Eigener Geschäftsbereich für E-Autos: Jim Cramer denkt, Ford könnte Teslas Pläne zerstören
Vergangene Woche kündigte US-Autobauer Ford an, sein Geschäft mit batteriebetriebenen und vernetzten Fahrzeugen künftig in einer eigenständigen Sparte zu betreiben. Börsenkenner Jim Cramer glaubt, dass der US-Autobauer damit Teslas Pläne zerstört haben könnte.
Werte in diesem Artikel
• Ford trennt EV-Geschäft von Verbrennern - Ford Model e und Ford Blue entstehen
• Ziel: Produktion von jährlich mehr als zwei Millionen Elektrofahrzeugen bis 2026
• Jim Cramer: "Das hat gerade Teslas Plan zerstört"
Fords neuer Geschäftsbereich soll unter dem Namen Ford Model e laufen, während das traditionelle Hauptgeschäft unter Ford Blue weitergeführt werden soll. Fords Plan ist klar: "Die Bildung von zwei unterschiedlichen, aber strategisch voneinander abhängigen Autounternehmen - Ford Blue und Ford Model e - zusammen mit dem neuen Ford Pro-Geschäft werden dazu beitragen, das volle Potenzial des Ford+-Plans freizusetzen, Wachstum und Wertschöpfung voranzutreiben und Ford so zu positionieren, dass es sowohl ältere Autohersteller als auch neue EV-Konkurrenten übertrifft", so das Unternehmen in seiner Pressemitteilung zur Ankündigung des neuen EV-Geschäftsbereichs. Der US-Autobauer hat sich also zum Ziel gesetzt, sowohl die traditionellen Autobauer als auch die Konkurrenz, die sich auf den EV-Markt konzentriert, wie zum Beispiel Tesla, zu überholen.
Allein 2022 fünf Milliarden für den EV-Bereich
Ford Model e und Ford Blue sollen, wie Ford in seiner Pressemitteilung schreibt, als eigenständige Unternehmen geführt werden, sich aber auch gegenseitig unterstützen. Allein in diesem Jahr will Ford rund fünf Milliarden US-Dollar in seinen Elektroautobereich stecken, was einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Daneben bekräftigte das Unternehmen seine Prognose für 2022 von 11,5 bis 12,5 Milliarden US-Dollar an bereinigtem EBIT. Das obere Ende der Spanne entspricht laut Ford einer Marge von acht Prozent, die, sollte sie erreicht werden, bereits ein Jahr früher erreicht würde, als es das bisherige Ziel des Unternehmens war. Ab 2023 sollen die beiden Geschäftsbereiche dann auch eigene Gewinn- und Verlustrechnungen ausweisen.
Daneben hob Ford seine längerfristigen operativen und finanziellen Ziele an. So soll die bereinigte EBIT-Marge des Unternehmens bis 2026 bei zehn Prozent liegen - eine Steigerung von 270 Basispunkten gegenüber 2021. Angetrieben werden soll diese durch "höhere Volumina, verbesserte Kosten für Elektrofahrzeuge und einen deutlichen Rückgang der ICE-Strukturkosten von bis zu 3 Milliarden US-Dollar".
Bis 2026 will der US-Autobauer dann jährlich mehr als zwei Millionen Elektrofahrzeuge produzieren, was etwa einem Drittel des weltweiten Volumens von Ford entspricht - dieser Anteil soll bis 2030 sogar auf die Hälfte ansteigen. Und so hat Ford es sich zum Ziel gesetzt, mit Elektrofahrzeugen dieselben oder sogar größere Marktanteile in Fahrzeugsegmenten zu erobern, in denen das Unternehmen bereits führend ist.
"Wir haben in kurzer Zeit enorme Fortschritte gemacht. Wir haben weltweit eine Reihe erfolgreicher Produkte auf den Markt gebracht, und die Nachfrage nach unseren neuen Elektrofahrzeugen wie dem F-150 Lightning und dem Mustang Mach-E ist aus den Charts", wird Ford-CEO Jim Farley in der Pressemitteilung zitiert. "Aber unser Ziel mit Ford+ ist es, wieder ein wirklich großartiges, weltveränderndes Unternehmen zu werden, und das erfordert Konzentration. Wir gehen aufs Ganze und schaffen separate, aber komplementäre Unternehmen, die uns Start-up-Geschwindigkeit und ungezügelte Innovation im Ford Model e geben, zusammen mit dem industriellen Know-how, dem Volumen und den Kultmarken von Ford Blue wie Bronco, von denen Start-ups nur träumen können."
