E.ON will durch Verkäufe weitere zwei Milliarden Euro einnehmen
Der größte deutsche Energiekonzern E.ON stellt sich auf weitere magere Zeiten ein. Im laufenden Jahr erwartet das Unternehmen einen kräftigen Gewinnrückgang.
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Wie es danach weitergeht, ließ E.ON am Mittwoch angesichts der großen Unsicherheiten wegen der Energiewende offen. Den von Analysten erhofften Ausblick für 2014 blieb der Vorstand bei der Bilanz-Vorlage für 2012 zunächst schuldig. Seinen Umbau treibt E.ON voran. Der Konzern kündigte nun an, sich nach milliardenschweren Verkäufen in den vergangenen Jahren auch von der Uranfirma Urenco trennen zu wollen.
Im laufenden Jahr rechnet der Konzern mit einem um Bewertungseffekte bereinigten Überschuss von 2,2 bis 2,6 Milliarden Euro, das wären schlimmstenfalls zwei Milliarden weniger als 2012. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll um mindestens eine Milliarde auf 9,2 bis 9,8 Milliarden Euro sinken.
GASKRAFTWERKE LOHNEN SICH NICHT
Im vergangenen Jahr hatte E.ON das EBITDA unter anderem dank Sondereffekten wie neu verhandelter Bezugspreise für Gas und nicht noch einmal angefallener Sonderbelastungen aus dem Atomausstieg um 16 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro gesteigert. Der bereinigte Überschuss legte sogar um zwei Drittel auf knapp 4,2 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich - also inklusive aller Bewertungseffekte bei Absicherungsgeschäften - blieben 2,2 Milliarden Euro übrig nach einem Fehlbetrag in gleicher Höhe 2011. Die Dividende soll wie bereits bekannt um 10 Cent auf 1,10 Euro je Aktie steigen.
Die Folgen der Energiewende treffen E.ON derzeit härter als den Konkurrenten RWE, der in diesem Jahr nur einen leichten Gewinnrückgang erwartet. Ein Grund dafür sind die auch wegen des Booms der erneuerbaren Energien und der schwachen Wirtschaftslage in vielen europäischen Ländern deutlich gesunkenen Kosten für C02-Verschmutzungsrechte. Davon profitiert RWE mit seinem großen Bestand an Braunkohlekraftwerken, die viel CO2 freisetzen. Dagegen lohnt sich der Betrieb von Gaskraftwerken - von denen E.ON viele besitzt - derzeit kaum noch. Zudem sind die Düsseldorfer stärker in den Euro-Krisenländern in Südeuropa aktiv.
HILFE VON DER POLITIK GEFORDERT
"Wir haben keinen Anlass, die Hände in den Schoss zu legen, denn vor allem in der konventionellen Stromerzeugung bleiben Absatz und Ergebnis unter Druck", sagte Vorstandschef Johannes Teyssen. "Besonders unsere modernen, klimaschonenden Gaskraftwerke sind derzeit kaum rentabel, obwohl sie für die Systemstabilität dringend gebraucht werden." Er forderte schnelle Hilfe der Politik, ansonsten müsse E.ON Anlagen stilllegen.
Trotz der schwierigen Zeiten steht der Aufsichtsrat voll zu Teyssen. Das Kontrollgremium verlängerte am Vortag dessen Vertrag bis Ende 2018. Dagegen verlassen Personalchefin Regine Stachelhaus und Technologiechef Klaus-Dieter Maubach das Unternehmen. Für sie rücken der bisherige Ökostromchef Mike Windel und der bisherige RWE-Vorstand Leonhard Birnbaum nach.
VERKÄUFE SOLLEN WEITERE 2 MILLIARDEN EINBRINGEN
Nachdem das Unternehmen inzwischen bereits rund 17 Milliarden Euro durch den Verkauf von Geschäftsteilen eingenommen hat, kündigte der Vorstand weitere Schritte an. So sollen bis spätestens 2014 die Regionalversorger E.ON Westfalen Weser und E.ON Mitte einen neuen Eigentümer haben. Zudem will E.ON ebenso wie Konkurrent RWE seine Anteile am britischen Urananreicherungsunternehmen Urenco verkaufen. Die drei Verkäufe sollen den Düsseldorfern weitere zwei Milliarden Euro in die Kassen spülen.
Mit den Erlösen will sich E.ON Luft für seine Neuausrichtung verschaffen. Vor allem in der Türkei, Russland und Brasilien will der Konzern kräftig investieren. Zudem sind hohe Ausgaben für erneuerbare Energien, die dezentrale Energieversorgung und die eigene Gasversorgung geplant.
INVESTITIONEN WERDEN GESENKT
Die Verkäufe sollen die Schuldenlast reduzieren. Insgesamt hatte sich E.ON Ende 2012 noch netto 14,7 Milliarden Euro bei Geldgebern geliehen. Das sind 3,3 Milliarden Euro weniger als ein Jahr zuvor. 2008 lag der Höchststand noch bei rund 30 Milliarden Euro. E.ON-Chef Teyssen baut den Konzern massiv um und will deswegen insbesondere kapitalintensives Geschäft reduzieren. Vor diesem Hintergrund senkt er die Investitionen. Waren es 2012 noch 7 Milliarden Euro, sollen in diesem Jahr nur noch 6 Milliarden Euro sein - 2015 will E.ON nur noch 4,5 Milliarden Euro investieren.
Kaum vorangekommen ist E.ON dagegen bei der gesamten Verschuldung. Die wirtschaftlichen Nettoverbindlichkeiten, zu denen neben den Bankschulden auch künftige Zahlungsverpflichtungen wie Pensionen zählen, lagen mit 35,9 Milliarden Euro nur geringfügig unter dem Vorjahreswert. Das lag auch am niedrigeren Zinsniveau. Rücklagen für Pensionsverpflichtungen bringen E.ON wie allen anderen Anlegern derzeit kaum Erträge.
Auch die Beschäftigten bekommen die schwierige Lage von E.ON zu spüren. Bis 2015 streicht das Unternehmen rund 11.000 Stellen, davon 6.000 in Deutschland. Dies ist schon länger bekannt, ein Sozialplan wurde bereits vereinbart. Einen Tarifkonflikt konnte E.ON Anfang Februar in letzten Minute mit deutlichen Zugeständnissen an die Beschäftigten abwenden.
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - /enl/fbr
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