Ex-Fed-Chefin Yellen: Sorgen vor einer Verlängerung des Abschwungs
Die berüchtigte Finanzkrise, die mit dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers ihren Tiefpunkt fand, jährte sich 2018 zum zehnten Mal. Nun zeigt sich die ehemalige Fed-Chefin Yellen äußerst besorgt.
Dabei beziehen sich die Sorgen von Janet Yellen, die von 2014 bis Anfang 2018 an der Spitze der Federal Reserve tätig war, insbesondere auf die Unternehmensverschuldung - sie zieht sogar Vergleiche mit der Weltfinanzkrise.
Starke Verschuldung der Unternehmen
Im Interview mit dem Ökonomen Paul Krugman erklärt Yellen, dass die Unternehmensverschuldung inzwischen stark angestiegen ist und deshalb Grund zur Besorgnis bestünde: Denn sie sieht die "Gefahr, dass eine starke Verschuldung der Unternehmen den Abschwung verlängern und zu Insolvenzen im nichtfinanziellen Unternehmenssektor führen kann", so die frühere US-Notenbank-Chefin gegenüber Krugman. Yellen schätzt, die Besicherungen dieser Schulden seien schwach - sie vermutet, Investoren halten diese in Subprime-Paketen: "Dasselbe ist schon einmal passiert", fühlt sich die Ex-Fed-Chefin an die Folgen der Immobilienkrise ab 2007 erinnert. Sie stellt fest, dass sich die unternehmensweite Verschuldung in den vergangenen Jahren aufgebläht hat, verlautet CNBC.
Kopfschmerzen für die Finanzwelt
Laut CNBC belaufen sich diese Schulden der Unternehmen auf 9,1 Billionen US-Dollar - fast das Doppelte im Vergleich zum Jahr 2007, als die Finanzmärkte zusammenbrachen. Diese horrende Summe könnte möglicherweise zu Schwierigkeiten für die Finanzmärkte führen, wenn die Fed weiterhin ihr Tempo bei der Zinssatz-Erhöhung von diesem Jahr beibehalten sollte und die Kreditkosten effektiv gesteigert werden.
Keine Wiederholung der Lehman-Brothers-Krise?
Dennoch denkt Yellen, dass es nicht so schlimm wie vor 10 Jahren kommen wird: "Ich sehe keinen Schock in naher Zukunft, der in der Lage wäre, eine derartige Finanzkrise auszulösen". Denn trotz der diesjährigen Zinsschritte herrsche weiterhin ein historisch niedriges Niveau. Und obwohl die Zinssätze weiter steigen dürften, seien diese weiterhin als niedrig einzustufen, erklärte die ehemalige Notenbankchefin auf einem Event in Washington. Aus diesem Grund würde der übliche kurzfristige Zinshebel fehlen, der einen derartigen Wirtschaftsabschwung auslösen könnte. Darüber hinaus schätzt Yellen die Kreditschwankungen als reduziert ein, da die Unternehmensanleihen nicht überbewertet scheinen. Des Weiteren geht sie davon aus, dass die "meisten dieser riskanten Kredite im Besitz von Anlegern sind, die keinen Fremdkapitalanteil haben", äußerte sie gegenüber Krugman. Diese könnten zwar Verluste verbuchen, dass sie einen massiven Umbruch mit sich ziehen, hält sie aber für unwahrscheinlich.
Trotzdem warnt die US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin in Washington: "Wenn jedoch die Wirtschaft irgendeinen negativen Schock erlebt, bei dem die Zinssätze mehr als erwartet steigen, wird es zu zahlreichen Unternehmensinsolvenzen kommen".
Redaktion finanzen.net
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