Geldanlage-Report Armin Brack

Geldanlage-Report-Kolumne: Citigroup - Strohfeuer oder Trendwende?

17.03.09 08:29 Uhr

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Soll noch einer behaupten mit der Citigroup-Aktie ließe sich kein Geld verdienen: Vier Citigroup-Manager haben unmittelbar vor der überraschenden Bekanntgabe von CEO Vikram Pandit, man habe in den ersten beiden Monaten 2009 profitabel gearbeitet, hohe Aktienpositionen gekauft.

Aufsichtsratsmitglied Roberto Hernandez beispielsweise erwarb am 2. März sechs Millionen Aktien zu einem Durchschnittskurs von 1,25 US-Dollar je Aktie. Wenige Tage später folgte die Ankündigung von Pandit und die Aktie explodierte bis auf über 1,80 US-Dollar. Daraus ergibt sich für Hernandez ein Buchgewinn von satten 3,9 Millionen US-Dollar.

Nun stellt sich natürlich die Frage, inwieweit die Spekulanten bereits davon wussten, dass eine derart positive Meldung veröffentlicht werden würde. Warten wir ab, ob hier eine Untersuchung der Wertpapieraufsichtsbehörde SEC eingeleitet werden wird.

Deutlich wichtiger ist aber die Frage, inwieweit die Ankündigung des Citigroup-CEOs, die vergangenen beiden Monate seien der beste Quartalsstart seit dem dritten Quartal 2007 gewesen, tatsächlich eine Trendwende bedeuten könnte?

*Skepsis ist angebracht

Eine gehörige Portion Skepsis ist angebracht. Und zwar aus zwei Gründen:

Erstens ist nicht klar, wie der berichtete Gewinn genau zustande gekommen ist! Möglich, dass vor allem der Verkauf von Assets und Beteiligungen, also auf gut deutsch: der Verkauf von Tafelsilber, das Ergebnis geschönt hat. Skeptisch sollte hier auch die Tatsache stimmen, dass es sich nicht um eine offizielle Meldung der Citigroup, sondern nur um einen eigentlich internen Brief des CEOs an seine Mitarbeiter gehandelt hat.

Zweitens wird das gigantische Derivate-Risiko, das in bzw. außerhalb der Bilanzen der Citigroup lauert, in den Medien nach wie vor kaum diskutiert. Der Nominalwert aller Derivative in der Hand der Citigroup überstieg zum 30. Juni 2008 die kaum vorstellbare Summe von 37 Billionen US-Dollar.

Noch heikler: 95 Prozent dieser Summe befindet sich in Derivaten, die nur Over-The-Counter gehandelt werden, für die also kein offizieller Markt existiert. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Swaps mit Zins- und Währungsrisiken, teilweise sogar um Währungen von Dritte-Welt-Ländern. Letztere weisen entsprechend ein zusätzlich erhöhtes Risiko auf.

Beispielsweise gibt es in Entwicklungsländern zusätzlich ein erhöhtes politisches Risiko. So wird im indischen Finanzministerium in Neu Delhi diskutiert, Swaps, Futures und Optionen zu canceln, wenn diese heimische Exporteure von landwirtschaftlichen Rohstoffen oder von Industriegütern negativ beeinflussen. Auch wenn Importeure von Maschinen und anderem Equipment, das für nationale Infrastrukturprojekte wichtig ist, durch solche Derivate behindert werden, könnte ähnlich vorgegangen werden.

Angesichts der gigantischen Summen, um die es geht, könnte bereits der Ausfall eines geringen Prozentsatzes der betreffenden Derivate verheerende Verluste zur Folge haben, die kaum mehr abgefangen werden können.

Selbst wenn eine Insolvenz unter allen Umständen vermieden werden soll, so würde die Regierung dann im Gegenzug zum zur Verfügung gestellten Kapital immer höhere Beteiligungen am Unternehmen eingehen. Dies wurde bereits in einem ersten Schritt durch die Umwandlung von Vorzugsaktien (die eher Anleihen-Charakter haben) in normale Aktien umgesetzt.

In der Folge würde sich der Anteil der freien Aktionäre immer mehr verwässern. Verwässerung bedeutet, dass durch Ausgabe neuer Aktien (die dann dem Staat gehören) die Aktienanzahl weiter steigt. Der Kurs der Aktie fällt aber entsprechend, weil das Unternehmen ja insgesamt nichts mehr wert ist. Der normale Aktionär erleidet also immer noch mehr Kursverluste.

Ohnehin droht der Citigroup nun der Rausschmiss aus dem altehrwürdigen Dow Jones Industrial Index. Das könnte nur der Anfang vom Ende sein.

MEIN FAZIT:

- Die Aktie eignet sich allenfalls für Hardcore-Zocker.

- Es ist unwahrscheinlich, dass sich das Unternehmen und vor allem der Aktienkurs jemals nachhaltig erholen werden.

- Selbst wenn die Citigroup überleben wird, ist es fraglich, ob die "normalen" Aktionäre wegen der stattfindenden enormen Kapitalverwässerung davon profitieren werden.



Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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