Jim Cramer: "Das hat gerade Teslas Plan zerstört"
Nachdem Traditionsautobauer wie Ford und General Motors zunächst durch den Erfolg von US-Elektroautobauer Tesla unter Druck gerieten, sich stärker auf ihr Elektroautogeschäft zu konzentrieren, könnte nun Fords Elektroauto-Offensive Tesla unter Druck setzen, glaubt Jim Cramer.
"Das hat gerade Teslas Plan zerstört", verlautete Jim Cramer in "Squawk" auf The Street. "Er will 2 Millionen [Autos jährlich] machen. Ich denke, Farleys Ambitionen sind bemerkenswert.", so Cramer. In seinem Abschnitt "No Huddle Offense" sagte Cramer, dass - so sehr er Elon Musk und Tesla liebe - die Dynamik an der Börse sich nun zugunsten von alten Autoherstellern wie Ford und Emporkömmlingen wie Rivian verschoben habe. Der Börsenkenner fügte außerdem hinzu, dass es gut sei, dass der CEO von Ford das EV-Geschäft nicht - wie Hedgefonds wollten - ausgegliedert habe, "weil das goldene Geld von ICE generiert wird und EV Geld brauchte."
Cramer zieht Farley Musk vor
Auch bezüglich der beiden Geschäftsführer äußerte sich Cramer und erklärte - wahrscheinlich sehr zum Missfallen von Tesla-Chef Elon Musk: "Ich denke wirklich wenn ich Farley zuhöre Yeah, ich würde 2026 Farley Musk vorziehen." Musk erinnert seine Kritiker, wie The Street berichtet, gerne an die Zeit, als sie ihm jemand anderem oder Tesla andere Autobauer vorgezogen haben. Und nun sagte Cramer: "Ich wähle Farley" und fuhr fort "Ich mag es. Ich wähle Farley". Seine Wahl begründet Cramer damit: "Er verdient mit allem Geld. Farley wird nichts machen, womit er kein Geld verdient, was ich unglaublich finde."
Ford als Vorbild für andere Autobauer?
Außerdem stimmte Cramer den Aussagen von Adam Jonas, Analyst für die Automobilindustrie bei Morgan Stanley, zu, dass Fords Strategie zum Vorbild für andere traditionelle Autobauer werden könnte. "Wir begrüßen die Entscheidung von Ford, den ersten wichtigen Schritt zur Optimierung der konkurrierenden Missionen der EV/ICE-Unternehmen zu unternehmen", zitiert The Street den Analysten aus einer Mitteilung an Investoren von vergangener Woche. "Unserer Meinung nach planen andere ältere Auto-OEMs [Original Equipment Manufacturers] möglicherweise etwas Ähnliches. Ford ist weltweit führend bei der tatsächlichen Ankündigung."
Neuzugänge - auch von Tesla
Wie The Street berichtet, hat Ford in den vergangenen Monaten auch Top-Talente von Tesla abgeworben. Bereits im September vergangenen Jahres stellte der US-Autobauer Doug Field, einen ehemaligen Tech-Manager von Apple und Tesla, ein, der als Chief EV und Digital Systems Officer im Geschäftsbereich Model e tätig sein wird. Ford-CEO Jim Farley wird zusätzlich zu seiner Rolle als Präsident und CEO von Ford auch als Präsident von Ford Model e fungieren. Laut The Street wird er mit Alan Clarke zusammenarbeiten, der zuletzt als Director of New Programs Engineering bei Tesla tätig war und im Januar in die EV-Entwicklung zu Ford kam.
"Das Entwerfen wirklich unglaublicher elektrischer und softwaregesteuerter Fahrzeuge - mit Erfahrungen, die sich Kunden noch nicht einmal vorstellen können - erfordert einen sauberen Ansatz", gibt Ford CEO Jim Farley in seiner Pressemitteilung wieder. "Wir schaffen eine Organisation, die vom gesamten Know-how und den Fähigkeiten von Ford profitiert, sich aber mit Geschwindigkeit und uneingeschränktem Ehrgeiz bewegen kann, um revolutionäre neue Produkte zu entwickeln."
Bleibt abzuwarten, ob Ford seine Ziele wie geplant erreicht und in den nächsten Jahren womöglich Tesla den Rang streitig machen kann.
Redaktion finanzen.net
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