ENACAVIS, VERBIO & Co.: Energie-Aktien widersetzen sich schwachem Restmarkt
Energiewerte haben am Mittwoch europaweit zu den Favoriten der Anleger gehört.
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Sie profitierten von ihren defensiven Qualitäten im schwachen Marktumfeld und den anstehenden, tiefgreifenden Veränderungen, denen sich Deutschland und etliche andere europäische Länder angesichts der Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg stellen müssen.
So bereitet sich Deutschland auf eine erhebliche Verschlechterung der Gasversorgung vor. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) setzte die Frühwarnstufe des sogenannten Notfallplans Gas in Kraft. Eine Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken in Deutschland könnte derweil aus Sicht der "Wirtschaftsweisen" einen Beitrag leisten, um weniger abhängig von russischen Energielieferungen zu werden.
Die Deutsche Bank sieht in einer Studie die "deutsche Energieversorgung an einem historischen Wendepunkt". Experte Eric Heymann hob die trotz des Ausbaus Erneuerbarer Energien immer noch bestehende Abhängigkeit Deutschlands von fossilen Energieträgern hervor, für die Russland der größte Lieferant sei. Wegen des Ukraine-Kriegs will Deutschland diese jahrzehntelange Abhängigkeit verringern.
Heymann verwies auch auf die Diskussion um ein Verbot oder eine Aussetzung der russischen Energieeinfuhren sowie die Gefahr, dass Russland die Exporte trotz der Abhängigkeit von den damit verbundenen Einnahmen einstellen könnte. "Da die Märkte für Öl und Kohle auf der Angebotsseite recht diversifiziert sind, geben mögliche physische Engpässe bei der Gasversorgung am meisten Anlass zur Sorge."
Am frühen Nachmittag lag der Subindex der Versorger im marktbreiten Stoxx Europe 600 mit einem Plus von rund 0,2 Prozent weit vorn. RWE verteuerten sich als einer der besten DAX-Werte um 0,8 Prozent, während bei Konkurrent E.ON ein knapper Kursrückgang immer noch für einen der vorderen Plätze reichte.
Dagegen litt der Leitindex ebenso wie die meisten europäischen Indizes darunter, dass die jüngsten Hoffnungen auf eine Entspannung im Ukraine-Konflikt einer zunehmenden Skepsis weicht. Es bleibe abzuwarten, ob Russland die Kampfhandlungen bei der ukrainischen Hauptstadt Kiew dauerhaft drosseln werde, mahnte die Landesbank Helaba. "Noch geht der Krieg weiter und es gibt Sorgen vor einem Lieferstopp für Energie aus Russland".
Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien waren vor diesem Hintergrund noch stärker gefragt als die noch von fossilen Energien abhängigen DAX-Werte: Im Nebenwerte-Index SDAX waren der Windturbinen-Hersteller Nordex, der Solar- und Windpark-Betreiber ENCAVIS und der Biokraftstoff-Herstellers VERBIO mit Gewinnen von bis zu knapp elf Prozent weit vorne. Die Nordex-Konkurrenten Vestas und Siemens Gamesa standen ebenfalls in der Gunst der Anleger, wie die Kursaufschläge von fast vier und knapp zweieinhalb Prozent zeigten.
Während den Nordex-Titeln auch der Sprung über die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie half, profitierten ENCAVIS zusätzlich von einem starken Ausblick auf 2022. Sowohl das Umsatzziel als auch die Prognose für den operativen Gewinn lägen über den vom Unternehmen selbst ermittelten Konsensschätzungen, schrieb Analyst Martin Comtesse vom Investmenthaus Jefferies. Warburg-Analyst Jan Bauer rechnet nun mit steigenden Markterwartungen für ENCAVIS.
Zu den wenigen Branchenverlierern zählten Uniper mit einem Kursrückgang um mehr als anderthalb Prozent - das reichte aber immer noch für einen Mittelfeldplatz im MDAX. Uniper als Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas wäre von einem Abbruch der Lieferungen besonders stark betroffen.
/gl/nas/jha/
FRANKFURT/PARIS (dpa-AFX)
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