Investor Howard Marks: Warum Value-Investoren nicht zwangsläufig auf Apple & Co. verzichten müssen
Der US-amerikanische Investor, Autor und Mitbegründer des kalifonischen Vermögensverwalters Oaktree Capital Management Howard Marks, der auch Warren Buffett zu seinen Fans zählen kann, befasst sich in seinem neuesten Memo mit dem Konflikt zwischen Growth- und Value-Investing.
Werte in diesem Artikel
• Trennung zwischen Value und Growth ist aus der Mode
• Auch Buffett ist längst kein 100-prozentiger Value-Investor mehr
• Der wahre Wert bemisst sich nicht nur am Inventar
Howard Marks wurde am 23. April 1946 in London geboren und lebt gegenwärtig in den USA. Mit einem Nettovermögen von rund 2,2 Milliarden US-Dollar zählt der nun 72-Jährige laut Forbes zu den 1.000 reichsten Menschen der Welt. Der Investor, Schriftsteller, Mitbegründer und Mitvorsitzende von Oaktree Capital Management, einer in Los Angeles ansässigen Vermögensverwaltungsgesellschaft, die sich vornehmlich im Bereiche Private Equity bewegt, ist darüber hinaus für seine legendären Memos bzw. Denkschriften bekannt, welche er mehrmals jährlich zu gewissen Finanzmarktthemen veröffentlicht.
Selbst Warren Buffett lässt sich kein Memo entgehen
Zu den Fans von Howard Marks zählt auch der Multimilliardär Warren Buffett. "Wenn ich ein Memo von ihm in meine Mailbox sehe, ist es das Erste, was ich öffne und lese", so Buffett in Bezug auf die Niederschriften von Marks.
Howard Marks wurde jedoch nicht nur durch seine beliebten Denkschriften berühmt, sondern vor allem auch durch seine beiden Bücher, "Mastering the Market Cycle" und "The Most Important Thing", die in der Finanzszene zu echten Pflichtlektüren aufgestiegen sind. Entsprechend dieser Laufbahn genießen an der Wall Street nur wenige Personen mehr Respekt als Howard Marks. So kommt es auch, dass seinen unregelmäßig erscheinenden Denkschriften stets große Beachtung geschenkt wird.
Something of Value - Howard Marks aktuellste Denkschrift
Das aktuellste Memo von Howard Marks trägt den Titel "Something of Value" was auf Deutsch soviel bedeutet wie "Etwas von Wert". Der Autor beschäftigt sich dabei mit den zentralen Unterschieden zwischen Growth und Value, wobei er erst durch seinen Sohn auf die neuesten Trends der Wall Street aufmerksam gemacht wurde.
"Wie ich bereits berichtet habe, ist [mein Sohn] Andrew ein professioneller Investor, der sich auf langfristige Investitionen in sogenannte 'Wachstumsunternehmen' und insbesondere in Technologieunternehmen konzentriert. Er hatte ein großartiges Jahr 2020 und es ist schwer, seinen Erfolg abzustreiten. Unser Zusammenleben [aufgrund der Pandemie] hat mich dazu gebracht, mit ihm zu sprechen und viel über Themen nachzudenken, für die ich zuvor nicht viel Zeit aufgewendet hatte", so Marks in seinen einleitenden Worten der Denkschrift.
"Heutzutage geht es häufig nur um die Aussichten von 'Value'-Investitionen. 'Wachstums'-Aktien haben in den letzten 13 Jahren ihren 'Wert' jedoch deutlich übertroffen - so lange, dass mich die Leute nun fragen, ob dies ein dauerhafter Zustand sein wird. Meine ausführlichen Gespräche mit Andrew führten mich zu dem Schluss, dass der [Kampf zwischen Value und Growth] den Anlegern in der sich schnell verändernden Welt, in der wie leben, nicht gut tut", so der Autor weiter.
Howard Marks Grundprinzipien des Value-Investings
Für Howard Marks ist das klassische Value-Investing die Schlüsseldisziplin in der Investment-Welt. Diese Methode "besteht darin, zu quantifizieren, was etwas an sich wert ist, hauptsächlich basierend auf seinen grundlegenden Cashflow generierenden Fähigkeiten, und es zu kaufen, wenn sein Preis einen bedeutenden Abschlag von diesem Wert darstellt", so der Experte.
Dabei sieht Marks den Schlüssel zum Erfolg nicht in einer perfekten mathematischen Berechnung des Discounted-Cashflows bzw. einer anderen Bewertungsmethode, sondern darin, "überlegene Beurteilungen hinsichtlich der relevanten Eingaben vorzunehmen", so der Investor weiter. Nach der Einschätzung von Marks ist es in diesen Zusammenhang von zentraler Bedeutung, dass sich Anleger stets im Klaren darüber sind, "dass es sich bei den von ihnen gekauften Wertpapieren nicht nur um ein Stück Papier handelt, sondern vielmehr um Eigentumsanteile an […] tatsächlichen Unternehmen", so Marks.
Für gute Value-Investoren ist es, nach der Auffassung von Marks, somit essenziell, der emotionalen Anziehungskraft von Marktzyklen zu widerstehen und nur Entscheidungen zu treffen, die fundamental begründet werden können. Die Grundprinzipien des Milliardärs lassen sich somit leicht zusammenfassen.
So sollten Investoren ihren Fokus ausschließlich auf den Wert und nicht auf den Preis einer Aktie legen, was gleichzeitig damit einhergeht, dass jeder Value-Investor eine starke emotionale Disziplin besitzen sollte. Außerdem müssen Value-Investoren, nach der Auffassung des Investmentexperten, verinnerlichen, dass "attraktive Anlagen [erst dann] entstehen, wenn zwischen dem Preis, zu dem etwas auf dem Markt angeboten wird, und dem tatsächlichen Grundwert" eine gewisse Differenz besteht.
