gettex: Gedämpfte Erwartungen
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Deutlicher, aber kurzer Schub durch Zinsentscheidungen: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche ein Plus verzeichnet. Verantwortlich dafür waren nach einem verhaltenen Wochenstart kräftige Kurssteigerungen am vergangenen Donnerstag, als die Ergebnisse der Ratssitzungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) die Anleger in Kauflaune versetzten. Zwar hatten beide Notenbanken die Zinsen jeweils wie erwartet angehoben und weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, allerdings hofften viele Marktteilnehmern dennoch auf eine weniger starke geldpolitische Straffung in der Zukunft. Gut aufgenommene Unternehmenszahlen wie die von Infineon befeuerten die gute Stimmung zusätzlich. Letztere erhielt aber bereits am vergangenen Freitag wieder einen Dämpfer durch die US-Arbeitsmarktzahlen. Diese waren unerwartet stark ausgefallen und brachten die Sorgen zurück, die Fed würde ihren Zinsstraffungskurs nicht verlangsamen.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) gewann im Wochenvergleich 2,2 Prozent auf 15.476,43 Punkte. Der MDax legte um 2,4 Prozent auf 29.778,59 Zähler zu. Der TecDax kletterte um 4,2 Prozent auf 3.338,57 Punkte. Der m:access All-Share kam um 0,6 Prozent voran auf 1.813,39 Zähler.
Das größte Wochenplus im Dax wiesen mit 9,4 Prozent die Titel von Siemens Healthineers aus. Die Marktteilnehmer führten die als durchwachsen beurteilten Zahlen des Medizintechnikkonzerns auf Lieferketten-Schwierigkeiten zurück, die zunehmend abklingen sollten, und setzten auf die zukünftige Entwicklung. Gefragt waren auch Automobilwerte, hier trieben unter anderem gut aufgenommene Zahlen von General Motors. Die Titel von Porsche zogen um 8,4 Prozent an, BMW verteuerten sich um 4,8 Prozent, Volkswagen um 4,5 Prozent und Mercedes Benz um 4,2 Prozent. Dagegen musste Hannover Rück einen Kursrückgang um 4,0 Prozent hinnehmen, der Rückversicherer hatte mit seinem Ausblick enttäuscht. Der Kurs der Münchener Rück litt mit und büßte 3,0 Prozent ein. Im MDax kletterten die Titel von Sixt auf Wochensicht um 12,2 Prozent, der Autovermieter profitierte unter anderem von positiven Analysteneinschätzungen zum Reisesektor.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche unter erheblichen Schwankungen zugelegt. Besonders nach der Entscheidung der EZB am vergangenen Donnerstag ging es deutlich aufwärts, da viele Anleger perspektivisch auf eine weniger entschlossene Straffung der Geldpolitik setzten. Für Druck auf die Bundespapiere sorgten dagegen festere Konjunkturdaten aus dem Euroraum sowie die US-Arbeitsmarktdaten, durch die aus Sicht der Marktteilnehmer die Möglichkeit eines strafferen Kurses der Notenbanken gestiegen war. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe ging im Wochenvergleich von 2,23 auf 2,18 Prozent zurück. Die Umlaufrendite sank von 2,25 auf 2,14 Prozent.
Die US-Aktienbörsen haben die vergangene Woche uneinheitlich beschlossen. Belastet wurden die Notierungen vor allem am vergangenen Freitag von unerwartet stark ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten, mit Enttäuschung aufgenommenen Zahlen der Technologie-Riesen Amazon und Alphabet und Gewinnmitnahmen bei den zuvor sehr gut gelaufenen Tech-Werten. Der Dow-Jones-Index ging im Wochenvergleich um 0,2 Prozent auf 33.926,01 Punkte zurück. Der breiter gefasste S&P-500-Index legte dagegen um 1,6 Prozent zu auf 4.136,48 Zähler. Der von Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index verbesserte sich um 3,3 Prozent auf 12.573,36 Punkte.
Ausblick
Die Ratssitzungen der EZB und Fed sind zwar gerade vorbei, die Geldpolitik wird aber auch in der aktuellen Woche Thema an den deutschen Aktienbörsen bleiben. Zuletzt hatten gute US-Arbeitsmarktzahlen und stärkere Konjunkturdaten die Hoffnungen gedämpft, die beiden Notenbanken könnten ihren Kurs der gelpolitischen Straffung abschwächen. Insofern dürfte sich der Blick der Anleger auch auf die anstehenden Wirtschaftszahlen richten und diese auf ihre möglichen Auswirkungen auf die Geldpolitik hin analysieren. Hierzulande stehen dabei neben den Auftragseingängen und der Produktion in der Industrie die eigentlich bereits für vergangenen Woche zur Veröffentlichung geplanten Inflationszahlen im Fokus - das Statistische Bundesamt hatte deren Bekanntgabe wegen eines technischen Problems überraschend verschieben müssen. Neues in Sachen Geldpolitik könnten auch Reden verschiedener Notenbanker bringen, zumal auch Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Chefin Christine Lagarde sprechen werden.
Daneben dürften wichtige Impulse für das hiesige Marktgeschehen von Unternehmensseite kommen, in der aktuellen Woche legen etliche Konzerne ihre Zahlen vor. So berichten aus dem Dax unter anderem Qiagen, Siemens, Siemens Energy und der "Dax-Aussteiger" Linde. Zu Beginn der Handelswoche könnten bei Technologietiteln zudem noch die enttäuschenden Nachrichten von den US-amerikanischen Branchengrößen vom vergangenen Freitag nachwirken.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 06.02.: Werkaufträge in Deutschland; Einzelhandelsumsätze in der Eurozone
Dienstag, 07.02.: Industrieproduktion in Deutschland; Handelsbilanz der USA
Donnerstag, 09.02.: Verbraucherpreise in Deutschland; Wachstumsprognose der Europäischen Kommission
Freitag, 10.02.: Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Verbraucherpreise in China
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