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100 Tage US-Präsident Trump: So unspektakulär war die Trump-Rally wirklich

25.04.17 16:50 Uhr

100 Tage US-Präsident Trump: So unspektakulär war die Trump-Rally wirklich | finanzen.net

Trumps Erfolge zeigen sich bislang weniger anhand verabschiedeter Gesetze, sondern eher anhand der Aktienkurse. Doch auch hier ist sein Erfolg nicht ganz so groß, wie es oft wirkt.

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Seit dem Sieg des Republikaners Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen im vergangenen November haben die US-Aktienmärkte kräftig angezogen. Angetrieben von Versprechungen wie einer Steuerreform, Konjunkturprogrammen und einer Abschaffung von Obamacare trieb die sogenannte "Trump-Rally" die Kurse in den USA nach oben auf immer wieder neue Rekordstände.

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Besonders wichtig ist für die Amerikaner allerdings vor allem, was ein Präsident innerhalb der ersten 100 Tage seiner Amtszeit erreicht.

Das weiß auch Donald Trump, der sich auf Twitter bereits in bester Manier darüber beschwerte, dass die Medien sicher wieder einiges unter den Tisch fallen lassen würden, egal wie viel er innerhalb dieser Zeit zustande brächte.

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Denn Trump weiß: Für ihn ist diese Frist schon fast abgelaufen. Am 29. April, also dem kommenden Samstag, sitzt er bereits seit 100 Tagen hinter dem berühmten Schreibtisch im Oval Office - und wirkliche Erfolge kann er nicht vorweisen: Es gibt keine näheren Informationen zur Steuerreform, die Aufhebung von Obamacare ist zuletzt im Kongress gescheitert, die Mauer zu Mexiko wird auch noch nicht gebaut und nun droht sogar ein Government Shutdown. Nur am Aktienmarkt ist die Jubelstimmung bislang ungebrochen.

Doch sind die Kursgewinne innerhalb von Trumps ersten 100 Tagen als US-Präsident wirklich so groß, wie es subjektiv den Anschein hat? Oder war doch die Vorfreude größer und auf seinen Amtsantritt folgte Ernüchterung? Ein Blick auf die Performance von Dow Jones und S&P 500 zeigt: Trump hat dem Aktienmarkt gutgetan, aber im Vergleich zu anderen US-Präsidenten vor ihm ist seine Bilanz in den ersten 100 Tagen im Amt enttäuschend.

Selbst bei Barack Obama war ein größerer Anstieg drin

Donald Trump wurde am 20. Januar als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Am Tag vor seiner Amtseinführung schloss der Dow Jones Industrial Average bei 19.732,40 Punkten, der S&P 500 ging bei einem Stand von 2.263,69 Punkten aus dem Handel.
Beide haben seitdem kräftig zugelegt: Der Dow Jones schloss zuletzt bei 20.763,89 Zählern, womit sich seit Trumps Amtseinführung bisher ein Plus von rund 5,2 Prozent ergibt. Beim S&P 500 schlagen daneben Kursgewinne von 4,9 Prozent zu Buche, der breitere Index ging am Montagabend bei 2.374,15 Punkten aus dem Handel.

Wären die ersten 100 Tage von Trump im Weißen Haus bereits jetzt beendet, könnte er sich mit dieser Performance einen Platz in den Top 10 der US-Präsidenten sichern, die für die Börse am besten waren - allerdings würden ihn einige seiner Vorgänger locker übertreffen.

Beim S&P 500 konnte laut Berechnungen von "Marketwatch" Franklin D. Roosevelt nach 100 Tagen im Amt die beste Performance aufweisen. Unter ihm stieg das Börsenbarometer 1933 um kräftige 86,47 Prozent. Auch unter Barack Obama waren jeweils in den ersten 100 Tagen seiner beiden Amtszeiten höhere Gewinne drin: 2013 legte der Index um 6,51 Prozent zu, 2009 sogar um 8,39 Prozent. Trump würde mit der aktuellen Performance lediglich auf Platz sieben landen. Außerdem klar vor ihm: John F. Kennedy und George H. W. Bush.
Damit Trump zumindest einen Platz weiter nach oben rückt - und das Kursplus zu Beginn der zweiten Amtszeit von Barack Obama übertreffen kann - müsste der S&P bis Ende der Woche mindestens auf 2.412 Punkte steigen.

Blickt man auf die Performance des US-Leitindex Dow Jones, so schneidet Trump im Vergleich sogar noch etwas schlechter ab: Ein Kursplus von 5,2 Prozent reicht hier lediglich für Rang neun. Auch hier geht der erste Platz mit einer Performance von 79,7 Prozent wieder an Franklin D. Roosevelt. Außerdem liegen William Taft, William McKinley, George H. W. Busch, John F. Kennedy und Bill Clinton in der Rangfolge vor ihm. Auch Trumps Vorgänger Obama konnte bei seiner 2013 beginnenden Amtszeit ein höheres Kursplus von 7,7 Prozent vorweisen.
Bei Obamas erster Amtszeit stieg der Dow Jones in diesem Zeitraum jedoch nur um 2,76 Prozent. Zumindest hier kann Trump seinen direkten Vorgänger also übertreffen. Um im Ranking weiter aufzusteigen - und an Bill Clinton auf Platz acht vorbeizuziehen - braucht Trump einen Dow-Stand von mindestens 20.862 Punkten. Zumindest zum Handelsstart am Dienstag wurde dieser Wert schon geknackt. Für Platz sieben müssten es dann allerdings schon mindestens 21.112 Zähler werden - ambitioniert.

Ankündigung zu Steuerreform könnte noch einmal Schwung in den Markt bringen

Noch ist das Ranking nicht final, denn eine endgültige Bilanz zu Trumps ersten 100 Tagen als US-Präsident kann man erst am kommenden Wochenende ziehen - wenn die Zeit auch wirklich um ist. Und bis dahin kann noch einiges geschehen. So hatte Trump vor einigen Tagen auf Twitter angekündigt, dass er am morgigen Mittwoch seine große Steuerreform samt Steuersenkungen ankündigen werde - und genau darauf wartet die Börse bereits seit Wochen.

Der Nachrichtensender "n-tv" will aus informierten Kreisen erfahren haben, dass Trump den Unternehmenssteuersatz von 35 Prozent auf 15 Prozent senken will. Sollte das stimmen, könnte die bloße Ankündigung die Börsen in den kommenden Tagen noch einmal anziehen lassen - und Trump auf dem Performance-Ranking einige Plätze weiter nach oben katapultieren. Ob er dann das Versprochene auch liefern kann, dürfte erst einmal egal sein. Hauptsache, er hat in den wichtigen ersten 100 Tagen im Amt zumindest an der Börse noch etwas erreicht.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: John Moore/Getty Images, Joe Raedle/Getty Images

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