Keine Rückzahlung

Griechenland wird IWF-Rate am Dienstag nicht zahlen

29.06.15 19:17 Uhr

Griechenland wird IWF-Rate am Dienstag nicht zahlen | finanzen.net

Griechenland wird die am Dienstag fällige IWF-Kreditrate von 1,6 Milliarden Euro nicht zahlen.

Dies sagte ein Vertreter der griechischen Regierung am Montagabend gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Das klamme Euro-Zonen-Mitglied wäre somit das erste Industrieland, das bei dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Zahlungsrückstand gerät.

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Experten hatten bereits damit gerechnet, dass das hochverschuldete Land nicht in der Lage sein würde, das benötigte Geld für die fällige IWF-Rate aufzutreiben, nachdem sich das Land den kurzfristigen Zugang zu europäischen Hilfsgeldern selbst abgeschnitten hatte. Als vage Möglichkeit galt unter Beobachtern allenfalls, dass das Land Schuldscheine ausgibt und auf diese Weise Geld im Inland zusammenkratzt. Diese Möglichkeit nutzt Athen aber offenbar nicht.

IWF-Chefin Christine Lagarde hatte bereits angekündigt, dass sie es nicht für längere Zeit geheim halten würde, falls Griechenland seine Zahlung nicht leistet. Wenn Griechenland den morgen fälligen rund 1,6 Milliarden Euro schweren Kredit tatsächlich nicht an den IWF zurückzahlt, wird der IWF zunächst eine Mahnung verschicken. Diese verschafft Athen dann weitere zwei Monate Zeit zur Zahlung der Rate.

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Aus Sicht der Ratingagenturen handelt es sich nicht um einen "Zahlungsausfall", wenn Athen die IWF-Rate nicht überweist, da der Internationale Währungsfonds eine öffentliche Organisation ist. Ein Zahlungsausfall, wie ihn die Ratingagenturen sehen, tritt nur dann ein, wenn Schulden privater Gläubiger nicht mehr bedient werden. Die Zahlungsverweigerung an den IWF sei deshalb kein Grund für eine Herabstufung von Griechenlands Bonität.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat aber offenbar einen anderen Grund für eine Herabstufung gefunden: Das Institut senkte am Montagabend die Einstufung der Kreditwürdigkeit des Landes um eine Stufe auf "CCC-". Damit sieht S&P nun eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsfall Griechenlands.

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Die Entscheidung für ein Referendum über die Vorschläge der Gläubigergemeinschaft sei ein weiteres Zeichen, dass die Regierung von Alexis Tsipras die heimische Politik wichtiger sei als finanzielle und wirtschaftliche Stabilität, hieß es in der Begründung der Entscheidung. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone liege nun bei 50 Prozent. Sollte es nicht zu unerwartet positiven Änderungen der Gegebenheiten kommen, sei ein Zahlungsausfall innerhalb der kommenden sechs Monate unvermeidbar.

Athen (Redaktion finanzen.net, dpa-AFX und Dow Jones Newswires)

Bildquellen: Trazos sobre Papel / Shutterstock.com, Ulrich Baumgarrten via Getty Images