Gewinn gesteigert

Telekom-Aktie steigt deutlich: Deutsche Telekom wächst schneller und übertrifft Erwartungen

19.02.20 17:55 Uhr

Telekom-Aktie steigt deutlich: Deutsche Telekom wächst schneller und übertrifft Erwartungen | finanzen.net

Die Deutsche Telekom hat im vierten Quartal 2019 erneut ein Gewinnplus erzielt und will 2020 weiter wachsen.

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Die Gewinnkennziffern fielen bis auf das bereinigte Ergebnis besser als erwartet aus.

Im Quartal legte der Umsatz um 5,4 Prozent auf 21,361 Milliarden Euro zu. Analysten hatten im Median Erlöse nur von 21,024 Milliarden Euro veranschlagt. Die Telekom wuchs dabei organisch um 3,3 Prozent, nachdem es im Vorquartal 1,7 Prozent gewesen waren. Günstige Wechselkurseffekte vor allem wegen des starken US-Dollar trugen zum Umsatzplus bei, hinzu kam ein Zukauf in den Niederlanden. Alle vier Geschäftsbereiche wuchsen beim bereinigten EBITDA AL, das galt auch für die Umsätze.

Das um Sondereffekte bereinigte Konzern-EBITDA after Leases (AL), mit dem die Telekom ihre operative Ertragskraft misst, stieg um 8,2 Prozent auf 6,030 Milliarden Euro. Hier hatten Analysten der Telekom mit 5,991 Milliarden Euro weniger zugetraut.

Unter dem Strich verdiente die Telekom von Oktober bis Dezember bereinigt 1,016 Milliarden Euro nach 796 Millionen Euro im Vorjahr. Hier hatten Analysten mit 1,059 Milliarden Euro etwas mehr erwartet. Unbereinigt machte das Nettoergebnis einen Sprung von minus 431 Millionen auf plus 654 Millionen Euro. Die Telekom war im Vorjahreszeitraum durch negative Sondereffekte von 1,2 Milliarden Euro belastet worden und war damals deshalb in die Verlustzone gerutscht.

Der freie Cashflow AL, eine von Analysten stark beachtete Kennziffer zur Messung der Finanzkraft, lag zum Ende des vierten Quartals mit rund 1,763 Milliarden Euro um 22,6 Prozent über dem Vorjahreswert. Hier hatte die Konsensschätzung auf 1,693 Milliarden Euro gelautet.

Im gesamten Jahr 2019 legte der Umsatz um 6,4 Prozent auf 80,5 Milliarden Euro zu. Analysten hatten im Median Erlöse von 80,193 Milliarden Euro veranschlagt. Die Telekom wuchs dabei organisch um 2,8 Prozent. Das um Sondereffekte bereinigte Konzern-EBITDA after Leases (AL) stieg um 7,2 Prozent auf 24,731 Milliarden Euro. Hier hatten Analysten der Telekom mit 24,689 Milliarden Euro etwas weniger zugetraut. Unter dem Strich verdiente die Telekom 2019 bereinigt 4,948 Milliarden Euro nach 4,545 Milliarden Euro im Vorjahr. Hier hatten Analysten 4,890 Milliarden Euro erwartet.

Im laufenden Jahr will der DAX-Konzern weiter wachsen. Das bereinigte EBITDA AL soll 25,5 Milliarden Euro erreichen und der Umsatz weiter steigen. Der freie Cashflow AL soll bei 8 Milliarden Euro liegen.

Einen Teil ihres Erfolgs hat die Telekom ihrer US-Tochter T-Mobile US zu verdanken. Diese hat bereits vor gut zwei Wochen beeindruckenden Geschäftszahlen vorgelegt, die bei der Umrechnung von Dollar in Euro wegen der Stärke der US-Währung noch einmal besser aussahen. Der Umsatz in den USA stieg im Quartal um 7,7 Prozent auf 10,791 Milliarden Euro, das bereinigte EBITDA AL legte um 6,9 Prozent auf 2,710 Milliarden Euro zu. Das US-Geschäft ist deutlich größer für die Telekom als der Heimatmarkt Deutschland, der beim Umsatz um 1 Prozent auf 5,669 Milliarden Euro zulegte und beim bereinigten EBITDA AL um 2,4 Prozent auf 2,205 Milliarden.

In Europa wuchs die Telekom um 3 Prozent auf 3,225 Milliarden Euro. Das lange Zeit schwächelnde Systemgeschäft wuchs im Quartal wieder, der Umsatz stieg um 0,2 Prozent, das bereinigte EBITDA AL sogar um 35,7 Prozent auf 156 Millionen Euro.

