Indien lehnt Milliarden-Batteriefabrik-Offerte von BYD ab - Tesla-Konkurrent BYD legt Pläne auf Eis
Der chinesische Autobauer und Tesla-Rivale BYD hatte Pläne, in Indien eine Fabrik für die Fertigung von E-Autos und Batterien im Wert von einer Milliarde US-Dollar zu bauen. Dies lehnte das Land jedoch offenbar ab. Was war geschehen?
Werte in diesem Artikel
• BYD bereits auf indischem Markt vertreten
• Bau einer eigenen EV-und Batterie-Fabrik in Indien geplant
• Indische Regierung lehnt Vorhaben wegen Sicherheitsbedenken ab
Für den chinesischen Hersteller von E-Autos BYD läuft es aktuell eigentlich rund. Erst im zweiten Quartal 2023 konnte der Tesla-Rivale einen neuen Auslieferungsrekord aufstellen. So lieferte das Buffett-Investment in dem Zeitraum insgesamt 703.561 Stromer aus, wie "CnEVPost" berichtete, was im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung von 95,32 Prozent entsprach. Insgesamt verkaufte BYD im ersten Halbjahr 2023 1.255.637 Fahrzeuge.
Daneben verfolgt der chinesische Autobauer ambitionierte Ziele. Für das Jahr 2023 hat sich das Unternehmen vorgenommen, zwischen drei und 3,6 Millionen Fahrzeuge abzusetzen. Ein Großteil (2,8 Millionen Einheiten) werde dabei, wie ein Insider gegenüber CnEVPost verriet, auf den heimischen Markt entfallen.
BYDs Platz in Indien
Auch für die Zukunft außerhalb Chinas hegt das Unternehmen ehrgeizige Ziele, insbesondere für den indischen Markt. BYD ist schon seit 2007 in Indien vertreten, produzierte zum damaligen Zeitpunkt jedoch lediglich Batterien und andere Teile für Hersteller von Mobiltelefonen. Im Jahr 2013 fing das chinesische Unternehmen dann an, im Rahmen eines Joint-Ventures gemeinsam mit dem indischen Infrastrukturunternehmen Megha Engineering & Infrastructure Ltd. elektrische Busse zu bauen. Seit 2022 vermarket der EV-Hersteller auch seine eigenen Fahrzeuge in dem südasiatischen Land und hat seither rund 1.950 Stromer verkauft, wie Reuters mit Verweis auf Registrierungen bei den indischen Behörden schreibt. Wie BYD-Sprecher Sanjay Gopalakrishnan gegenüber Bloomberg verriet, sei geplant bis 2030 40 Prozent des indischen EV-Markts zu besetzen. Für dieses Jahr will das Unternehmen 15.000 Fahrzeuge in Indie verkaufen.
Milliardenschwere Investitionspläne abgelehnt
Darüber hinaus verfolgte der Autobauer den Plan, eine milliardenschwere E-Auto- und Batterie-Fabrik in Indien zu bauen. Auch für dieses Vorhaben sei geplant gewesen, erneut mit Megha Engineering zu kooperieren. Der Produktionsstart war laut Reuters für das Jahr 2025 anberaumt. Wie The Economic Times mit Verweis auf Insider berichtete, habe Indien diesen Investitionsplan jedoch abgelehnt.
Der Grund für die Ablehnung des Vorhabens seien Bedenken bezüglich der nationalen Sicherheit gewesen. So nannte eine Person den Einsatz von chinesischer Technologie als ausschlaggebend. Wie Bloomberg schreibt, müssen ausländische Direktinvestitionen in den indischen Automobilsektor normalerweise nicht abgenickt werden. Anders liegt es in dem Fall, in dem das Land, aus dem der Investitionsvorschlag kommt, eine Grenze mit Indien teilt. Hier muss die indische Regierung das Vorhaben prüfen.
Chinesische Investments in Indien werden seit 2020 besonders stark unter die Lupe genommen, da es hier eine Reihe von Auseinandersetzungen an der gemeinsamen Grenze mit tödlichem Ausgang gegeben habe.
Wie Reuters weiter berichtet, habe BYD versucht die Sicherheitsbedenken Indiens zu zerstreuen. So habe das Unternehmen zugesichert, dass in den in Indien gebauten BYD-Stromern sprachgesteuerte Befehle für die Apps in indischen Sprachen verfügbar wären und dass alle Fahrzeugdaten in Indien gespeichert werden würden.
