Börsenkandidat Palantir schreibt hohe Verluste - Per Direktplatzierung an die Börse
Die geheimnisumwobene Datenfirma Palantir arbeitet mit hohen Verlusten.
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Der am Dienstag veröffentlichte Börsenprospekt enthüllte, dass Palantir das vergangene Jahr mit roten Zahlen von rund 590 Millionen US-Dollar (499 Mio Euro) abschloss - und 2018 war es ein Minus von fast 600 Millionen Dollar. Dabei stieg der Umsatz 2019 um ein Viertel auf knapp 743 Millionen Dollar.
Palantir ist spezialisiert auf Datenanalyse und arbeitet viel mit Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten zusammen, vor allem in den USA. Auch deshalb hielt sich das Unternehmen stets sehr bedeckt, was sein Geschäft und seine Kunden angeht. Mit dem Gang an die Börse werden nun zumindest die Geschäftszahlen offengelegt.
Im ersten Halbjahr dieses Jahres hatte Palantir demnach 125 Kunden, "darunter einige der größten und bedeutendsten Institutionen der Welt". Das Unternehmen wurde 2003 gegründet - und die erste Software-Plattform mit dem Namen "Gotham" wurde speziell für Analysten beim Militär und in Geheimdiensten entwickelt, um große Datenmengen auszuwerten. "Sie suchten nach Nadeln nicht in einem, sondern in Tausenden Heuhaufen", beschreibt es Palantir in dem Börsenprospekt.
Die zweite Software, "Foundry", dient auch zur Datenanalyse in Unternehmen. Airbus nutze sie als seine "Kern-Datenplattform". Aus der Partnerschaft mit dem Flugzeugbauer habe sich eine Plattform für die gesamte Branche entwickelt, die Daten von mehr als 100 Airlines und 9.000 Flugzeugen zusammenführe. Zu den weiteren Unternehmenskunden gehören der Darmstädter Merck-Konzern, der Autobauer Fiat Chrysler (FCA), der Ölkonzern BP und die Bank Credit Suisse. Im vergangenen Jahr kamen noch 47 Prozent der Erlöse von Regierungskunden.
Im ersten Halbjahr 2020 stieg der Palantir-Umsatz im Jahresvergleich um 49 Prozent auf rund 481 Millionen Dollar. Dabei brachten die drei größten Kunden 29 Prozent der gesamten Erlöse ein. Unterm Strich ergab sich ein Verlust von knapp 165 Millionen Dollar. Rechne man den Effekt der Mitarbeiter-Vergütung mit Aktien heraus, wären laut Palantir schwarze Zahlen von gut 17 Millionen Dollar übrig geblieben.
Die Firma hatte jüngst ihr Hauptquartier aus Palo Alto südlich von San Francisco nach Denver im Bundesstaat Colorado verlegt. Palantir-Chef Alex Karp ging in dem Börsenprospekt hart ins Gericht mit dem Silicon Valley. Von Beginn an habe Palantir Gelegenheiten abgelehnt, Daten zu verkaufen oder zu sammeln. "Andere Technologieunternehmen, darunter einige der größten in der Welt, haben ihr gesamtes Geschäft darauf aufgebaut." Die Software von Palantir werde dagegen eingesetzt, um gegen Terroristen vorzugehen und für die Sicherheit von Soldaten zu sorgen.
Zugleich beklagte Karp: "Software-Projekte mit Militär und Geheimdiensten in unserem Land, deren Aufgabe es ist, für unsere Sicherheit zu sorgen, sind kontrovers geworden." Unter den Gründern von Palantir ist der Milliardär Peter Thiel, einer der wenigen Unterstützer von US-Präsident Donald Trump in der Technologie-Branche.
Thiel hält dem Börsenprospekt zufolge 29,8 Prozent an Palantir - zudem liegen 12,7 Prozent bei seinem Start-up-Finanzierer Founders Fund. Karp kontrolliert 9,3 Prozent.
Palantir geht per Direktplatzierung an die Börse
Die für die CIA und andere Geheimdienste arbeitende Datenanalysefirma Palantir will per Direktplatzierung an die Börse gehen.
Dies teilte Palantir Technologies in der Nacht zu Mittwoch mit. Experten trauen dem Unternehmen, das 2003 von dem in Deutschland geborenen Finanzinvestor und Donald-Trump-Unterstützer Peter Thiel mitgegründet wurde, einen der größten Börsengänge in der Corona-Krise zu.
Bisher war wenig über die Firma bekannt, die wegen dieser Zurückhaltung bereits den Ruf als notorisch verschlossenes Unternehmen hat. Durch den im Juli angekündigten Börsengang ändert sich das nun zwangsläufig etwas. Im vergangenen Jahr machte das weltweit tätige Unternehmen einen Verlust von etwa 580 Millionen Dollar, ähnlich wie im Vorjahr. Der Umsatz kletterte um rund ein Viertel auf 742 Millionen Dollar. Insidern zufolge sollen die Erlöse im laufenden Jahr auf eine Milliarde Dollar steigen. Palantir-Investor Matt Novak von All Blue Capital gab sich zuversichtlich, dass es dem Unternehmen gelingt, mehr Geld mit Bestandskunden durch bessere Datenanalyse zu längeren Vertragslaufzeiten zu verdienen.
Mit der Direktplatzierung tritt Palantir in die Fußstapfen des Musikstreaminganbieters Spotify, der diesen Weg 2018 wählte. Im Gegensatz zum herkömmlichen Börsengang werden keine neuen Aktien ausgegeben, sondern in den Handel kommen die Aktien, die bestehende Aktionäre verkaufen.
Palantir - der Name stammt aus einer Bezeichnung aus der Buchreihe "Herr der Ringe" - hat sich darauf spezialisiert, große Datenmengen zu analysieren. Mit dem Silicon Valley steht das Unternehmen auf dem Kriegsfuß und hat erst kürzlich angekündigt, den Hauptsitz nach Denver zu verlagern. Der in Frankfurt am Main geborene Thiel, der zu den Mitgründern des Online-Bezahldienstes PayPal und den ersten Investoren von Facebook gehört, gründete das Unternehmen zusammen mit Alexander Karp und ist heute Chairman, während Karp die Firma leitet.
/so/DP/zb
dpa-AFX und Reuters
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