Deutsche Bank: Was die Aktie noch taugt
Schöne Bescherung: Nach den Steuerfahndern kam eine Gewinnwarnung. Oder doch nicht? Sicher ist bei den Frankfurtern derzeit nur die Unsicherheit.
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von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
War das nun eine Gewinnwarnung oder nicht? Stefan Krause, Finanzchef der Deutschen Bank, mühte sich am vergangenen Donnerstagnachmittag um Schadensbegrenzung. „Das war keine Gewinnwarnung“, betonte er vor Analysten. „Wir haben nur eine Orientierung gegeben.“
Für Aufregung sorgte dagegen die Meldung vom vergangenen Donnerstag. „Natürlich ist das eine verkappte Gewinnwarnung“, sagte Analyst Konrad Becker. „Und mich stört, dass sie so ungenau formuliert ist in der Höhe der Belastungen, aber auch in deren Zusammensetzung. Man könnte wenigstens eine Dimension angeben oder die Probleme benennen.“
„Solide operative Ergebnisse“
Die Bank hatte die genaue Höhe der Sonderbelastungen im vierten Quartal offen gelassen. In den Kerngeschäftsfeldern habe man dagegen „solide operative Ergebnisse“ erzielt, erklärte Finanzchef Stefan Krause.
Becker, der erst vor Kurzem die Aktie nach langer Abstinenz wieder zum Kauf empfohlen hat, macht das misstrauisch. „Es geht ja nicht nur um den Aufwand für Restrukturierungsprogramme, sondern auch um Rückstellungen, die sich auf konjunkturelle oder juristische Risiken beziehen könnten. Das alles bleibt offen, und deshalb sieht es so aus, als ob der Markt hier auf schlechte Nachrichten vorbereitet wird — möglicherweise sogar auf eine Trendverschlechterung, die über das vierte Quartal hinausgeht.“
Am Mittwoch waren wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung Beamte von Bundeskriminalamt, Bundespolizei und Steuerfahndung in Bataillonsstärke und bewaffnet in die Zentrale einmarschiert. Hintergrund der Durchsuchungsaktion sind millionenschwere Handelsgeschäfte von Deutsche-Bank-Kunden mit sogenannten Emissionszertifikaten. Das sind Verschmutzungsrechte, aus deren Einnahmen der Bund Maßnahmen zur Energiewende finanziert. Ein Händlerring verkaufte diese Zertifikate über mehrere Scheinfirmen in einer Art Umsatzsteuerkarussell, um sich am Ende die Umsatzsteuererstattung unter den Nagel zu reißen. Gegen diesen Händlerring hatte es bereits 2010 eine Großrazzia gegeben. Die Geschäfte wurden über die Deutsche Bank abgewickelt, die nun immer stärker ins Blickfeld der Ermittler gerät. War anfangs nur von Beihilfe zur Steuerhinterziehung die Rede, steht jetzt gegen die Bank der Verdacht auf schwere Steuerhinterziehung und Geldwäsche im Raum.
Den entstandenen Schaden von 310 Millionen Euro hat das Institut bereits beglichen und im Abschluss 2011 berücksichtigt. Brisanz gewann die Aktion der Staatsanwaltschaft vor allem dadurch, dass auch Co-Chef Jürgen Fitschen und Finanzchef Stefan Krause ins Visier der Ermittler gerieten, weil sie die Umsatzsteuererklärung der Bank für 2009 unterschrieben hatten. Zumindest in der Branche hält man das für überzogen. „Es ist nicht Aufgabe eines Vorstands, jedes Detail der Steuerbilanz zu erfassen“, sagte ein Insider. Dass auch innerhalb der Bank Leute über die Vorgänge Bescheid wussten, streitet allerdings kaum jemand ab.
Fazit: Die Bank hat offenbar Baustellen und juristische Risiken. Gleichwohl verfügt das Institut über ein tragfähiges Geschäftsmodell und ist günstig bewertet. Die Gewinnwarnung hat die Märkte verunsichert. Euro am Sonntag bleibt aber bei ihrer Empfehlung.
Kursziel: 41,00 Euro
Stopp: 29,00 Euro
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