber mit 69 Milliarden US-Dollar bewertet - der Jahresumsatz soll sich auf 1,1 Milliarden US-Dollar belaufen.
Uber hat eine Reihe namhafter Investoren von seinem Geschäftsmodell überzeugen können. So investierte etwa Google 258 Millionen US-Dollar, ein saudischer Investmentfond kaufte sich sogar mit 3,5 Milliarden US-Dollar ein. Darüber hinaus zählen auch Goldman Sachs und Toyota zu den Uber-Investoren. Solange Uber noch erfolgreiche Finanzierungsrunden abschließen kann, stellt sich für Uber-CEO Travis Kalanick die Frage nach einer möglichen Finanzierungsalternative nicht. Ein Börsengang sei deshalb aktuell nicht geplant, so der Manager.

Die Konkurrenz schläft nicht

Das Geschäftsmodell von Uber hat eine Reihe von Nachahmern hervorgebracht. So plant der Elektroautobauer Tesla mit dem "Tesla Network" einen weiteren innovativen Schritt und will einen eigenen Ridesharing-Dienst mit selbstfahrenden Autos ins Leben rufen. Für dieses Vorhaben fehlen Tesla allerdings noch die nötigen Investoren. Konkurrent Apple investierte bereits eine Milliarde US-Dollar in Didi Chuxing, die chinesische Version von Uber. Die beiden Unternehmen arbeiten dem Vernehmen nach ebenfalls an einem ähnlichen Konzept und setzen Uber damit unter Druck. Ob die Zusammenarbeit zum am Markt sehnsüchtig erwarteten iCar führen wird, bleibt abzuwarten.



Kevin Kremer // Redaktion finanzen.net

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