Die Deutsche Telekom will das starke vergangene Geschäftsjahr als Steilvorlage für die anstehende Megaübernahme in den USA nutzen. Nach einem möglichst schnellen Abschluss der Fusion der US-Tochter T-Mobile US mit dem Rivalen Sprint will Telekom-Chef Tim Höttges mit dann 140 Millionen US-Kunden den Platzhirschen Verizon und AT&T die Marktführerschaft streitig machen. 2019 konnte er auf breiter Front Erfolge vorweisen, auch bei einstigen Sorgenkindern. Die T-Aktie stieg am Mittag nach der guten Kursentwicklung der letzten Tage noch einmal deutlich.

Zwar sind noch einige kleinere Hürden aus dem Weg zu räumen. Unter anderem könnte die Telekom versuchen, die ausgelaufene Fusionsvereinbarung mit dem Sprint-Eigner Softbank noch einmal nachzuverhandeln. Höttges wollte dazu keine Angaben machen. Aktuell sei aber keiner der Partner mehr an die einst im April 2018 getroffene Vereinbarung gebunden - Gespräche sind also mindestens nötig.

In Kalifornien steht noch ein Rechtsverfahren um den Deal aus, doch den größten Brocken hat das Unternehmen zuletzt überwunden. Finanzchef Christian Illek sprach angesichts des Urteilsspruchs vor einem New Yorker Gericht von einem "Slam Dunk" - sozusagen einem problemlosen Erfolg für die Telekom. Die gegnerische Seite will auch nicht mehr in Berufung gehen.

So reagiert die Aktie

Die soliden Quartalszahlen der Deutschen Telekom und ein überraschend stark erwarteter Barmittelfluss im laufenden Jahr haben die Anleger am Mittwoch überzeugt. Sie griffen zu und kauften T-Aktien. Immerhin ist der freie Barmittelfluss (Free Cashflow) eine wichtige Kenngröße, wenn es um die künftigen Dividenden geht.

Zum Handelsschluss gewannen die Papiere des Bonner Unternehmens via XETRA im allgemein freundlichen Marktumfeld 4,15 Prozent auf 16,55 Euro und erklommen die DAX-Spitze.

Händler und Analysten sprachen von soliden, leicht über den Erwartungen ausgefallenen Quartals- und Jahreszahlen. Der Ausblick auf das Jahr 2020 wurde zwar als durchwachsen beurteilt, die Aussagen zum freien Barmittelfluss jedoch unisono als starkes Signal gewürdigt.

"Die vorgelegten Zahlen sollten die Anleger beruhigen, denn sie verdeutlichen ein moderates, aber nachhaltiges Wachstum innerhalb der gesamten Konzerngruppe", urteilte etwa Goldman-Analyst Andrew Lee.

Da die Tochter T-Mobile US ihren Quartalsbericht bereits veröffentlicht hatte, waren ihm zufolge vor allem die Umsatztrends in Deutschland von Interesse. Und diese hätten sich verbessert, lobte Lee. Von Quartal zu Quartal betrachtet, habe sich sowohl das Wachstum in der Festnetz- als auch in der Mobilfunksparte beschleunigt. Zudem stimmten die Resultate und der Ausblick 2020 weitgehend mit den Mehrjahreszielen überein, die das Management während des Kapitalmarkttages im Mai ausgegeben habe.

Händler und Analysten wie die von JPMorgan oder Kepler Cheuvreux lobten insbesondere die Aussagen zum freien Barmittelfluss im angelaufenen Jahr. "Das in Aussicht gestellte Wachstum beim freien Cashflow für 2020 von 14 Prozent liegt deutlich über der Konsensschätzung", sagte ein Händler. Die Investitionsausgaben für 2020 wurden von der Telekom mit rund 13 Milliarden Euro zugleich etwas tiefer als bislang veranschlagt.

Analyst Akhil Dattani von JPMorgan sah zugleich aber in der Konzernschätzung für das operative Jahresergebnis (Ebitda) einen kleinen Wermutstropfen. Die avisierten 25,5 Milliarden Euro lägen leicht unter seiner Prognose, schrieb er.

Kritischer äußerte sich derweil Jefferies-Analyst Ulrich Rathe. Zwar habe sich die Deutsche Telekom plangemäß entwickelt, doch das dürfte seines Erachtens wenig daran ändern, dass dieser Plan wettbewerbliche und branchenpolitische Risiken berge.

DJG/jhe/sha

FRANKFURT (Dow Jones) / BONN (dpa-AFX)

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Bildquellen: Deutsche Telekom, M DOGAN / Shutterstock.com

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