BYD legt Pläne offenbar aufs Eis
Nach der Ablehnung der Investitionspläne, die jedoch noch immer nicht offiziell verkündet wurde, habe BYD, wie Reuters von BYD-Führungspersonen erfahren haben will, mittlerweile seinem Joint-Venture-Partner Megha Engineering mitgeteilt, dass die Pläne für eine BYD-Fabrik in Indien damit vom Tisch seien. Noch habe das Unternehmen jedoch seinen Investitionsvorschlag nicht offiziell bei der indischen Regierung zurückgezogen. Kurz zuvor habe der indische Partner BYD noch angehalten, vor dem Abblasen der gemeinsamen Investitionspläne auf mehr Klarheit seitens der indischen Behörden zu warten.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein chinesisches Unternehmen mit einem Investitionsvorhaben in Indien scheitert. So verfolgte auch der chinesische Automobilhersteller Great Wall Motor groß angelegte Investitionspläne in dem Nachbarland, die ebenfalls ein Volumen von einer Milliarde US-Dollar aufwiesen. Konkret war geplant gewesen, ein verlassenes GM-Fabrikgelände für die Fertigung von E-Autos wieder herzurichten, wie CleanTechnica schreibt. Auch dieses Vorhaben wurde abgelehnt, woraufhin Great Wall Motor seine Pläne auf Eis legte.
Tesla mit eigenen Indien-Plänen
Anders sieht das ganze jedoch für BYD-Rivale Tesla aus. So kam es im Zuge eines Staatsbesuchs des indischen Premiers Narendra Modi in den USA auch zu einem Treffen mit Tesla-CEO Elon Musk, bei dem Modi den Tausendsassa von einem Investment in Indien überzeugen wollte - mit Erfolg. So verlautete Musk in einer anschließenden Pressekonferenz, dass Tesla durchaus vorhabe, in Indien zu investieren und nun versuche "das richtige Timing dafür zu finden". Die Pläne haben sich seither konkretisiert. Wie Reuters mit Verweis auf die Times of India berichtet, befände sich der US-Autobauer mittlerweile in Verhandlungen mit der indischen Regierung, um eine Fabrik in Indien mit einer jährlichen Produktionskapazität von einer halben Million E-Autos hochzuziehen. Darüber hinaus plane Tesla Indien als Exportbasis für die Auslieferungen in die indo-pazifische Region zu nutzen. Der Verkaufspreis der Fahrzeuge belaufe sich auf 2 Millionen Rupien, umgerechnet rund 24.400 US-Dollar.
Doch auch Tesla wurde von Indien nicht immer mit offenen Armen empfangen. Den jetzigen Fortschritten waren jahrelange Verhandlungen vorausgegangen, in denen Tesla darum kämpfte, seine Stromer nach Indien exportieren zu dürfen. In Indien werden solche Einfuhren jedoch mit Abgaben in Höhe von 100 Prozent belegt. Wie CleanTechnica schreibt, habe Modi Musk damals außerdem deutlich gemacht, dass seine in China gefertigten Fahrzeuge in Indien nicht willkommen seien. Mit dem Bau einer eigenen Fabrik in Indien scheinen diese Probleme nun jedoch aus dem Weg geräumt zu sein.
China versucht Wogen zu glätten
Nun bleibt nur abzuwarten, ob BYD eines Tages ebenfalls zu einer Übereinkunft mit den indischen Behörden finden wird, oder ob das Herkunftsland des Autobauers sich auch langfristig als Hürde erweisen wird. China hat jedenfalls auf die Ablehnung der Investitionspläne BYDs bereits reagiert. Wie das Magazin The Star berichtet, hätte der Top-Diplomat Pekings, Wang Yi, im Zuge einer Versammlung der BRICS-Mitgliedstaaten den indischen Berater für die nationale Sicherheit, Ajit Doval, zur Seite genommen, um über eine nötige Stabilisierung der bilateralen Beziehung der beiden Nationen zu reden. Dabei sei es um eine Verbesserung des "strategischen gegenseitigen Vertrauens" und einem Fokus auf "Kompromiss und Kooperation" gegangen. Schließlich sei "das Schicksal der beiden Seiten eng miteinander verstrickt", weshalb es nötig sei, "das strategische gegenseitige Interesse wieder aufzubauen und eine gemeinsame Entwicklung zu ersuchen", wie einer chinesischen Mitteilung zu dem Gespräch entnommen werden kann.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Robert Way / Shutterstock.com, Philip Lange / Shutterstock.com
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