Konkurrenz aus China

Elektroautobauer NIO: Tesla kann gar nicht erfolgreich sein

17.07.18 22:10 Uhr

Elektroautobauer NIO: Tesla kann gar nicht erfolgreich sein | finanzen.net

Die größte Konkurrenz für den US-amerikanischen Elektroautobauer Tesla kommt derzeit aus China. Ansässig sind dort viele E-Auto-Hersteller, einer von ihnen startet aktuell durch: das Unternehmen NIO. Dessen Gründer William Li ist der Meinung, dass Tesla nicht erfolgreich sein kann.

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"Tesla ist eine großartige Firma, aber ich sehe nicht, wie sie Autos im Silicon Valley produzieren wollen", erklärte Li gegenüber der "Welt am Sonntag". Die dortige Produktion habe seiner Ansicht nach einige Nachteile: "Die Zuliefererkette ist nicht vorhanden, die Lohnkosten sind in der Region nicht optimal, was dazu führt, dass die Kosten insgesamt zu hoch sind."

Produktion im Silicon Valley nicht günstig

Seine Kritik trifft ins Schwarze: So ist das größte Problem, das Tesla aktuell hat, die lahmende Produktion des Model 3. Zwar hat Tesla-Chef Elon Musk das Produktionsziel von 5.000 Model 3 pro Woche mittlerweile erreicht. Ob er diese Zahlen halten kann und dadurch profitabel wird, steht allerdings in den Sternen.

Ob dieses Problem wirklich an der Standortwahl des Unternehmens hängt, wie Li behauptet, oder es andere Gründe gibt, ist nicht klar zu sagen. Fakt ist aber: Tesla schreibt seit Jahren rote Zahlen und verbrennt Millionen an US-Dollar.

Kompetenzen an verschiedenen Standorten

Bei NIO macht Li alles anders - und, wie er bestimmt selbst sagen würde, auch besser - als Musk bei Tesla. Die Vernetzung von Kompetenzen an verschiedenen Standorten ist sein Erfolgsrezept. So ist ein Teil seiner Firma zwar auch im Silicon Valley angesiedelt, dort wird jedoch nur die Software programmiert und nicht in Produktion gegangen. Der Hauptsitz für Design befindet sich in München, in London wird das Performance-Programm verantwortet. Der Rest - sprich Forschung und Entwicklung, Fertigung, Vertrieb, Marketing und Kundendienst - findet in China statt.

Li gründete NIO 2014 zunächst unter dem Namen Nextev. Im Dezember letzten Jahres stellte der Elektrobauer sein erstes Modell vor, das chinesische Kunden per App vorbestellen konnten. Die Produktion lief auf Hochtouren, seit Ende Juni läuft der 7-Sitzer-SUV nun vom Band. Bis Ende September möchte NIO 10.000 Stück ausliefern, 2023 dann jeweils eine halbe Million Fahrzeuge pro Jahr.

Expansion auf europäischen Markt geplant

Momentan konzentriert sich der chinesische Elektroautohersteller lediglich auf den Heimatmarkt, in zwei bis drei Jahren, möchte er seine Fahrzeuge aber auch in Europa, insbesondere Deutschland, verkaufen. Die Gefahr für Tesla, aber auch für deutsche Autobauer, ist also gegeben, dass NIO ihnen die Kunden auch hierzulande streitig macht.

Gegen Tesla hat NIO gerade in seiner Heimat momentan große Vorteile: Durch den Handelskrieg zwischen den USA und China haben heimische Produzenten große Wettbewerbsvorteile. Nach der Ankündigung Chinas, hohe Zölle auf amerikanische Autos zu erheben, musste Elon Musk die Preise für seine Tesla-Modelle in der Volksrepublik um ungefähr 20 Prozent anheben. So positioniert sich der ES8, der in China umgerechnet für circa 60.000 US-Dollar zu haben ist, günstiger gegenüber dem Model X, der auf dem chinesischen Markt nun 240.000 US-Dollar kostet und dem Model S, der dort nun für 128.500 US-Dollar zu haben ist. Selbst Vorbestellungen für den preiswerteren Model 3 stornierten laut Aussage von Li einige Kunden und entschieden sich stattdessen für den ES8.

Die Kritik eines chinesischen Startup-Unternehmens, das bis dato weniger Erfahrung im Autobau hat als Tesla, klingt auf den ersten Blick etwas vorlaut. Allerdings sollte Musk nicht erwarten, dass NIO schnell wieder von der Bildfläche verschwindet, wie andere chinesische Konkurrenzfirmen. Mit vielen großen Investoren, die laut Li "langfristig und kompetent" seien - darunter der chinesische Konzern Tencent, der ebenfalls eine geringe Anzahl von Anteilen an Tesla hält - und einem klaren Plan vor Augen, könnte NIO möglicherweise Erfolg haben.

Redaktion finanzen.net

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