Frischer Wind im Index

Mit Vollgas in den S&P 500 - Was der Indexeinstieg von Tesla für den Index und die Tesla-Aktie bedeutet

19.12.20 21:08 Uhr

Mit Vollgas in den S&P 500 - Was der Indexeinstieg von Tesla für den Index und die Tesla-Aktie bedeutet | finanzen.net

Die Tesla-Aktie wird im Dezember ein Indexmitglied im S&P 500. Das wird nicht ohne Folgen bleiben - sowohl für die Tesla-Aktie, als auch für das Börsenbarometer.

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• Tesla wird am Dezember im S&P 500 gelistet
• Indexaufnahme mit Folgen für das Börsenbarometer
• Kann die Tesla-Aktie profitieren?



Der altehrwürdige S&P 500 wird bald um ein Mitglied reicher sein - und das könnte den Index kräftig durcheinander wirbeln. Denn das Börsenbarometer hat zum Anspruch, ein breites Bild des Marktes zu repräsentieren und diesen genau abzubilden - entsprechend hoch sind die Voraussetzungen für eine Indexaufnahme.

Ein besonderer Wachstumswert im S&P 500

So mussten sich Tesla-Anleger dann auch in Geduld üben, bis der Elektroautobauer schlussendlich nicht nur alle Bedingungen erfüllte, die ein S&P 500-Anwärter mitbringen muss, sondern auch das Komitee, das über eine Indexaufnahme entscheidet, überzeugen konnte. Tatsächlich hätte die Aufnahme von Tesla in den S&P 500 formal bereits im Sommer erfolgen können, doch möglicherweise war es insbesondere die Sorge vor der starken Volatilität der Aktie, die die Verantwortlichen zunächst dazu bewogen hatte, einen Indexaufstieg zu verzögern.

Denn Tesla ist ein Wachstumswert, aber ein ganz besonders schwankungsanfälliger. Viele Anleger und Analysten halten das Unternehmen weiter für eine riskante Wette, da - wie bei Wachstumsaktien üblich - die Umsätze wichtiger sind, als die Gewinnentwicklung. Hinzu kommt: Tesla ist als Autobauer in einem Geschäftsfeld aktiv, in dem es zahlreiche traditionelle Akteure gibt, die sowohl beim Umsatz als auch Absatz und Gewinn teils seit Jahrzehnten starke Zahlen liefern. Doch Tesla unterscheidet sich von den Traditionsautobauern wie General Motors, Ford oder Volkswagen, denn bei dem Musk-Konzern werden - in einem Maße, wie bei kaum einem anderen Industrieunternehmen - die Zukunftsaussichten gehandelt. Tesla-Bullen und -Fans erhoffen sich nichts weniger, als dass der Elektroautobauer die Automobilbranche komplett von hinten aufrollt und als Elektroautopionier traditionelle Fahrzeugantriebe mittel- bis langfristig komplett vom Markt verdrängt.

Rüttelt der Tesla-Einstieg den S&P 500 auf?

Dass ein solches Unternehmen nun in den S&P 500 aufgenommen wurde, wird auch für den Index selber nicht folgenlos bleiben, glauben Experten. Demnach könnte der Indexbeitritt insbesondere wenn es um das Thema Marktkapitalisierung geht, eine enorme Herausforderung für die Indexverantwortlichen sein und diese vor enorme Probleme stellen, erklärt etwa CNBC-Experte Jim Cramer: "Ich glaube wirklich nicht, dass sie wissen, wie sie damit umgehen sollen", so der Experte. Man könne schließlich nur 497 Unternehmen im Index listen. "Sie können die Kleinen nicht rauswerfen", betont er. Dennoch wird es Anpassungen geben müssen, wenn man den massiven Marktwert von Tesla mit dem vieler anderer Indexmitglieder vergleicht. Eine konkrete Lösung hat auch Cramer nicht parat, er betont aber: "Wenn das ausbalanciert werden soll, müsste man wohl fast alles kleiner machen", so Cramer weiter im Hinblick darauf, dass der S&P 500 - anders als der Dow Jones-Index - nach Marktkapitalisierung gewichtet wird und Tesla auf Anhieb einen riesigen Indexanteil hätte.

