Tesla-Konkurrent Fisker-Aktie stürzt nach Warnung vor Insolvenz ab
Der Elektroautohersteller Fisker zieht am Freitag die Blicke auf sich. Der Grund: Fisker könnte vor dem Ende stehen.
Werte in diesem Artikel
• Fisker-CEO veröffentlicht "Going concern"-Warnung
• Fisker benötigt zusätzliche Finanzierungen - am besten einen starken Partner
• Aktionäre sind schockiert und schicken Fisker-Aktien auf Talfahrt
Der Namensgeber und CEO vom Elektroautobauer Fisker, Henrik Fisker, warnte die Aktionäre am späten Donnerstagnachmittag kalifornischer Zeit, dass das Unternehmen auf der Kippe steht. Eine entsprechende Reaktion bei der Fisker-Aktie ließ nicht lange auf sich warten.
Fisker braucht Hilfe
Fisker veröffentlichte die nach US-Aktienrecht vorgeschriebene sogenannte "Going concern"-Warnung. Es bestünden "erhebliche Zweifel an der Fähigkeit zur Fortführung des Unternehmens", zitiert das "Handelsblatt" aus der offiziellen Mitteilung. Das Unternehmen müsse in den kommenden zwölf Monaten "zusätzliche Eigen- oder Fremdkapitalfinanzierungen" erhalten, wobei nicht garantiert werden könne, dass "Fisker bei diesen Bemühungen erfolgreich sein wird." Als Grund für die erhebliche finanzielle Schieflage nennt Fisker den "aktuell depressiven Markt für Elektrofahrzeuge".
So entsetzt reagieren die Aktionäre
Wenig verwunderlich nahmen die Fisker-Anleger die Meldung entsetzt auf und schickten die Papiere gen Süden. Im NYSE-Handel verlor die Fisker-Aktie 34,04 Prozent auf 0,4803 US-Dollar. Der dramatische Absturz der Fisker-Anteilsscheine findet damit seine Fortsetzung: Seit Rekordständen von zeitweise bis zu 30 US-Dollar im Februar 2021 ging es konstant bergab.
Blick auf die Zahlen: So tief steckt Fisker in der Krise
Das stark nachlassende Kaufinteresse der Fisker-Aktien ist mit den schwachen Fundamentaldaten zu erklären. Fisker verzeichnete im vierten Quartal 2023 einen vorläufigen Umsatz von 200 Millionen US-Dollar und verpasste damit die Erwartungen der Analysten, die bei etwa 310 Millionen US-Dollar lagen, erheblich. Der Nettoverlust stieg auf 463 Millionen US-Dollar, verglichen mit 170 Millionen US-Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Fisker kündigte zur Kostenreduktion den Abbau von 15 Prozent der Belegschaft an, nachdem der Absatz nachließ. Trotz der Produktion von über 10.000 Fahrzeugen im Jahr 2023, nur ein Viertel der Zielvorgabe, wurden lediglich etwa 4.700 Einheiten ausgeliefert, was zu hohen Lagerbeständen führte. Für 2024 plant Fisker die Auslieferung von bis zu 22.000 Ocean-Fahrzeugen, eine Anpassung gegenüber der ursprünglich höheren Zielsetzung von 36.000 Einheiten im Vorjahr. Dies reflektiert eine vorsichtigere Prognose angesichts der aktuellen Marktsituation.
Im Gegensatz zu anderen Elektroauto-Start-ups produziert Fisker sein Hauptmodell, den SUV Ocean, nicht selbst, sondern lässt ihn vom österreichischen Zulieferer Magna fertigen. Trotz des weniger kapitalintensiven Ansatzes steht das Unternehmen vor anhaltenden Herausforderungen wie Lieferschwierigkeiten.
Das Unternehmen steht mit seinen Herausforderungen, wie steigenden Zinssätzen und sinkender Nachfrage nach Elektroautos, nicht allein da. Kürzlich zog Apple seine Elektroauto-Pläne zurück, während Rivian und Lucid schwache Prognosen für 2024 lieferten. Tesla-Chef erwartet bei Rivian und Lucid deshalb schon bald das Ende. Im Gegensatz zu Fisker verfügen diese beiden über größere finanzielle Reserven und starke Partner - Amazon unterstützt Rivian und Saudi-Arabien steht hinter Lucid.
So will Fisker das Ruder rumreißen
Trotz dieser vielfältigen und gravierenden Problemen will Henrik Fisker nicht die Flinte ins Korn werfen. "Wir haben sechs Monate Zeit, um das zu korrigieren", sagte Gründer Henrik Fisker am Donnerstagabend dem "Handelsblatt". "Ich bin zuversichtlich, dass wir wieder auf den richtigen Weg kommen und den Aktienkurs wieder steigern können."
Fisker teilt bei seinen anschließenden Ausführungen den Anlass seiner Hoffnung mit. "Fisker steht in ernsthaften Verhandlungen mit einem großen Automobilhersteller", so der Gründer. Es handele sich um eine Investition in Fisker, die auch eine intensive Entwicklungspartnerschaft vorsehe. So solle eine gemeinsame Produktion und eine Nutzung des Händlernetzes in Nordamerika genutzt werden. Laut Fisker biete dies gerade traditionellen Herstellern eine hervorragende Möglichkeit, mit Fiskers Hilfe den Marktanteil im EV-Segment zu vergrößern. Den Namen dieses potenziellen Großinvestoren wollte Fisker aber partout nicht verraten, ebenso schwieg er in puncto Zeitplan und Größe des Investments. "Ich kann Ihnen keinen genauen Zeitplan nennen, aber aus geschäftlicher Sicht sollte das so bald wie möglich geschehen", zitiert ihn das "Handelsblatt". Ob Fisker aber tatsächlich einen großen Fisch an Wasser ziehen wird, kann angesichts der enormen Krise des Unternehmens, dessen Aktien schon länger zu Penny-Stocks degeneriert sind, angezweifelt werden.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: T. Schneider / Shutterstock.com
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