Infineon - Die Erfolgsstory geht weiter
Die sanierte Handychipsparte bei Infineon ist ein Trumpf beim Umbau des Konzerns. Doch die positive Entwicklung wird durch neue Vorstandsquerelen überschattet.
Werte in diesem Artikel
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Der Trend bei Infineon zeigt seit Monaten nach oben. „Wir verzeichnen weiter eine sehr starke Nachfrage über alle Segmente hinweg. Der Auftragseingang in Asien ist so stark, dass selbst ein Abschwung in Europa kaum negativen Einfluss hätte“, teilte der größte europäische Halbleiterkonzern unlängst in einer Umfrage von €uro am Sonntag zur Produktionsauslastung der DAX-Konzerne mit.
Schon jetzt ist so gut wie sicher, dass die Münchner mit knapp 40 Prozent Umsatzwachstum auf 4,2 Milliarden Euro und stark verbesserter Profitabilität im laufenden Geschäftsjahr zu den Besten im DAX gehören dürften. Nach der Insolvenz der Speicherchiptochter Qimonda, die Infineon vor zwei Jahren in Geldnot brachte und den Wert der Aktie auf Pennystock-Niveau schrumpfen ließ, ist die Basis des neuen Konzerns wesentlich stabiler: Die Gewinnmargen mit Chips für Autobauer und Industriekonzerne schwanken deutlich weniger. Die Sparte Mobilfunkchips ist saniert. In den vergangenen 52 Wochen war die Aktie mit 68 Prozent Plus zweitstärkster Wert im DAX.
Doch es kracht im Vorstand – ausgerechnet jetzt. Infineon-Vorstandssprecher Peter Bauer will Finanzchef Marco Schröter die wichtigen Ressorts Strategie sowie Fusionen und Übernahmen entreißen. Gegenüber Vertrauten soll Schröter, der Anfang 2008 vom Logistiker Schenker zu Infineon kam, bereits mit Rücktritt gedroht haben. Sowohl Bauer als auch Schröter gelten unter Investoren als die führenden Köpfe hinter der schnellen Sanierung des Unternehmens. Allerdings scheinen die beiden Manager bei der Konzernstrategie deutlich unterschiedliche Auffassungen zu vertreten. Zahlenmann Schröter plädierte zuletzt offen für größere Zukäufe, während sich Konzernchef Bauer, der das Unternehmen seit zwei Jahrzehnten kennt, stets zurückhaltend äußerte.
Dennoch ist klar: Nicht nur Infineons Chips, auch der Konzern ist derzeit begehrt. Immer wieder kursieren Gerüchte über eine 29-Prozent-Beteiligung des russischen Technologiekonzerns AFK Sistema an Infineon. Die Beteiligung müsste wegen der sicherheitspolitischen Relevanz von der Bundesregierung genehmigt werden. Infineon entwickelt neben SIM-Karten für Handys auch Chips mit anspruchsvoller Verschlüsselungstechnik, die bei Ausweisen, Reisepässen sowie bei der Zugangskontrolle zu Hochsicherheitsbereichen eingesetzt werden.
Das Interesse der Münchner an einer Kooperation mit Sistema scheint ohnehin sehr begrenzt. Es gebe mit Sistema keinerlei Gespräche, sagte Infineon-Chef Peter Bauer vor Kurzem. Zugleich wies er darauf hin, dass Asien für den Konzern in den kommenden Jahren das größte Wachstumspotenzial biete. Außerdem seien geschäftliche Kooperationen in der Halbleiterbranche auch ohne Kapitalverflechtung üblich, sagt Bauer.
Spannend für Infineon-Aktionäre ist allerdings, wie der Vorstand das Potenzial der sanierten und stark wachsenden Handychipsparte heben will. Angeblich wurde JP Morgan mit der Prüfung verschiedener Optionen beauftragt. Parallel zu den Verkaufsgesprächen mit dem größten Halbleiterkonzern Intel sollen die Münchner derzeit Verhandlungen über ein Gemeinschaftsunternehmen mit Samsung führen. Die für LCD-TVs und Handys bekannten Koreaner sind Marktführer bei Speicherchips, DRAM und Flash, und in der Halbleiterbranche inzwischen die Nummer 2 nach Intel.
Während Intel und Samsung bei Chips für Computer weitgehend getrennte Märkte beackern, sind sie bei Halbleitern für Handys und Unterhaltungselektronik neuerdings Konkurrenten. „Wir sehen uns alles an, was uns Zugang zum Smartphone-Markt und zur Unterhaltungselektronik verschafft“, hatte Intel-Finanzchef Stacy Smith im April gesagt und damit erstmals Interesse an Infineons Handychipsparte signalisiert.
Wenn die Münchner am Mittwoch die Zahlen für das dritte Quartal vorlegen, dürfte es also neben dem Ausblick auf den Geschäftsverlauf zusätzliche interessante Themen geben. Analysten schätzen den Preis für die Sparte auf 1,2 bis zwei Milliarden Euro. Dabei hängt viel davon ab, wie Käufer das Risiko der hohen Abhängigkeit von wenigen großen Kunden bewerten. Mit Apple ist Infineon über das iPhone und das iPad besonders gut im Geschäft. Analysten schätzen, dass die Kalifornier den Münchnern 30 bis 40 Prozent des Spartenumsatzes bringen.
