Investorenprozess

Volkswagen-Aktie dennoch schwächer: VW lässt Tesla auf deutschem E-Auto-Markt hinter sich - Gerichtstermin zu Diesel-Skandal

16.01.24 16:33 Uhr

Volkswagen-Aktie dennoch schwächer: VW lässt Tesla auf deutschem E-Auto-Markt hinter sich - Gerichtstermin zu Diesel-Skandal | finanzen.net

Volkswagen ist vergangenes Jahr auf dem deutschen E-Automarkt an Tesla vorbeigezogen.

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2023 wurden rund 70.600 reine Volkswagen-Stromer neu zugelassen, wie das Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) am Dienstag mitteilte. Das sei ein Plus von 11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Neuzulassung von Tesla-Fahrzeugen lag mit fast 63 700 deutlich unter dem Vorjahreswert (minus 9 Prozent). Das reichte nur für den zweiten Rang.

Beim beliebtesten E-Modell behielt Tesla hingegen mit seinem Model Y und etwa 45 800 Neuzulassungen die Nase vorn. Insgesamt kamen 2023 in Deutschland rund 524 200 Autos mit reinem E-Antrieb auf die Straße. Gemessen am Vorjahr ist das ein Plus von 11,4 Prozent. Der Anteil aller Elektrofahrzeuge an allen 2,84 Millionen Neuzulassungen lag bei 18,4 Prozent (2022: 17,7 Prozent).

Zöge man für die Rangliste nicht einzelne Marken, sondern Konzerne heran, hätte VW die Nase noch weiter vorne: Zu 30.600 Audis kämen 23.500 Skodas, 17.500 Seats und 5.700 Porsche hinzu. Das sind zusammen fast 147.900 Stromer - was einem Plus von 22 Prozent und einem Marktanteil von mehr als 28 Prozent entspricht. Dahinter folgt vor Tesla noch der Stellantis-Konzern - zu dem etwa Citroën, Peugeot und Opel gehören - mit fast 71 300 Elektroautos.

Insgesamt konnten die drei deutschen Autokonzerne - VW, Mercedes-Benz und BMW - im Elektrosegment hierzulande kräftig zulegen: 2023 stieg die Zahl der Neuzulassungen von E-Autos der drei deutschen Konzerne um 32 Prozent und damit fast dreimal so stark wie der gesamte Markt. Das geht aus einer Analyse der Beratungsgesellschaft EY hervor. Der Marktanteil der drei Konzerne im E-Bereich kletterte demnach von 38 Prozent im Jahr 2022 auf 46 Prozent im Jahr 2023.

Die Marken im Besitz chinesischer Hersteller lagen zwar auf deutlich niedrigerem Niveau - fielen demnach aber durch eine hohe Dynamik auf. Ihr Anteil an den E-Neuzulassungen lag 2023 bei neun Prozent. Das ist doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor und achtmal so hoch wie 2021.

Der Leiter der Mobilitätssparte Westeuropa von EY, Constantin Gall, teilte dazu mit: "Die deutschen Autohersteller haben relativ spät verstärkt auf Elektro gesetzt. Inzwischen haben sie allerdings ein recht breites und attraktives Produktportfolio im Angebot." Trotz des Zuwachses gebe es im E-Segment aber derzeit kaum Grund zu feiern: "Zum einen hatte die Branche mit einem stärkeren Wachstum gerechnet. Vor allem aber sind die Aussichten für 2024 eher mau". Die Kundinnen und Kunden blieben zurückhaltend, die Mehrheit greife nach wie vor lieber zum Verbrenner.

Der abrupte Förderstopp für reine E-Autos erschwert die Situation Gall zufolge zusätzlich: Das werde zu einem deutlich sinkenden Kaufinteresse und zu geringeren Absatzzahlen führen. Nachdem der E-Marktanteil jahrelang stetig gestiegen war, rechnete er damit, dass Verbrenner im neuen Jahr Marktanteile zurückgewinnen werden.

Anleger gegen VW - Ex-Konzernchef Diess als Zeuge vor Gericht

Ganz entspannt betritt Ex-VW-Chef Herbert Diess den Gerichtssaal, sagt freundlich guten Morgen und nickt bekannten Gesichtern knapp zu. Er wirkt nicht so, als bereite ihm die Vorladung als Zeuge zur Dieselaffäre große Sorgen. Im milliardenschweren Investorenprozess am Oberlandesgericht Braunschweig weist der 65-Jährige am Dienstag jede Verantwortung in dem Skandal von sich. Neue Erkenntnisse bringt seine Befragung nicht.

