NASDAQ-Unternehmen VinFast in der Krise - VinFast-Gründer will Probleme beim Tesla-Konkurrenten selbst angehen
Der junge vietnamesische E-Auto-Hersteller VinFast steckt in einer tiefen Krise. Helfen soll nun ein Führungswechsel.
Werte in diesem Artikel
• VinFast kämpft mit vielen Problemen
• Pham Nhat Vuong übernimmt nun selbst die Führung
• Expansionskurs soll beibehalten werden
Das erst Mitte 2017 gegründete VinFast kämpft derzeit mit zahlreichen Problemen. Doch das Unternehmen hat einen starken Unterstützer im Rücken, schließlich gehört es zur Vingroup, dem größten vietnamesischen Konglomerat, das von Pham Nhat Vuong gegründet wurde. Dieser ist der reichste Mann Vietnams und wurde im Jahr 2013 als erster vietnamesischer Milliardär in die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt aufgenommen. Nun setzt er sich in den Chefsessel von VinFast und will den E-Auto-Produzenten aus der Krise führen.
Führungswechsel bei VinFast
Wie das Unternehmen am 05. Januar mitteilte, wechselt Pham Nhat Vuong, Gründer und Vorsitzender der Vingroup Joint Stock Company ("Vingroup") von seiner derzeitigen Rolle als Chairman des Board of Directors von VinFast in die Position des Chief Executive Officer. Er werde weiterhin als Director des Unternehmens tätig sein und übernimmt nun die Position des Managing Director, hieß es. Künftig wird er also direkt die Geschäfte von VinFast lenken, einschließlich der globalen Produktion, des Verkaufs und des Marketings.
"Nach dem starken Wachstum von VinFast und den bedeutenden geschäftlichen Erfolgen der letzten Jahre, die in dem erfolgreichen Eintritt des Unternehmens in den nordamerikanischen Markt und der Börsennotierung in den USA gipfelten, kam der Verwaltungsrat zu dem Schluss, dass es der richtige Zeitpunkt ist, die Führung des Unternehmens zu wechseln, da es in die nächste Phase seiner Entwicklung eintritt", verlautete VinFast in einer Pressemitteilung.
Zahlreiche Probleme bei VinFast
Doch so erfolgreich wie in dieser Pressemitteilung der Anschein erweckt wird, ist VinFast in Wahrheit nicht. Zum einen kämpft das vietnamesische Unternehmen mit Lieferverzögerungen. Nach seinem ersten Auslandsmarkt, den USA, hat VinFast nun den europäischen Markt ins Visier genommen. Doch wurden die ersten Auslieferungen in Europa mehrmals verschoben. Letzten Unternehmensangaben zufolge war eigentlich geplant, die ersten bestellten Fahrzeuge im Dezember 2023 an Kunden zu übergeben. Doch müssen sich diese bisher noch immer gedulden, ohne zu wissen wann sie nun mit der Auslieferung rechnen dürfen.
Zum anderen gibt es gravierende Qualitätsprobleme. So musste der Konzern im vergangenen Jahr seine ersten in die USA verschifften E-Autos direkt wieder zurückrufen. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA berichtete, bestand die Gefahr, dass es während der Fahrt zu einem Ausfall des Hauptdisplays im Armaturenbrett kommt. Dies machte ein Softwareupdate erforderlich.
Bereits im Vorfeld hatten sich die Fahrzeuge von VinFast zahlreiche Negativrezensionen von Autojournalisten eingehandelt. Wie das "Handelsblatt" berichtet, ist das Kundeninteresse dementsprechend gering und das Unternehmen fährt weiterhin hohe Verluste ein. So verbuchte VinFast im dritten Quartal ein Minus von 623 Millionen US-Dollar, nach einem Verlust von 520 Millionen US-Dollar im Quartal zuvor.
Dies alles schreckt letztlich die Aktienanleger ab. Zwar war das Börsendebüt mithilfe eines SPACs an der NASDAQ am 15. August 2023 ein voller Erfolg. Zudem erreichte die Aktie kurz darauf am 28. August ein Rekordhoch bei 93 US-Dollar, womit VinFast nach Marktkapitalisierung kurzfristig zum weltweit drittgrößten Autobauer aufstieg - direkt hinter Tesla und Toyota. Doch seither hat der VinFast-Aktienkurs wieder rund 93 Prozent an Wert eingebüßt (Stand: 10.01.2024).
Große Zukunftspläne
Doch auch wenn Pham Nhat Vuong nun selbst das Ruder in die Hand genommen hat, so will er an den globalen Expansionsplänen festhalten: Nur einen Tag nach der Staffelübergabe teilte VinFast mit, bis zu zwei Milliarden US-Dollar in ein neues Werk mit einer Jahreskapazität von bis zu 150.000 Einheiten in Indien, den drittgrößten Fahrzeugmarkt der Welt, investieren zu wollen. VinFast sieht hier großes Potential, denn Indien ist nicht nur die bevölkerungsreichste Nation der Welt sondern lockt auch mit einem schnell wachsenden Markt für Elektrofahrzeuge. Daher ist der Baubeginn des Werks bereits für dieses Jahr vorgesehen.
Außerdem plant VinFast den Bau neuer Fabriken in den USA und Indonesien. Im US-Bundesstaat North Carolina wurde bereits im Juli 2023 mit dem Bau eines Werkes mit einer Kapazität von bis zu 150.000 E-Autos pro Jahr begonnen. Ab 2025 sollen hier die ersten Fahrzeuge vom Band rollen. Doch bisher produziert VinFast seine Elektroautos noch ausschließlich an seinem Hauptsitz in der vietnamesischen Industriestadt Haiphong.
Redaktion finanzen.net
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