Der unsinnige Kampf zwischen Wert und Wachstum
Zwar sieht sich Howard Marks selbst auch als Value-Investor, dennoch rät er in seinem Memo davon ab, eine strenge Abgrenzung zwischen Value- und Growth-Investor vorzunehmen. "Irgendwann entwickelten die Lager des Wertes und des Wachstums fast die gleiche Leidenschaft wie rivalisierende politische Fraktionen. Sie haben dem einen oder anderen die Treue geschworen, und so treffen sie ihre zukünftigen Investitionen. Sie glaubten, ihr Weg sei der einzige und schauten auf die Praktizierenden der anderen [Theorie] herab", so Marks in Bezug auf die strickte Abgrenzung zwischen Wert und Wachstum.
Die Unterschiede dieser beiden Lager macht der Experte dabei an einem speziellen Punkten fest. Während Wachstumsinvestoren, nach der Meinung von Marks, einen starken Glauben an unbewiesene Geschäftsmodelle haben, die von Zeit zu Zeit schwerwiegende Rückschläge erleiden können, konzentrieren sich Wertinvestoren eher auf die heutigen Cashflows und Vermögenswerte.
Trotz bestimmter Unterschiede und Differenzen dieser beiden Investmentstrategien spricht laut Marks dennoch nichts dagegen, beide Strategien zusammenzuführen. "Sowohl [Benjamin] Graham als auch Buffett erzielten Erfolge mit einer Vielzahl von Stilen und betrachteten Value-Investing vor allem als die Einhaltung grundlegender Geschäftsanalysen, die von der Untersuchung der Marktpreisbewegungen getrennt waren", so der Experte.
Buffetts unbeabsichtigter Einfluss auf die Value-Szene
Marks weist in diesem Zusammenhang darüber hinaus darauf hin, dass selbst Buffett, "der Schutzpatron der Value-Investoren", strenggenommen kein 100-prozentiger Value-Investor mehr ist. Das macht der Experte hauptsächlich an der jüngsten Investition in Apple fest, welche mittlerweile zu den erfolgreichsten Anlagen des Altmeisters zählt.
"Während Buffett seit langem verstanden hat, dass die Aussichten eines Unternehmens ein enormer Bestandteil seines Wertes sind, hat seine generelle Vermeidung von Technologiewerten während seiner gesamten Karriere möglicherweise dazu geführt, dass die meisten Value-Investoren diese Aktien unbeabsichtigt boykottierten", so die Einschätzung von Marks.
Entsprechend geht Marks davon aus, dass gerade Buffetts und Grahams Paradigmen dazu geführt haben, dass sich die Fronten zwischen Value- und Growth-Investoren immer weiter verhärtet haben. Eine strenge Abgrenzung dieser beiden Theorien hält der Experte jedoch für Unsinn.
"Es gibt ein Sprichwort: 'Für den Mann mit dem Hammer sieht alles aus wie ein Nagel.' Die viel diskutierte Unterscheidung zwischen Wert und Wachstum lassen einige Leute glauben, sie hätten nur Hämmer, obwohl sie möglicherweise Zugang zu einer ganzen Werkzeugkiste haben. Jetzt leben wir in einer komplexen Welt, in der eine Reihe von Werkzeugen für den Erfolg erforderlich sind", so der Finanzmarktexperte in Bezug auf die unsinnige Unterscheidung zwischen Wert und Wachstum.
Investoren müssen alte Denkmuster überwinden
"Bei Value-Investments muss es nicht unbedingt um Kennzahlen mit niedrigen Bewertungen gehen. Wert kann in vielen Formen gefunden werden. Die Tatsache, dass ein Unternehmen schnell wächst, für seinen Erfolg auf immaterielle Vermögenswerte wie Technologie angewiesen ist und/oder ein hohes KGV aufweist, sollte nicht bedeuten, dass" es sich nicht für Value-Investoren eignet, so Marks in seinem abschließenden Kapitel seiner Denkschrift.
"Die Tatsache, dass ein Wertpapier hohe Bewertungskennzahlen aufweist, bedeutet nicht, dass es überteuert ist, und die Tatsache, dass ein anderes Wertpapier niedrige Bewertungskennzahlen aufweist, bedeutet nicht, dass es ein Schnäppchen ist", so Marks weiter.
"Wenn Sie ein Unternehmen mit der sprichwörtlichen Lizenz zum Gelddrucken finden, beginnen Sie nicht mit dem Verkauf seiner Aktien, nur weil sie eine gewisse Wertschätzung vorgenommen haben. Sie werden in ihrem Leben nicht viele solcher Gewinner finden, und Sie sollten das aus denen herausholen, die sie finden", so Howard Marks in einer seiner Schlussbemerkungen der Denkschrift.
Abschließend lässt sich also feststellen, dass die Quintessenz des neuesten Memos von Howard Marks mit dem Titel "Something of Value" darin besteht, dass eine strikte Trennung zwischen Wachstum und Wert bzw. Growth und Value keinesfalls mehr zeitgemäß ist. Laut Marks besteht die hohe Kunst des Investierens nun vielmehr darin, beide Investmentstrategien zu vereinen und nicht abzugrenzen. Dementsprechend sollten sowohl Value- als auch Growth-Investoren nun einen Blick über ihren Wahrnehmungshorizont hinauswerfen.
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net
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