Innovative Corona-Hilfe

Tesla baut Beatmungsgeräte für Corona-Patienten aus Autoteilen

14.04.20 19:00 Uhr

Tesla baut Beatmungsgeräte für Corona-Patienten aus Autoteilen | finanzen.net

Die USA sind besonders stark von der Corona-Krise betroffen. In der aktuellen Situation ist vor allem der Bedarf an Beatmungsgeräten groß. Diese sind derzeit Mangelware, werden aber dringend für die Behandlung schwer erkrankter Personen benötigt. Der Autohersteller Tesla stellt nun seine Hilfe zur Verfügung.

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Elon Musk geriet durch herunterspielen der Corona-Krise in die öffentliche Kritik
• Tesla gibt Herstellung von dringend benötigten Beatmungsgeräten bekannt
• Das Besondere an den Beatmungsgeräte: sie bestehen überwiegend aus Autoteilen

Mittlerweile gibt es rund 580.000 Infizierte in den Vereinigten Staaten. Obwohl das Virus erst später in die USA übersetzte, grassiert es dort umso schlimmer. Die Anzahl der Erkrankten übersteigt deutlich die Fälle in allen anderen Ländern der Welt. Die USA haben sich zum neuen Corona-Krisenstaat Nummer eins entwickelt. Binnen eines Tages starben über 2.000 Amerikaner, die unter COVID-19 litten. So viele Tote meldete in diesem Zeitraum noch keine andere Regierung. Eine Besserung ist vorerst noch nicht in Sicht. Auch wenn Präsident Donald Trump schon "Licht am Ende des Tunnels" sieht, werden die Todesfälle wohl noch weiter ansteigen. Nach Informationen von Reuters schätzen Experten der Regierung, dass "zwischen 100.000 und 240.000 Amerikaner im Zuge der Pandemie sterben könnten".

Um dieser Entwicklung vorzubeugen, muss eine gute Behandlung der Patienten sichergestellt werden. Hierbei retten vor allem Beatmungsgeräte Leben. Viele Wirtschaftskräfte haben nun ihre Hilfe angeboten, um die Produktion dieser Geräte zu erhöhen und die Versorgungslage im Land zu verbessern. Auch das Unternehmen Tesla hat sich inzwischen den Unterstützern angeschlossen. Dabei äußerte sich CEO Elon Musk zu Beginn der Pandemie noch kritisch über die Schwere des Virus. Ähnlich wie Donald Trump, unterschätzte auch er die Corona-Krise.

Elon Musk gerät in die Kritik

Am 6. März schrieb Elon Musk auf Twitter, dass die Coronavirus-Panik dumm sei. Kurz darauf weitete er seine Aussage noch etwas aus und verkündete, dass die Panik mehr Schaden anrichte als das Virus selbst. Außerdem spielte er auch sonst die Tragweite des Virus herunter. Nach seiner Einschätzung, gebe es Ende April in den USA nahezu keine neuen Infektionsfälle mehr. Gemäß dieser Überzeugungen ließ der Tesla-Chef sein Hauptwerk im kalifornischen Fremont auch weiter laufen. Hierbei wurde es jedem Mitarbeiter überlassen, ob er weiterhin zur Arbeit kommen möchte.

Die Behörden stuften die Tesla-Produktion allerdings laut den Gesundheitsanweisungen als nicht essentielles Geschäft ein, sodass der anhaltende Betrieb von Musk gegen die allgemeinen Vorschriften war. Lange konnte sich der Autobauer nicht gegen die Schließung wehren. Ein Machtwort der örtlichen Polizeichefin verpflichtete das Werk zu einer Zwangspause. Das trotzige Verhalten des Tesla-Chefs brachte ihm einige Kritik ein. So bat ein User auf Twitter Musk darum, sich nicht mehr wie ein "Idiot" aufzuführen und endlich den Ernst der Lage zu erkennen. Der Unternehmer antwortete darauf, dass Tesla fortan Beatmungsgeräte herstellen werde, wenn es zu Engpässen käme - ein Hilfsangebot, das der Bürgermeister von New York City gerne annahm.

