Gefahr einer Schuldenkrise

"Tsunami an staatlicher Neuverschuldung": Fondsmanager Peter E. Huber hält auch weiße Schwäne für gefährlich

27.02.24 23:28 Uhr

Gefährlicher weißer Schwan: Vor diesem Ereignis warnt Fondsmanager Peter E. Huber die Finanzmärkte | finanzen.net

"Black Swan"-Autor Nassim Taleb bezeichnete die ausufernde US-Staatsverschuldung kürzlich als "Weißen Schwan". Auch Fondsmanager Peter E. Huber glaubt, dass weiße Schwäne gefährlich sein können.

• "Black Swan"-Autor Nassim Taleb warnt vor ausufernder US-Staatsverschuldung
• Peter E. Huber: "Auch weiße Schwäne können gefährlich sein!"
• Aktienmärkte driften auseinander



Nassim Nicholas Taleb, der Autor des Bestsellers "The Black Swan", warnte in seinem 2007 erschienenen Buch vor unvorhersehbaren Ereignissen, die zwar sehr unwahrscheinlich seien, jedoch massive Auswirkungen auf die Finanzmärkte hätten, falls sie doch eintreten sollten. Anfang dieses Jahres warnte der Marktexperte dann vor einem "Weißen Schwan" - einem Risiko, das besser prognostizierbar ist und dessen Eintreten wahrscheinlicher ist als bei einem "Schwarzen Schwan", das aber genauso gefährlich für die Märkte sein kann. Taleb sprach in diesem Fall konkret von der ausufernden US-Staatsverschuldung, die sich zu einer Schuldenspirale entwickeln könne - und eine Schuldenspirale sei "wie eine Todesspirale", so der "Black Swan"-Autor.

Gefahr einer Schuldenkrise

Auch Fondsmanager Peter E. Huber glaubt, dass weiße Schwäne gefährlich sein können. In einem Artikel, der Anfang Februar auf der Webseite "Hubers Portfolio" erschien, schreibt er, dass "wir derzeit weltweit einen Tsunami an staatlicher Neuverschuldung" erleben. In den USA rechne man in diesem Jahr mit einem Budgetdefizit von 1,8 Billionen US-Dollar und für Europa ergebe sich ein ähnliches Bild. Hier müssen laut Huber allein in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien 2024 neue Anleihen im Wert von 1,1 Billionen Euro ausgeben werden. "Von den gigantischen Summen an alten Anleihen, die auslaufen und refinanziert werden müssen, wollen wir gar nicht sprechen", so Huber weiter. Da die neuen Anleihen deutlich höher verzinst werden müssen, steige auch die Zinslast für die Staaten deutlich. Für Huber sei jedoch unklar, wer die Anleihen kaufen solle. An China, Indien oder Saudi-Arabien glaube er nicht, nachdem diese gesehen hätten, "dass die Amerikaner den Dollar durch die Einfrierung russischer Zentralbankguthaben als Waffe einsetzen." Derweil hätten sich die Banken bereits kräftig mit "risikolosen" Staatsanleihen eingedeckt und würden "auf gewaltigen unrealisierten Verlusten" sitzen, so Huber. Daher sei die Gefahr einer Staatsschuldenkrise "nicht von der Hand zu weisen." Der Fondsmanager erwartet, dass letzten Endes "wahrscheinlich die Notenbanken wieder als letzte Retter auftreten müssen, obwohl sie versprochen haben, ihre Anleihebestände abzubauen."

Mögliche Folgen für die Märkte

Für die Märkte könnte das laut Huber "einen Vertrauensverlust in die Geldwertstabilität und eine Flucht in Sachwerte wie Aktien und Gold" zur Folge haben. Clevere Staatsfonds investierten schon länger zunehmend in Aktien, wie der Fondsmanager schreibt. Der Experte und sein Team zeigen sich skeptisch bezüglich der "Renaissance der Anleihenmärkte", die oftmals vorausgesagt worden sei. Auch der 30-Jahres-Zyklus spreche dagegen.

Derweil gebe es an den Aktienmärkten, trotz des langfristigen Kurspotenzials, kurz- bis mittelfristig enorme Risiken. "Diverse Sentiment-Indikatoren wie das Market-Risk-Barometer signalisieren einen erheblichen Optimismus und viele Börsen notieren auf historischen Höchstständen. Das passt nicht zur wirtschaftlichen Entwicklung. Wir rechnen damit, dass die Gewinnmargen vieler Unternehmen deutlich unter Druck kommen und dass dies nicht konjunkturelle Ursachen hat, sondern strukturell bedingt ist", so Huber, der warnt, dass es wenig Hoffnung gebe, dass sich die Wirtschaft schnell wieder erhole.

Positionierung am Aktienmarkt

Der Börsenkenner, der mit dem antizyklischen Vermögensfonds Huber Portfolio SICAV "weltweit überwiegend in substanzstarke Value-Aktien und Turnaround-Situationen" investiert, wie es auf der Webseite der Taunus Trust GmbH heißt, erklärt in seinem Artikel, dass "Value-Aktien mit intaktem Wachstumspotential relativ gesehen immer preiswerter geworden" seien, während "hoch bewertete Aktien von Unternehmen, denen vermeintlich die Zukunft gehört" immer teurer würden.

"Aktuell laufen am Aktienmarkt nur wenige Aktien, die von den Megatrends Künstliche Intelligenz oder Bekämpfung der Fettleibigkeit profitieren. Entsprechend sind die Bewertungen der entsprechenden Titel angezogen und das Enttäuschungspotential gestiegen", so Huber.

"Langfristig attraktive Anlagethemen" seien daher "eher abseits des aktuellen Marktkonsens" zu finden. Zwei mögliche Megatrends für dieses Jahrzehnt seien die asiatischen Märkte, die "ein deutlich höheres langfristiges Wachstumspotential" haben dürften, und Energie- und Rohstoffwerte, die "von den stark rückläufigen Investitionen in die Erschließung neuer Vorkommen seit 2014 profitieren" sollten. In Asien, erklärt Huber, "sind wir seit längerem besonders stark in Japan investiert." Derweil gebe es an den Rohstoffmärkten die "interessante Konstellation", dass sich der Goldpreis weiter über der 2.000-Dollar-Marke und damit in der Nähe seiner Höchststände bewege, während sich "Goldminen in einem langjährigen Abwärtstrend" befänden. "Dies soll keine Kaufempfehlung sein, weist aber auf ein gravierendes Missverhältnis hin, das sich irgendwann auflösen könnte", meint Huber.

Redaktion finanzen.net

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