Glyphosat-Klagen gegen Bayer: Mediator hofft auf raschen Vergleich - Aktie steigt
Die US-Klagewelle gegen Bayer wegen angeblicher Krebsgefahren von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff Glyphosat reißt nicht ab, doch es könnte offenbar schon bald einen Vergleich geben.
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Der im Rechtskonflikt vermittelnde Mediator Ken Feinberg sagte dem Finanzdienst Bloomberg am Donnerstag (Ortszeit), er sei "verhalten optimistisch", dass innerhalb etwa eines Monats eine Einigung zwischen Bayer und den Klägern erzielt werden könnte. Zu den Bedingungen eines möglichen Vergleichs wollte der US-Staranwalt, der im Juni als Verhandlungsführer verpflichtet wurde, sich nicht äußern.
Nach Angaben Feinbergs ist die Anzahl der Klagen inzwischen auf 75 000 bis 85 000 oder sogar noch mehr angestiegen. Dem widersprach Bayer jedoch in einer Stellungnahme. Bei der Zahl handele es sich um eine "spekulative Schätzung", die potenzielle Kläger umfasse, die ein möglicher Vergleich umfassen könnte. Die Bayer bislang tatsächlich zugestellten Klagen hatte der Konzern zuletzt im Oktober mit etwa 42 700 angegeben, was bereits mehr als eine Verdopplung gegenüber Juli entsprach. Nun teilte das Unternehmen mit, dass die Anzahl zwar weiter gestiegen sei, aber "deutlich unter 50 000" liege.
Bayer hatte sich 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto immense Rechtsrisiken ins Haus geholt. Die ersten drei US-Prozesse wegen angeblich krebserregender Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto hatte Bayer verloren und hohe Schadenersatz-Urteile kassiert. Der Konzern hat die Schuldsprüche jedoch angefochten und erhielt in einem Berufungsverfahren zuletzt Unterstützung von der US-Regierung, deren Umweltbehörde EPA das umstrittene Pflanzengift Glyphosat nicht als krebserregend einstuft.
Die meisten Analysten erwarten, dass sich das Unternehmen über kurz oder lang auf einen milliardenschweren Vergleich mit den zahlreichen Klägern in den USA einigt. Darauf dringen auch die zuständigen Gerichte. Nach dem letzten Prozess im Mai waren alle weiteren geplanten Gerichtsverhandlungen im vergangenen Jahr verschoben worden. Trotz der laut Mediator Feinberg offenbar voranschreitenden Gespräche über einen Vergleich stehen noch vereinzelt Prozesse auf der Agenda. Laut Bloomberg soll bereits an diesem Freitag einer in Kalifornien und ein weiterer in St. Louis beginnen.
So reagiert die Bayer-Aktie
Hoffnungen auf einen womöglich kurz bevorstehenden Vergleich haben den Bayer-Aktien am Freitag weiteren Schwung verliehen. Die Papiere des Pharma- und Agrarchemieunternehmens stiegen im ebenfalls festeren DAX bis Handelsschluss um 0,66 Prozent auf 75,25 Euro, nachdem sie zeitweise bis auf 76,11 Euro zugelegt hatten.
"Schockierend hoch" sei die Zahl der Klagen, sagte ein Händler. Er schränkte aber ein, dass dies angesichts des aggressiven Werbens von US-Anwälten um Kläger letztlich nicht verwundere. Dagegen sei es positiv, dass die Verhandlungen um eine Beilegung der Auseinandersetzungen allem Anschein nach erstaunlich gut voran kämen.
Das hob auch Analyst Ulrich Huwald von Warburg Research hervor: "Eine rasche Lösung ist im Interesse der Investoren", betonte er. Allerdings sei auch der Preis entscheidend, und da die Anzahl der Klagen inzwischen ein seinen Worten nach "besorgniserregendes Niveau" erreicht hat, rät er, vorerst lieber an der Seitenlinie zu bleiben.
Im Falle einer Einigung gibt es laut Alistair Campbell vom Investmenthaus Liberum je nach Höhe der Entschädigungssumme an die Kläger deutlich Luft nach oben für den Kurs der Bayer-Aktie. Campbell schätzt, dass immer noch eine Belastung von rund 25 Milliarden Euro im Kurs eingepreist sei, was mehr sein dürfte als Bayer am Ende wohl zahlen wolle. Entsprechend könnte der Kurs nach einer Einigung in Richtung 80 bis 90 Euro steigen.
Die Hoffnung auf einen baldigen Vergleich sowie die indirekte Unterstützung der US-Regierung hatten dem wegen der Glyphosat-Klagen arg gebeutelten Aktienkurs zuletzt immer wieder mal Auftrieb verliehen. Seit dem Mehrjahrestief von 52,02 Euro im Juni 2019 haben sich die Papiere mittlerweile um knapp 46 Prozent erholt. Allerdings kosten sie immer noch fast ein Fünftel weniger als vor der ersten Prozessniederlage im August 2018.
/hbr/DP/zb
NEW YORK (dpa-AFX)
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