Bankchef Schüller: Banken sollten besser auf Kritik hören
Die massive Verärgerung der Industrie über die Banken beunruhigt Stephan Schüller, Chef des Bankhauses Lampe. Sein Institut sieht er trotz Krise auf Wachstumskurs.
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von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag
Die Kluft zwischen Banken und ihren Kunden – auch aus der Industrie – werde immer tiefer, sagt Bankhaus-Lampe-Chef Stephan Schüller. Er rät allen Instituten, diesen Trend ernst zu nehmen.
€uro am Sonntag: Siemens hat vor Kurzem rund eine halbe Milliarde Euro bei der Société Générale abgezogen und über eine eigene Banklizenz bei der EZB geparkt. Wie bewerten Sie so einen Vorgang?
Stephan Schüller: Die Banken müssen sich derzeit mit massiver Kritik auseinandersetzen. Es gibt in vielen Teilen der Privatwirtschaft ein großes Unverständnis, wie Banken funktionieren und agieren. Nehmen Sie die Äußerungen von Bosch-Chef Franz Fehrenbach, der normalerweise nicht zu lauten Tönen neigt und der sich über das Gebaren von „Spekulanten“ erregt hat. Eine Reihe von namhaften Vertretern der Industrie sind über die Finanzdienstleistungsbranche massiv verärgert. Deswegen denke ich schon, dass man das als Bank ernst nehmen muss. Banken wären ohnehin besser beraten, genau zuzuhören, was man an ihnen auszusetzen hat.
Bei wohlhabenden Kunden wächst der Trend, eigene Vermögensverwalter, sogenannte Family Offices, aufzubauen. Wie stark trifft Sie das?
Die Zunahme an Family Offices ist Ausdruck der Tatsache, dass viele Kunden inzwischen ein distanziertes Verhältnis zu ihrer Bank haben. Kunden tragen ihr Geld nicht mehr automatisch zur Bank, sondern wollen, dass ein Profi dazwischengeschaltet ist, der die Produkte und Gebührenstrukturen vorher prüft. Mit diesem Trend muss sich die Branche auseinandersetzen.
Wie gehen Sie damit um?
Die Frage dabei ist: Gibt es einen Gegensatz zwischen Family Office und Bank oder ergänzt sich das gegenseitig und professionalisiert das Geschäft? Verbessert es am Ende sogar die Beratungsqualität? Ich neige eher zu einer solchen Sichtweise. Der Kunde erhält eine neutrale Beurteilung, welche Bank wie gut arbeitet und mit welchen Gebührenstrukturen. Das ist in unserem Sinne.
Und wenn Kunden abwandern?
Wir arbeiten mit den meisten Family Offices unserer Kunden vertrauensvoll zusammen. Zudem haben wir mit der Lampe Vermögenstreuhand ein bankeigenes Multi Family Office, das uns quasi einen Erfahrungsvorsprung gibt.
Wie sieht Ihre Kundenstruktur aus?
Die meisten unserer Kunden sind mittelständische Unternehmer, die von uns eben nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Privatpersonen bei Ihrer Vermögensverwaltung betreut werden.
Wie hoch ist das durchschnittliche Vermögen?
Ich würde sagen, im Schnitt liegt das bei fünf bis zehn Millionen Euro. Grundsätzlich geht es bei einer halben Million Euro los, nach oben ist die Skala jedoch offen. Wir setzen in unserer Anlagestrategie auf eine hohe Diversifikation, so dass sich geringere Anlagebeträge kaum lohnen.
Wie sind die Portfolios strukturiert?
Unser Anlagestil ist eher konservativ. Das Gros unserer Kunden hat lediglich einen Aktienanteil von 20 bis 25 Prozent. Natürlich haben wir auch Kunden, die eine Quote bis zu 100 Prozent haben.
Wie haben Sie auf die Kursbewegungen der letzten Monate reagiert?
Wir haben die Aktienquoten reduziert, haben das mit Rohstoffen aufgefüllt. Insbesondere haben wir vorübergehend auch Gold eingesetzt als Absicherung gegen Aktienkursverluste. Das hat gut funktioniert. In einem volatilen Markt ist man auf jeden Fall mit einer hohen Diversifikation gut aufgestellt, und zwar in nicht korrelierten Asset-Klassen, und man ist gut mit Bargeld bedient. Das ist nicht besonders originell, entspricht aber dem gesunden Menschenverstand, wenn man erwartet, dass die Unsicherheit an den Märkten sich noch fortsetzt.