Chipriese Intel könnte sich den Kauf der Sparte locker leisten. Schließlich hat der US-Konzern über acht Milliarden Dollar auf der hohen Kante. Beim Preis dürfte Intel daher eher großzügig sein.
Warum ausgerechnet jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, um über die Zukunft der Sparte zu entscheiden, liegt auf der Hand. „Die kurzen Entwicklungszeiten, der im Vergleich hohe Forschungsaufwand, vor allem beim Mobilfunkstandard der nächsten Generation LTE, sowie die Verteilung des Umsatzes auf wenige Kunden sind ein hohes Risiko und begrenzen das Potenzial für höhere Margen“, glaubt Unicredit-Analyst Andreas Hollfelder. Nach der erfolgreichen Restrukturierung liegt die operative Marge bei sieben Prozent.
Was Infineon fehlt, sind die Chips, über die bei Smartphones die Miniprogramme (Apps) laufen. Die hätte Intel mit seiner Atomfamilie. Bisher werden Atomchips als zentrale Steuereinheit in Netbooks verbaut. Die jüngsten und kleinsten in der Chipfamilie sind für Smartphones geplant und könnten mit Infineons Handychips auf einer Plattform integriert werden.
„Dieser Branchentrend drängt Infineon dazu, die Zukunft der Sparte zu überdenken“, glaubt iSuppli-Marktforscher Francis Sideco. Der Verkauf würde Infineons Cashreserven auf über zwei Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Die Münchner könnten sich Zukäufe bei Chips für Autobauer und Industriekonzerne leisten. Gut zu Infineon passen würde dabei das Autochip-Geschäft von Freescale oder die börsennotierten Konzerne Elmos und Micronas.
Apples Strategie mit dem selbst entwickelten A4-Chip für iPhone-Anwendungen zeigt, dass es für Infineon Alternativen zu Intel gibt. Zum Beispiel das Joint Venture mit dem finanzstarken Intel-Rivalen Samsung. Die Koreaner entwickeln den Chip für die Smartphone-Anwendungen, während sich die Münchner weiter auf ihre Mobilfunkkompetenz konzentrieren und sich das Geschäftsrisiko künftig mit Samsung teilen. Das jüngste Comeback des Konzerns könnte allerdings durch das Gezerre im Vorstand einen empfindlichen Rückschlag erleiden. Schon werden Erinnerungen an die unsäglichen Machtkämpfe um die früheren Infineon-Chefs Ulrich Schumacher und Wolfgang Ziebart wach. Wenn der Aufwärtstrend halten soll, muss jetzt der Aufsichtsrat ran.
Das Interview mit iSuppli-Experte Sideco lesen Sie hier
Investor-Info
Der Konzern
Starke Erholung
Für das Geschäftsjahr 2009/10 (bis Ende September)
erwarten die Analysten der Deutschen Bank einen deutlichen Umsatzanstieg um knapp 42 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Die drei größten Chipsparten Automotive (28,7 Prozent), Industrial und Multimarket (30,6 Prozent) sowie Mobilfunk (28,2 Prozent) haben daran ähnlich große Anteile. Der kleine Bereich Chip- und Sicherheitskarten bringt neun Prozent des Umsatzes. Die operative Marge (Ebit) des Konzerns soll mit 12,1 Prozent deutlich über den zu Jahresbeginn angepeilten zehn Prozent liegen – allerdings immer noch ein gutes Stück entfernt von den mittelfristig angestrebten 15 Prozent.
Was die Sparte wert sein könnte
Bis zu zwei Milliarden Euro
Gemessen an den 1,2 Milliarden Euro Umsatz der erfolgreich sanierten Handychipsparte und an den Preisen, die bei ähnlichen Transaktionen bezahlt wurden, könnte Infineon dafür zwischen 1,2 und 1,7 Milliarden Euro bekommen. Unicredit-Analyst Andreas Hollfelder hält sogar zwei Milliarden Euro für möglich. Kunden wie Apple, Samsung, Nokia und LG sowie die ausgelagerte Fertigung machen die Sparte begehrenswert.
Die Aktie
Handychipsparte im Fokus
Die Produktion in allen Sparten ist ausgelastet. Bei Chips für Autobauer und Industriekunden liegt die Produktion bei Infineon schon über dem Spitzenniveau von 2008. Weitere Steigerungen werden also schwierig. Bisher verharrt die Aktie deshalb im Seitwärtstrend. Die Handychipsparte hat dank des Booms bei iPhone und iPad aber noch Potenzial. Auch ein hoher Spartenverkaufspreis oder ein Joint Venture zur Risikobegrenzung wären Kurstreiber.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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09.01.2025 | Infineon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
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18.12.2024 | Infineon Outperform | Bernstein Research | |
18.12.2024 | Infineon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
06.12.2024 | Infineon Buy | Jefferies & Company Inc. |
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09.12.2024 | Infineon Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
18.11.2024 | Infineon Halten | DZ BANK | |
13.11.2024 | Infineon Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
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29.10.2024 | Infineon Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
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30.06.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
09.06.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
12.05.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
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