Tesla importiert BPAP-Geräte aus China

Die Kritik an Musk hielt aber auch nach der ersten Einsicht weiter an. Die Financial Times berichtete, dass relativ zügig nach dem Versprechen Beatmungsgeräte herzustellen, die ersten Lieferungen von Tesla in Los Angeles und New York eingingen. Für die Zeitung war es allerdings sehr verwunderlich, wie das Unternehmen die zusätzliche Versorgung so schnell bewerkstelligen konnte, wo doch die ganze Welt verzweifelt nach diesen verlangt. Ein Foto brachte dann die Erkenntnis. Musk hat nicht im Eiltempo Beatmungsgeräte für Notfallpatienten hergestellt, sondern sogenannte "BPAP-Geräte" aus China importiert, die bei Menschen mit Schlafapnoe eingesetzt werden. Der Unterschied zwischen diesen beiden Beatmungsformen ist, dass die Sauerstoffversorgung beim BPAP-Gerät nicht invasiv und somit ohne Intubation stattfindet. Dadurch unterstützt sie zwar Personen bei der Atmung, aber schweren Fällen von COVID-19 wird damit nur unzureichend geholfen. Die Anwendung auf einer Intensivstation ist deshalb nicht möglich. Die Financial Times kritisierte Musk hierfür. Besonders, da der Tesla-Chef weiterhin behauptet hat, invasive Beatmungsgeräte geliefert zu haben und sich selbst als einen Versorger für die ganz Welt darstellte.

Beatmungsgeräte aus Tesla-Teilen

Nun aber soll Elon Musk sein Versprechen endgültig erfüllt haben. Der Twitter-Account des "NYV Health System" postete ein Bild, auf dem ein "richtiges" Beatmungsgerät von Tesla zu sehen war. Wie viele von diesen geliefert wurden ist noch nicht klar, jedoch erklärten Tesla-Ingenieure in einem YouTube-Video, wie sie die Geräte hergestellt haben. Die überwiegenden Materialien zum Bau lieferte dabei das eigene Lager, denn die Produkte bestehen vor allem aus Autoteilen. "Wir versuchen, aus einigen Autoteilen einige Beatmungsgeräte herzustellen, damit wir der medizinischen Industrie helfen können, ohne ihre Versorgung zu beeinträchtigen", sagt Lars Moravy, Teslas Vizepräsident für Fahrzeugtechnik, in dem Video. In einer nächsten Szene wird an einem Whiteboard ein Konstruktionsplan der neuen Maschinen gezeigt. Joe Mardall, der technische Direktor des Elektroautoherstellers erklärt, dass an einem eigenen Design gearbeitet wurde, welches stark auf Tesla-Komponenten basiere. "Wir möchten Teile verwenden, die wir sehr gut kennen, deren Zuverlässigkeit wir kennen und die wir sehr schnell einsetzen können", fügt der Ingenieur hinzu.

Nach Angaben des Nachrichtensenders CNBC, setzen sich die Beatmungsgeräte größtenteils aus Teilen des Aufhängungssystems eines Tesla Model S zusammen. So würden die Lufttanks und Luftdruckregler die Sauerstoffmischkammer bilden. Der Infotainment-Computer mit Touchscreen aus einem Model 3 sei zu einer Steuerungseinheit umfunktioniert worden, sodass eine Überwachung des Luftstroms möglich ist. Es ist unklar ob auch medizinische Experten an der Entwicklung beteiligt waren. Ebenso ist noch nicht bekannt, wie die Produktion geplant ist und ob ein behördliches Genehmigungsverfahren durchlaufen werden muss. Fest steht allerdings, dass Elon Musk und Tesla offenbar sämtliche Zweifel an der Corona-Krise abgelegt haben und der Gesellschaft bei der Bekämpfung ab sofort aktiv helfen möchten.

Redaktion finanzen.net

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