Würden Sie derzeit Bankaktien kaufen?
Schüller: Ich würde grundsätzlich nur in eine Bank investieren, wenn ich das Geschäftsmodell kenne und weiß, welche Risiken in den Bilanzen schlummern. Vor diesem Hintergrund kann man auch im Bankensektor in stark gefallene Qualitätstitel investieren.
Ihre Bank ist auf auf den MDAX spezialisiert. Warum?
Wir haben unser Kapitalmarktgeschäft in den letzten Jahren massiv ausgebaut, vor allem den Bereich Aktien und Research. Gerade große Häuser haben sich aus den kleineren und mittleren Werten zurückgezogen, während wir hier Expertise aufgebaut haben. M- und S-DAX bilden einen Bereich, den wir sehr glaubwürdig vertreten können.
Wo sehen Sie den MDAX am Jahresende?
Eine Prognose ist derzeit wirklich schwierig. Für eine positive Entwicklung muss die Finanzkrise nicht einmal gelöst sein. Es würde schon reichen, wenn sie nur als beherrschbar angesehen wird. Dann werden vor allem die Aktienindizes deutlich nach oben gehen.
Wie verlief das Geschäft in diesem Jahr?
Wir rechnen damit, dass das verwaltete Vermögen des Bankhauses Lampe bei deutlichem Zufluss von Neugeldern zum Jahresende oberhalb der 15 Milliarden Euro des Vorjahres liegen wird. Das hängt natürlich auch noch von der Performance der Aktienmärkte bis Jahresende ab.
Und im Ergebnis?
Wir rechnen mit einem operativ sehr guten Jahr. Wir haben 2010 einen Jahresüberschuss von 14 Millionen Euro ausgewiesen, das wird in diesem Jahr tendenziell eher mehr.
In der Branche wird allgemein mit Stellenstreichungen gerechnet. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Wir haben in den vergangenen Jahren gegen den Branchentrend unsere Beschäftigtenzahl eher ausgebaut, auch in diesem Jahr. Derzeit sind wir 620 Mitarbeiter. Diese Zahl wird sich weiter steigern.
Planen Sie Übernahmen?
Unsere Basisstrategie heißt erst einmal organisches Wachstum. Ansonsten gehen wir mit offenen Augen durch die Welt. Unsere Kapitalquoten lassen einiges zu. Und unser Gesellschafter ist außerdem in der Lage, uns bei einem Investitionsvorhaben zu unterstützen.
Wie hoch ist die Kernkapitalquote?
Wir liegen derzeit beim harten Kernkapital, also ohne Hybridkapitalanteile, bei einer Quote von über zehn Prozent. Diese Quote wird im nächsten Jahr noch steigen.
Wie sind Sie in die Dr.-Oetker-Gruppe eingebunden?
Wir gehören zu 100 Prozent der Familie Oetker und sind als Geschäftsbereich Bank Teil der Oetker-Gruppe. Als Hausbank könnten wir die Oetker-Gruppe mit einem Umsatzvolumen von neun Milliarden Euro niemals allein begleiten. Wir müssen uns im Hause Oetker mit allen anderen Banken um die entsprechenden Mandate bewerben und uns mit unseren Leistungen bewähren.
Bleibt die Familie an Bord?
Wir haben einen Gesellschafter, der seit Jahren das Ergebnis der Bank thesauriert, um die Kapitalkraft der Bank zu stärken, und der uns bei verschiedensten Akquisitionsvorhaben begleitet – da kann man, glaube ich, genügend Bekenntnis zu unserem Haus ableiten.
zur Person:
Stephan Schüller,
Sprecher der
Gesellschafter des Bankhauses Lampe
Stephan Schüller wurde 1952 in Haan/Kreis Mettmann (NRW) geboren. Nach dem BWL-Studium promovierte er am Institut für Kreditwesen in Münster. Zwischen 1984 und 2004 war er im HypoVereinsbank-Konzern tätig, unter anderem als Vorstandssprecher der Vereins- und Westbank, Hamburg. Seit 1. März 2006 ist Schüller Sprecher der Gesellschafter des Bankhauses Lampe und hat einen Lehrauftrag an der Uni Duisburg.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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