Tesla: Ob die Rekord-Jagd der Tesla-Aktie weitergeht
Tesla-Chef Elon Musk mischt jetzt auch bei der Suche nach einem Corona-Impfstoff mit. Oberstes Ziel aber bleibt der Absatz von Stromern - und die Aufnahme in den S&P 500.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Ideen scheinen Tesla-Gründer Elon Musk nie auszugehen. Wo Hightech und Marktchancen sich kreuzen, muss Musk unbedingt dabei sein. Zwei lapidare Zeilen auf Twitter überraschten jüngst selbst langjährige Beobachter: "Tesla baut als Seitenprojekt Mini-Fabriken zur Produktion von RNA für Curevac und andere", zwitscherte der Milliardär und Technologie-Revoluzzer.
Curevac, die Tübinger Biotech-Firma, in die die Bundesregierung unlängst 300 Millionen Euro investierte, arbeitet bekanntlich an einem Corona- Impfstoff. Ihre Arbeit auf Basis von Biomolekülen (RNA) macht sie zu einem Hoffnungsträger im Kampf gegen das Virus. Der Hintergrund des Tweets von Musk: Zu Tesla gehört der Maschinenbauer Grohmann Automation aus der Eifel, eigentlich ein Automobilzulieferer, der inzwischen mit Curevac an der Entwicklung von RNA-Printern arbeitet. Das sind kleinere Bioreaktoren, mit denen künftig auch Impfstoffe gegen Corona zeitsparend und effizient hergestellt werden sollen.
Die Tesla-Aktie schoss hoch und erstmals über die Marke von 1.200 Dollar, inzwischen wurde gar die 1.400er-Marke erreicht. Schwer zu sagen, welche Nachricht die Tesla-Euphorie auslöste - denn am gleichen Tag gab der Weltmarktführer bei E-Autos seine Absatzzahlen bekannt: 90.650 Fahrzeuge hatten die Kalifornier im Quartal bis Ende Juni ausgeliefert, weit mehr als die von Analysten geschätzten 72.000. Selbst die höchsten Prognosen der Experten wurden damit getoppt.
Das Hauptwerk in Fremont, Kalifornien, arbeite wieder auf Vorkrisenniveau, so Musk. Noch bis in den Mai ruhte hier die Fertigung. Der Firmenchef hatte dann trotz des Lockdown einfach weiter produzieren lassen. Der Sheriff tobte, und die Gewerkschaften kritisierten, Musk zwinge Mitarbeiter zur Arbeit trotz Corona.
Kick-off war Gold wert
Waghalsig riskierte der Gründer einen Gefängnisaufenthalt. Musk will es eben nicht nur den Shortsellern zeigen, die seit Jahren gegen die Aktie wetten - und zu deren Verhöhnung er jetzt "Short Shorts", kurze Hosen mit Tesla-Logo, auf der Webseite verkauft ("geben ein gutes Gefühl auch nach Börsenschluss"). Er will beweisen, dass E-Mobilität Geld verdienen kann. 2020, so der Plan, soll Tesla sein erstes ganzes profitables Jahr liefern.
Wichtiger Baustein hierfür war die Eröffnung der Gigafactory in Shanghai Anfang des Jahres. Seitdem baut Tesla Stromer im weltweit größten Absatzmarkt, zunächst die kompakte Limousine Model 3, das meistverkaufte Modell. Später soll der SUV Model Y hinzukommen. Der soll ab Sommer 2021 auch aus der Brandenburger Gigafactory heraus Europa erobern.
Der Kick-off in Shanghai dürfte sich indes wegen Corona schneller auszahlen: China hat die Krise besser verkraftet als viele Länder Europas oder gar die USA, wo die Infektionszahlen Höchstwerte erreichen. Zwar schlüsselt Tesla seinen Absatz nicht regional auf. Doch Beobachter vermuten, dass die Kalifornier in Asien die Basis für das erfolgreiche Quartal legten und dort viele Autos verkauften.
Skeptiker aber beginnen zu rechnen. "Wurden rund 30.000 Model 3 in China produziert, dann wäre der Absatz im Rest der Welt, vor allem in Europa und den USA, über ein Drittel geschrumpft", meint etwa Joseph Spak vom US-Analysehaus RBC Capital. Das entspräche in etwa den Absatzrückgängen, die etablierte US-Hersteller wie GM, Toyota oder Fiat Chrysler jüngst fürs Quartal meldeten. Zumindest in den Verkaufsräumen Europas und der USA wäre Tesla demnach kein Überflieger.
Auch die Fertigung könnte nicht so rund laufen, wie Musk es darstellt. Von April bis Ende Juni rollten bloß knapp 83.000 Teslas vom Band. Über 8.000 der im Quartal verkauften Stromer fuhren somit rechnerisch aus den Ende März noch vollen Lagern zu den Kunden.
Den Absatz kurbelt der ehrgeizige Chef auch durch Preissenkungen an. Womöglich gelingt es Musk so, das selbst gesteckte Ziel einer halben Million verkaufter Autos bis Jahresende noch zu schaffen. Das aber wird knapp: Bis Ende Juni waren es erst rund 179.000 Autos.
Ziel ist der S & P 500
Auch der Durchbruch an der Impfstofffront lässt wohl noch auf sich warten. Bleibt ein anderer Coup, der Musk 2020 gelingen könnte: die Aufnahme der Aktie in den S & P 500. Das Kriterium, an dem Tesla bisher scheiterte: Unternehmen müssen vier profitable Quartale in Folge ausweisen, um in den US-Index zu kommen. Mit schwarzen Zahlen im zweiten Quartal könnte Tesla hier endlich über die Ziellinie fahren. Übernächste Woche wissen Anleger mehr.
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Bildquellen: Jason Merritt/Getty Images for Tesla/Getty Images, Pe3k / Shutterstock.com
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