NIO, Geely, Xpeng & Co. : Chinesische EV-Hersteller investieren mehr Geld in Forschung als Tesla
Laut einer Analyse von CNBC zeigt sich, dass chinesische Elektroautohersteller mehr in die Forschung und Entwicklung investieren als ihr US-amerikanischer Konkurrent Tesla.
Werte in diesem Artikel
• NIO hat den höchsten Anteil des Umsatzes in die Forschung und Entwicklung gesteckt
• Tesla investiert in Q2 4,2 Prozent seines Umsatze für die Forschung und Entwicklung
• F&E-Intensität ist nicht unbedingt ein zuverlässiger Indikator für technische Innovationen
Chinesische Autohersteller investieren oftmals mehr in Forschung als Tesla
Wie aus einer CNBC-Analyse hervorgeht, stecken chinesische Elektroauto-Startups wohl mehr Geld in die Forschung als der US-amerikanische Hersteller Tesla. Der chinesische Markt für Elektroautos ist hart umkämpft. Im vergangenen Jahr kam es im Reich der Mitte deshalb sogar zu regelrechten Preiskämpfen. Insgesamt machen Fahrzeuge mit alternativem Antrieb in China über 40 Prozent des Absatzes aus, so CNBC. Viele chinesische Autohersteller investieren deshalb inzwischen als Prozentsatz ihres Umsatzes genauso viel oder sogar mehr in Forschung und Entwicklung als ihre globalen Mitbewerber. Dies stellt einen erheblichen Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren dar, wie Paul Gong, Autoanalyst bei UBS, gegenüber CNBC erklärte. "In einigen Fällen führt China sogar bei den absoluten Investitionssummen."
NIO auf Platz 1
Von den vier in den USA börsennotierten chinesischen Elektroautoherstellern belegte NIO dabei den ersten Platz und investierte in den ersten drei Monaten des Jahres beinahe 29 Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Ein erheblich höherer Anteil als der von Tesla, der im ersten Quartal bei 5,4 Prozent und im zweiten Quartal bei 4,2 Prozent lag. Elon Musks Unternehmen ist jedoch bereits hinlänglich für seine vergleichsweise geringe Investitionsquote bekannt.
Ob sich diese Investitionen jedoch auch in eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit niederschlagen, bleibt zunächst abzuwarten. Über die vergangenen Jahre hinweg musste NIO Verluste hinnehmen, und die Auslieferungen seiner teuren Fahrzeuge haben erst in den letzten Monaten zugenommen. "Unternehmen sollten mit Qualität konkurrieren", so Feng Shen, Vorsitzender des Qualitätsmanagementausschusses von NIO und fügt hinzu: "Wenn man bei der Qualität keine gute Arbeit leistet, kann man nichts behaupten".
Im September 2022 eröffnete NIO seine zweite Fabrik in Hefei, einem wichtigen Produktionsstandort für viele Autohersteller. Die Fabrik beschäftigt etwa 2.000 Mitarbeiter und setzt 756 Roboter ein, um einen Großteil der Produktion zu automatisieren.
"Der Schlüssel liegt darin, jede Phase der Fertigung digital zu gestalten", erklärte William Li, Gründer und CEO von NIO, im Juni gegenüber Reportern. Auf die Frage nach den Produktionsplänen im Ausland erklärte Li, dass NIO dieselben Fertigungsstandards wie gewohnt einhalten werde, gab jedoch keine weiteren Details zu seinen internationalen Vorhaben preis.
Geely-Tochter ZEEKR investiert zweistelligen Anteil
ZEEKR investierte im ersten Quartal 13 Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung, während die Muttergesellschaft Geely in den letzten vier Jahren mindestens vier Prozent ihres Umsatzes für Forschung aufgewendet hat.
Damit verfolgt das Unternehmen eine Strategie zur Verbesserung von Hardware und Software seiner Fahrzeuge, wobei der Fokus auf softwaredefinierten Autos liegt. Zusätzlich habe Geely die flexible Elektroauto-Architektur SEA entwickelt, die eine schnellere Produktion von Fahrzeugen unterschiedlicher Größe ermöglicht. Taylor Ogan von Snow Bull Capital betont, dass die schnelle Umsetzung und kontinuierliche Entwicklung neuer Produkte entscheidend für den Erfolg im Automobilsektor seien: "Die Fahrzeugplattform ist wahrscheinlich das Wichtigste, worauf man achten muss, und dann die Konsistenz ihres Ansatzes."
Zwischen Tech-Unternehmen und Autokonzern
Gong von UBS warnte jedoch zuletzt davor, dass das Verhältnis der Forschungsausgaben zum Umsatz, auch als F&E-Intensität bekannt, nicht unbedingt ein zuverlässiger Indikator für technische Innovationen sei.
"Wenn sie mehr Autos mit besserer Rentabilität verkaufen können, bedeutet das im Grunde, dass ihre innovativen Ansätze wahrscheinlich richtig sind. Einige davon sind vielleicht nicht in coolen Features enthalten", erklärte Gong. Er wies darauf hin, dass es sich dabei auch um systematische Kostensenkungen handeln könnte, die zwar weniger spektakulär, aber sehr effektiv sind.
Im ersten Quartal betrug die F&E-Intensität bei Tesla-Konkurrent Xpeng 20 Prozent während Li Auto mit einem Anteil von 11 Prozent im Vergleich zu den reinen batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen besonders erfolgreiche Verkäufe seiner Range Extender-Modelle verzeichnete. Huawei gibt an, mindestens 10 Prozent seines Umsatzes für Forschung und Entwicklung auszugeben, während die F&E-Intensität von CATL im ersten Quartal bei 5,4 Prozent lag.
In absoluten Zahlen ausgedrückt, hat BYD, das an der Börse in Hongkong gelistet ist, im ersten Quartal umgerechnet 1,47 Milliarden US-Dollar für Forschung aufgewendet, was 8,5 Prozent seines Umsatzes entspricht. Dies übersteigt die 1,15 Milliarden US-Dollar, die Tesla in diesem Zeitraum für Forschung und Entwicklung ausgegeben hat.
Für die Zukunft streben Elektroautohersteller danach, sich in den Bereichen Batterie und Software zu differenzieren - beiden Bereichen, die von CATL und Huawei dominiert werden, erklärt Jing Liu, Professor für Rechnungswesen und Finanzen sowie Direktor des Investmentforschungszentrums an der Cheung Kong Graduate School of Business.
Liu betonte auch, dass es unwahrscheinlich sei, dass ein Unternehmen ein überlegenes Produkt gegenüber diesen beiden Zulieferern entwickeln könne. Dies mache es für Automobilhersteller schwierig, sich auf einem Markt abzuheben, auf dem Verbraucher leicht zwischen Marken wechseln können.
Redaktion finanzen.net
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