Das sieht auch Aswath Damodaran, Professor für Finanzen an der Stern School of Business der New York University, ähnlich, der eine Aufnahme von Tesla in den Index aber dennoch als alternativlos betrachtet: "Sie [Die Indexbetreiber, Anm.d.Red.] können sich der Realität nicht entziehen. Wenn es ein 400-Milliarden-Dollar-Unternehmen da draußen gibt und man sich selbst S&P 500 nennt, wie lange kann man sich dann davor drücken, das Unternehmen in den Index aufzunehmen?", zitiert CNBC den Experten. Mit der Aufnahme wird seiner Ansicht nach dem veränderten Markt Rechnung getragen.

Was der Index-Aufstieg für die Tesla-Aktie bedeutet

Doch nicht nur der altehrwürdige Börsenindex könnte nun vor einer ungewissen und möglicherweise neuen Richtung stehen, auch für die Tesla-Aktie und damit für Tesla-Anleger wird die Indexaufnahme nicht folgenlos bleiben, zeigt sich Damodaran überzeugt. Am Handel mit Tesla-Aktien wird sich zunächst wenig ändern, glaubt er: "Tesla hatte immer eine eigene Geschichte, ein Eigenleben, Anleger, die im Grunde genommen auf der Grundlage ihrer Zukunft handeln". Doch die Indexaufnahme mache für ihn noch eine andere Sache deutlich, nämlich das Eingeständnis, dass Elektromobilität ein Zukunftsmarkt ist. "Tesla wird führend sein, nicht GM oder Ford oder Volkswagen. Und das ist im Moment eine ziemlich solide Wette. Ob sich eine Marktkapitalisierung von 400 Milliarden US-Dollar auszahlt, ist die große Frage", so der Experte weiter.

Und auch für Dan Ives, den Chef von Wedbush Securities, ist die Indexaufnahme von Tesla mit einer Art Vertrauensvotum gleichzusetzen. "Ich betrachte [Tesla] nicht als traditionelle Autofirma. Es ist ein disruptives Technologieunternehmen an der EV-Front. Und ich denke, deshalb würden Sie, wenn Sie sich nur die Zahlen ansehen, nicht der einer Bewertung gelangen, die sie heute ist", zitiert ihn CNBC. Doch die Indexmitgliedschaft könnte den Aktienkurs stützen, denn diese wäre nicht zustande gekommen, hätte das Unternehmen nicht die Voraussetzungen im Hinblick auf Profitabilität erfüllt. Dass es nun doch soweit gekommen ist, sei eine "Bestätigung" für die Bullen. Elon Musk habe aktuell einfach ein goldenes Händchen und "zwar nicht nur bei Tesla, sondern auch bei SpaceX", erklärt Ives mit Verweis auf Musks zweites milliardenschweres Unternehmen.

Tiffany McGhee, CEO, Partner und Co-Chief Investment Officer für institutionelle Kundenbetreuung bei Momentum Advisors, glaubt ebenfalls, dass die Tesla-Aktie von ihrer neuen Position als Index-Mitglied profitieren kann. Dabei hat sie insbesondere Fondsanbieter im Blick, die den Index nachbilden und damit gezwungen sind, auch Tesla-Aktien einzukaufen.

Dem widerspricht bei CNBC unterdessen Josh Brown, der CEO und Mitgründer von Ritholtz Wealth Management. Seiner Einschätzung nach wird genau dieser Effekt wohl keine großen Auswirkungen auf die Tesla-Aktie haben. Schließlich sei es nicht mehr so wie früher, dass man an dem Tag, an dem die Indexaufnahme angekündigt wird, gezwungen sei, sich mit Aktien einzudecken. Tatsächlich gibt es die Diskussionen über einen möglichen Tesla-Beitritt ja bereits seit geraumer Zeit, "es würde mich also nicht wundern, wenn es vor ein paar Monaten einige vorausschauende Trades gegeben hätte", als man zum ersten Mal dachte, eine Indexaufnahme sei offensichtlich. Jeder habe gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit sei. Vor diesem Hintergrund sieht er die S&P 500-Aufnahme also eher nicht als Katalysator für die Aktie.



Redaktion finanzen.net

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