Nebenwerte auf Rekord: Die heißesten Aktien aus dem SDAX
Neues Allzeithoch im Index der Nebenwerte. Weshalb der SDAX regelmäßig besser läuft als der DAX. Die Favoriten der Redaktion von Euro am Sonntag.
Werte in diesem Artikel
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Privatanleger greifen einfach zu. Profis müssen hingegen häufig auf Gelegenheiten warten, um sich ihre kleinen Favoriten zu angeln, ohne den Kurs zu sehr zu beeinflussen. Eines aber hat sich inzwischen bei fast allen Anlegern herumgesprochen: SDAX-Investments zahlen sich aus. Gerade hat der Index der kleinsten Werte im streng reglementierten Prime Standard der Deutschen Börse ein neues Allzeithoch bei 6710 Punkten markiert. Seit Jahresbeginn haben die Börsenminis um knapp 26 Prozent zugelegt, beim DAX waren es gerade mal 16 Prozent. Und im gegenwärtigen Börsenaufschwung seit März 2009 legte der SDAX um gut 200 Prozent zu, der DAX brachte es auf 130 Prozent.
Dabei könnte die Performance noch höher sein, wenn Fondsmanager ungehindert zugreifen könnten. Die Finanzprofis haben indes ein Problem: Börsenwert und Handelsumsatz der Unternehmen sind relativ gering. Damit Fonds größere Orders auf einzelne SDAX-Werte ohne Kursbeeinflussungen platzieren können, gelten Marktkapitalisierungen von 500 Millionen Euro und Tagesumsätze von im Schnitt wenigstens einer Million Euro als Minimum.
Im SDAX liegen die Börsenwerte der 50 Mitglieder zwischen 100 Millionen und einer Milliarde Euro. Nur knapp die Hälfte ist über 500 Millionen Euro schwer. Schon im MDAX weist der Wert der handelbaren Aktien pro Titel, der sogenannte Free Float, in der Regel zwischen einer und zehn Milliarden Euro auf.
Begehrte Kleinstwerte
Was die kleinen Fische jedoch auch bei den professionellen Anlegern so begehrt macht, ist ihre Dynamik. Viele Firmen sind zwar klein, dafür aber schnell und flexibel in ihren Entscheidungen und überdies meist hoch spezialisiert. Viele sind Marktführer in ihren Nischen, manche in Europa, einige sogar auf globaler Ebene.
Profis nehmen deshalb auch Umwege in Kauf, um SDAX-Werte in ihre Fonds zu holen. „Wir nutzen Kapitalerhöhungen und den außerbörslichen Verkauf großer Aktienpakete“, sagt Manfred Piontke, Mitgründer der mehrfach ausgezeichneten Fondsgesellschaft Frankfurt Performance Management (FPM). Vor Kurzem gelang Piontek der Einstieg beim Online-Lottoanbieter Tipp 24. Die Hamburger bilden über die britische Tochter Mylotto24 europäische Lotterien nach, Tippscheine werden im Web ausgefüllt. Mit ihrem Geschäftsmodell schafft die Firma operative Renditen von knapp 40 Prozent. Fondsmanager Piontek wurde außerbörslich ein größeres Paket angeboten, und er griff zu.
Dass die Rendite der sogenannten Small Caps langfristig deutlich besser ist, zeigt auch eine Analyse der US-Bank Citigroup. Wer vor zehn Jahren global in Aktien der größten Unternehmen investierte, schaffte demnach eine jährliche Rendite von im Schnitt 4,9 Prozent. Bei Small Caps war der Ertrag mit 9,3 Prozent fast doppelt so hoch.
Brummt die globale Konjunktur, zählen Small Caps regelmäßig zu den Outperformern. Ein Grund: Viele SDAX-Firmen verfügen aufgrund ihrer Spezialisierung über eine starke Marktstellung, die ihnen eine erstaunliche Preissetzungsmacht verleiht. Mancher vermeintliche Mini ist hier sogar größeren Mischkonzernen überlegen. Überdies führt die Spezialisierung auf lukrative Nischen dazu, dass die Kleinen ihre Gewinne in Aufschwungphasen oft schneller steigern können als Großkonzerne mit ihren breiten Geschäftsportfolios.
Allerdings sind im Gegenzug viele Kleine auch starken Schwankungen unterworfen, wenn es konjunkturellen Gegenwind gibt. An der Börse sind Aktien großer Unternehmen deshalb vor allem dann die bessere Wahl, wenn sich die globale Konjunktur abschwächt und die Risikofreudigkeit der Anleger sinkt.
Gegenwärtig bleibt die Börsenampel aber auf Grün. „Die lockere Geldpolitik dürfte die globale Wirtschaft 2014 stärker ankurbeln als gedacht“, sagt etwa Robert Halver, Marktanalyst der Baader Bank.
Favoritenwahl
Die Redaktion von €uro am Sonntag hat den SDAX anhand von drei Kategorien durchleuchtet, um attraktive Werte herauszufiltern. Zunächst haben wir Titel gesucht, die sich nach Schwächephasen rasch erholten. Dies waren in der Regel Unternehmen mit robusten Bilanzen.
Drei familiengeführte Unternehmen zählen zu diesen stabilen Werten. Neben dem Autovermieter Sixt und dem IT- und Finanzdienstleister Grenkeleasing zeichnete sich auch der Autozulieferer Grammer bislang nach schwachen Marktphasen regelmäßig als Stehaufmännchen aus. Grammer, Spezialist für Fahrzeugsitze und -innenräume, hatte zuletzt im August die Gewinnprognose für das Gesamtjahr erhöht.
Die zweite interessante Gattung ist für Anleger geeignet, die höheren Risiken zugeneigt sind. Das zentrale Kriterium dabei: Die Titel mussten den Schätzungen zufolge Gewinnsteigerungen von über 30 Prozent für 2014 ausweisen. Das trifft zum Beispiel auf den Tiefbaumaschinenhersteller Bauer zu, der in seiner lukrativen Nische rund 75 Prozent des Marktes kontrolliert. Die Geschäfte der Niederbayern ziehen nach einer vorübergehenden Schwächephase wieder an. Mit seiner Technologie ist das Unternehmen bei Infrastrukturprojekten erste Wahl.
Blutplasmahersteller Biotest wiederum geht gerade sein bisher größtes Investitionsprojekt an und will bis 2018 mindestens 200 Millionen Euro in die Herstellung von Immunglobulinen investieren. Das soll sich bereits im kommenden Jahr mit hohen Gewinnzuwächsen bezahlt machen.
SAF Holland, Weltmarkführer bei Lkw-Anhängersystemen, profitiert von der Erholung des US-Markts und dürfte mit der Erholung in Europa 2014 hohe zweistellige Gewinnzuwächse abliefern. Um die Abhängigkeit von Lkws zu verringern, baut SAF das Geschäft mit Busherstellern aus. Ein günstiger Produktionsstandort für Bus-Luftfederungen wird jetzt mit dem Erwerb von 70 Prozent an dem chinesischen Hersteller Copco aufgebaut. Luftfederungen waren für SAF bisher ein hochprofitables Nischenprodukt.
Zur dritten Gattung der SDAX-Favoriten zählen nachhaltige Dividenzahler wie Cewe Stiftung. Die absolute Höhe der Dividende und nicht die Ausschüttungsquote stehe beim größten europäischen Fotodienstleister im Fokus, so Finanzchef Olaf Holzkämper. Damit sei es bisher gelungen, die Ausschüttung kontinuierlich zu steigern. Die SDAX-Firma ist da erfolgreich, wo Fotoriesen wie Kodak gescheitert sind.
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