Über zweieinhalb Stunden befragte ihn der Richter zu seinem Wissen über die Manipulationen. Immer wieder verwies Diess darauf, dass er gerade erst neu im Wolfsburger Riesenkonzern gewesen sei und das Ausmaß des Skandals nicht erkannt habe, auch nicht, als die Rede von einer "Diesel-Thematik" aufgekommen sei. "Ich hatte den Eindruck, dass das Thema solide abgearbeitet wird", sagte er. Die handelnden Personen rund um den damaligen Konzernboss Martin Winterkorn hätten sehr kompetent gewirkt.

Aufgeflogen war der Skandal im September 2015, als die US-Umweltbehörde EPA über Manipulationen bei Abgastests von Dieselautos informierte. Vorstandschef Winterkorn trat zurück und die Industriekrise nahm ihren Lauf. Die Aufarbeitungskosten haben die Marke von 30 Milliarden Euro nach Konzernangaben längst überschritten. Wer wann was über die Machenschaften mit Dieselmotoren wusste, ist bei heute nicht geklärt.

In dem Verfahren nach Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMug) ringen Anleger nun seit mittlerweile mehr als fünf Jahren um Schadenersatz. Sie hatten nach der Veröffentlichung Kursverluste in Milliardenhöhe erlitten. Nach langer Verfahrenszeit will das Gericht mehr als 80 Zeugen hören. Nach Diess sollen auch die früheren Konzernchefs Matthias Müller (7. Februar) und Martin Winterkorn (14. und 15. Februar) vernommen werden.

Die Annahme vieler Beobachter, dass die Diess-Befragung keine großen Überraschungen bringen dürfte, bestätigte sich am Dienstag schnell. Nach einigen Jahren als Top-Manager bei BMW war der promovierte Ingenieur erst kurz vor Bekanntwerden von "Dieselgate" als Chef der Kernmarke zu Volkswagen gewechselt und sollte als Nachfolger auf den mächtigen Konzernboss Winterkorn aufgebaut werden.

Vor Gericht berichtete Diess über die komplexe Einarbeitung in einen Konzern, den zu dieser Zeit mehrere Probleme plagten. Auch wenige Tage vor dem Knall sei es für ihn weiter ein Technikthema gewesen, aber kein drohender Riesenskandal, sagte Diess. Begriffe wie "Defeat Device" habe er damals nicht gekannt. Winterkorn sei damals nach seiner Erinnerung schon beim berühmten Schadenstisch vom 27. Juli 2015 klar in seinen Anweisungen gewesen. "Es waren von mir keine weiteren Maßnahmen nötig", sagte Diess. "Ich war sicher, dass das in guten Händen ist."

Von der sogenannten Notice of Violation, also der Bekanntmachung der Verstöße durch US-Behörden, am 18. September 2015, sei er auf einer Spanienreise kalt überrascht worden, berichtete Diess. Auf die Frage des Richters, ob er Anhaltspunkte für früheres Wissen bei Winterkorn oder dem gesamten Vorstand hatte, antwortete Diess: "Ich hatte nicht den Eindruck".

Nach einer Mittagspause beantwortete Diess trotz auch die Fragen der Streitparteien. In entspannter Pose in Richtung der Anwälte gelehnt, brachten ihn die Fragen der Klägerseite nicht aus der Ruhe. Neue Erkenntnisse oder Überraschendes gab es aber auch nach insgesamt knapp fünf Stunden Befragung nicht.

Diess zur Dieselaffäre: War sicher, dass das in guten Händen ist

Der frühere Volkswagenchef Herbert Diess hat im milliardenschweren Investorenprozess Verantwortung in der Dieselaffäre von sich gewiesen. "Ich hatte den Eindruck, dass das Thema solide abgearbeitet wird", sagte Diess als Zeuge am Dienstag vor dem Oberlandesgericht in Braunschweig. In den Monaten vor dem Auffliegen des Skandals im September 2015 hätten die handelnden Personen rund um den damaligen Konzernboss Martin Winterkorn sehr kompetent gewirkt.

Auch wenige Tage vor dem Bekanntwerden sei es für ihn weiterhin ein Technikthema gewesen, aber kein drohender Skandal, sagte Diess in den ersten zwei Stunden seiner Vernehmung. Winterkorn sei damals nach seiner Erinnerung klar in seinen Anweisungen gewesen. "Es waren von mir keine weiteren Maßnahmen nötig", sagte Diess. "Ich war sicher, dass das in guten Händen ist."

Die Manipulationen flogen im September 2015 auf. In dem Verfahren nach Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMug) ringen Anleger um Schadenersatz. Sie hatten Kursverluste in Milliardenhöhe erlitten. Auf der Zeugenliste stehen nach Diess auch die früheren Konzernchefs Matthias Müller (7. Februar) und Martin Winterkorn (14. und 15. Februar).

Via XETRA büßen VW-Papiere zeitweise 0,16 Prozent ein auf 111,30 Euro.

BRAUNSCHWEIG (dpa-AFX)

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Bildquellen: josefkubes / Shutterstock.com, Denis Doyle/Getty Images

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