Analyst: Die neue Tesla-Aufsichtsratschefin Denholm ist langweilig
Der Elekroautobauer Tesla bekam in den vergangenen Monaten viel negative Presse, die vor allem durch den charismatischen Unternehmenschef Elon Musk befeuert wurde. Bis vor Kurzem hatte er zusätzlich zum CEO-Posten auch noch den Vorsitz im Verwaltungsrat inne, diesen hat er nun an Robyn Denholm abgegeben.
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Die 55-jährige neue Aufsichtsratschefin konnte bereits Erfahrung in diversen anderen börsengehandelten Unternehmen sammeln, in denen sie wichtige Positionen besetzte. So arbeitete sie beispielsweise neun Jahre bei Juniper Networks im Bereich Finanzen und stieg dort zum CFO auf. Auch bei der Technologie-Firma Sun Microsystems war sie einige Jahre tätig, Erfahrung in der Autobranche hat sie bereits bei Toyota gesammelt. Zuletzt war sie bei dem australischen Telekommunikationsunternehmen Telstra beschäftigt, wo sie erst vor einem Monat zum CFO ernannt wurde und eigentlich bei der für das Unternehmen wichtigen Umstrukturierung helfen sollte. Nach ihrer sechsmonatigen Kündigungsfrist bei Telstra wird sich Denholm dann allerdings komplett auf ihren Job als Aufsichtsratsvorsitzende bei Tesla konzentrieren.
Gegengewicht zu Musk
Die Meinungen von Analysten und Experten zur Ernennung Denholms zur Verwaltungsratschefin gehen auseinander. Da sie seit 2014 im Tesla-Gremium sitzt, ist die Befürchtung, dass sie zu tief in den innersten Zirkel des Unternehmens eingetaucht ist, um wirklich etwas zu verändern, nicht unbegründet. Allerdings zählten Beobachter sie schon immer zu den unabhängigen Direktoren im Aufsichtsrat.
Die Kernaufgabe, die die Australierin in ihrer neuen Position nun hat: Ein wichtiges Gegengewicht zu Musk zu sein und ihn zu kontrollieren. Denn der Ex-Verwaltungsratsvorsitzende und Immer-noch-CEO hat sich in den vergangenen Monaten so einiges geleistet. In einem Tweet am 7. August kündigte er an, Tesla von der Börse nehmen zu wollen, die Finanzierung dafür sei gesichert. Nur drei Wochen später zog er diese Äußerung zurück, vor Konsequenzen war er aber nicht gefeit: Die US-Börsenaufsicht SEC forderte von Tesla und Musk eine Strafzahlung in Höhe von 20 Millionen US-Dollar, außerdem einigte sich der von vielen als Visionär gefeierte Tesla-Chef mit der SEC darauf, seinen Doppelposten aufzugeben und drei Jahre auf seinen Vorsitz im Verwaltungsrat zu verzichten.
Denholm ist eine eher langweilige Wahl
Diesen Posten besetzt nun Denholm. Dass die Wahl auf sie gefallen ist, ist nicht gerade spektakulär, viele reden eher von einer langweiligen Entscheidung. Im Vorfeld waren brisantere Persönlichkeiten im Gespräch, die den Job hätten übernehmen können, wie beispielsweise die Facebook-COO Sheryl Sandberg oder der US-Starinvestor Warren Buffett.
Doch Denholm und die mit ihr verbundene "Langeweile" könnte genau das sein, was das gebeutelte Unternehmen nun braucht. Diese Ansicht vertritt zumindest der Automobil-Analyst Jamie Albertine. Nach der Bekanntgabe ihrer Ernennung am vergangenen Mittwoch, reagierte der Markt moderat. Nicht einmal ein ganzes Prozent im Plus schloss die Tesla-Aktie am Donnerstag höher als am Vortag. "Langweilig wäre am 7. August wirklich gut gewesen", erklärte Albertine gegenüber CNBC. Damit spielt er auf den polarisierenden Tweet von Musk an, das Unternehmen zu privatisieren, das den Wert der Aktie auf einen mehr als volatilen Kurs schickte. Auch wenn Musk via Twitter nicht gerade erklärt, Tesla von der Börse nehmen zu wollen, sondern softere News bezüglich des E-Auto-Bauers verkündet, reagieren die Marktteilnehmer häufig heftig.
Kontrolle von Musk-Tweets
Mit Denholm an der Spitze des Aufsichtsrates könnte somit Ruhe und Stabilität einkehren. Die Aufmerksamkeit des Marktes könnte weg von Musk selbst und hin zu den wichtigen Unternehmenszahlen gelenkt werden. In ihrem neuen Amt hat Denholm nämlich auch die Aufgabe, das Unternehmen betreffende Tweets des Firmenchefs im Vorhinein freizugeben. Undurchdachte, zu schnell abgesetzte Kurznachrichten von Musk könnten dann der Vergangenheit angehören.
John Wilson von der Cornerstone Capital Group vertritt die Meinung, dass der ideale Aufsichtsratsvorsitzende jemand ist, der keine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Mit dieser Definition ist Musk nicht gerade der beste Kandidat, um diesen Posten zu besetzen. Die Wahl von Denholm sieht Wilholm aber positiv: "Ich kann mir vorstellen, dass man einen sehr schnellen Effekt sehen wird, wenn sie ihren Job macht", erklärte er gegenüber CNBC. Denholms Job wird nicht gerade einfach sein. Den zügellosen Musk zähmen und gleichzeitig Tesla hin zur Profitablität zu bringen, das im dritten Quartal dieses Jahres erstmals seit zwei Jahren schwarze Zahlen schrieb. Ob Denholm das schaffen kann, bleibt abzuwarten.
Theresa Rauffmann / Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Josh Edelson/AFP/Getty Images, Katherine Welles / Shutterstock.com
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