Deutsche Bank will Gewinnsprung für Kapitalerhöhung nutzen
Die Deutsche Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen haben es lange probiert - sie wollten es ohne Kapitalerhöhung durch die Krise schaffen.
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Doch ein Jahr, nachdem sie die Führung der Bank übernommen haben, tun sie es doch: Mit einem starken Quartalsergebnis im Rücken wagt der Branchenprimus eine Kapitalerhöhung im Volumen von 2,8 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern war dank Kostensenkungen überraschend stark von 1,4 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro geklettert. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang um 15 Prozent gerechnet.
Die Doppelspitze will diesen Rückenwind nun nutzen und bis zu 90 Millionen neue Aktien ausgeben. Die Anteilsscheine sollen institutionellen Anlegern im Wege eines beschleunigten Bookbuildingverfahrens angeboten werden.
Ein öffentliches Angebot gibt es nicht. Darüber hinaus beabsichtigt das Institut, seine gesamte Kapitalstruktur durch die mögliche Emission zusätzlicher nachrangiger Kapitalinstrumente im Umfang von bis zu 2 Milliarden Euro im Verlauf der nächsten zwölf Monate zu stärken.
Mit diesen Schritten will sich die Bank für zukünftiges Wachstum wappnen. Gerade weil sie wegen des umfangreichen Sparprogramms jeden Cent zweimal umdrehen muss, bevor sie ihn ausgibt, soll durch die gestärkte Kapitaldecke genug Geld da sein, falls sich eine Gelegenheit bietet. Jain und Fitschen hatten immer wieder gesagt, dass sich der Bankenmarkt konsolidiert und nur die Stärksten überleben werden.
Doch dieser Schritt ist auch ein Eingeständnis, dass die Bank es nicht aus eigener Kraft schafft, die nach Basel 3 geforderten Kapitalquoten zu erfüllen. Die Deutsche Bank hat lange versucht, diesen Schritt zu umgehen, und im September ein großes Umbaupaket mit Stellenstreichungen und Zusammenlegungen im Back Office angekündigt.
Damit ist es ihr gelungen, Kosten zu sparen. Doch die als riskant bewerteten Geschäfte der Bank erfordern einen Kapitalpuffer, der offenbar nur mit einer Kapitalerhöhung gefüllt werden kann. Der Markt verlange jetzt schon die Erfüllung der Anforderungen nach Basel 3, hatten die Vorstandschefs immer wieder betont. Ziel der Bank ist eine Kernkapitalquote nach Basel 3 von zehn Prozent. Aktuell liegt der Kapitalpuffer bei 8,8 Prozent.
Die Reaktion am Markt war nach einem ersten Schrecken wohlwollend. Nach einem Kursverlust von vier Prozent erholte sich die Aktie im nachbörslichen Handel wieder und notierte zuletzt unverändert. Milde stimmten die insgesamt sehr guten Quartalszahlen, mit denen die Deutsche Bank auch den Vergleich mit US-Konkurrenten nicht scheuen muss. Die Differenz zu den Gewinnschätzungen der Analysten machten insbesondere die um 400 Millionen Euro höheren Kosteneinsparungen der Bank aus.
Insgesamt erhöhte die Bank die Erträge um zwei Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. Gewinntreiber war das traditionell starke Geschäft mit Festverzinslichen. Insgesamt jedoch gaben die Erträge im Investmentbanking in einem unverändert schwierigen Umfeld um vier Prozent auf 4,6 Milliarden Euro nach. Viele Kunden trauten sich angesichts der Unsicherheiten an den Kapitalmärkten offenbar nicht so recht, Risiken einzugehen.
Die lange schwächelnde Vermögensverwaltung profitierte von der neuen Aufstellung unter einem Dach und steigerte die Erträge um acht Prozent. Zudem hatte das Asset und Wealth Management wieder Kundengelder gewinnen können. Dagegen hinkte das Geschäft im Privatkundengeschäft mit einer fast unveränderten Entwicklung hinterher. Vor allem die niedrigen Zinsen wirkten sich belastend aus.
Ein warmer Regen waren auch die Erträge aus der Abwicklungseinheit mit einem Anstieg um 76 Prozent auf 427 Millionen Euro. Der Vergleichszeitraum hatte Wertminderungen von 257 Millionen Euro auf Actavis enthalten.
Kontakt zur Autorin: madeleine.nissen@wsj.com DJG/mln/brb Dow Jones Newswires Von Madeleine Nissen
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