US-Banken feiern neue Rekorde: Die Favoriten
Die Bilanzen der US-Finanzkonzerne dürften eine Demonstration der Stärke gegenüber europäischen Häusern werden. Die US-Politik hilft kräftig nach.
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Das Firmenschild von JP Morgan Chase & Co. an der Fifth Avenue in New York war in den vergangenen 13 Jahren morgendlicher Wegweiser von Matt Zames zu seinem Arbeitsplatz. Bei JP Morgan hat der 47-Jährige fulminant Karriere gemacht. Er hat nach der Notübernahme des schlingernden Konkurrenten Bear Stearns während der Finanzkrise dessen Anleiheabteilung aufgeräumt. Zames kehrte die Scherben hinter dem unter dem Spitznamen "London Whale" bekannten Spekulanten Bruno Iksil zusammen, die JP Morgan zwei Milliarden US-Dollar kosten sollten. 2012 stieg der Shootingstar zum Chefanleger auf, 2013 zum Vorstand des operativen Geschäfts. Zames galt als möglicher Nachfolger von Bankchef Jamie Dimon. Dass JP Morgan die Krise hinter sich lassen konnte, ist auch sein Verdienst.
Aber Zames kommt von Krisenbanken nicht los. Im April verließ er JP Morgan und wechselte zur Beratersparte des US-Investmentfonds Cerberus. Soeben wurde er von der Deutschen Bank angeheuert. Ab sofort sieht Zames auf dem Weg ins Büro ein blaues Logo. "Die Expertise von Cerberus wird uns auf dem Weg unterstützen, wieder attraktive Renditen für unsere Aktionäre und Investoren zu schaffen", begründeten die Deutschbanker die Verpflichtung von Zames.
Er soll in der Deutschen Bank also das Kunststück aus alten Zeiten wiederholen. Immerhin ist der Aktienkurs von JP Morgan in der vergangenen Dekade um 322 Prozent gestiegen. Der Wert der Deutschen Bank sank im gleichen Zeitraum um 77 Prozent. Die US-Großbank wies zuletzt eine profitable Eigenkapitalrendite von 15 Prozent aus, im einstigen deutschen Vorzeigehaus erarbeitete man 2017 eine negative Eigenkapitalrendite. JP Morgan bestand den Stresstest in den USA vor einigen Wochen, die dort ansässige Sparte des Frankfurter Konzerns nicht.
Der Erfolg der größten US-Bank ist keine Ausnahme. Die Finanzbranche in den USA ist allen europäischen Finanzkonzernen in Riesenschritten enteilt. Durch die Radikalkur des Sektors nach der Finanzkrise und eine enorme Kapitalausstattung sichern sich Häuser wie Goldman Sachs, Morgan Stanley oder die Citigroup Marktanteile. Im Schnitt arbeiten die US-Institute drei- bis viermal so profitabel wie die Europäer, hat die Beratungsgesellschaft EY errechnet.
Sie können höhere Gebühren mit den Kunden abrechnen als die Europäer, sie profitieren von steigenden Zinsen und können etwa übernahmewilligen Unternehmen oder solchen mit Kapitalbedarf die komplette Palette an Produkten weltweit anbieten. "Als internationales Unternehmen kommen Sie an JP Morgan aufgrund der schieren Größe fast nicht vorbei", sagte Michael Hünseler, Geschäftsführer des Investmenthauses Assenagon.
Gewinnsprung dank Trump
Die am Freitag von JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo (nach Redaktionsschluss) eingeleitete und von Goldman Sachs und der Bank of America nächste Woche fortgesetzte US-Berichtssaison zum zweiten Quartal dürfte eine neue Demonstration der Stärke werden - zumindest im Vergleich mit den europäischen Unternehmen.
Beobachter gehen indes davon aus, dass das zweite Quartal nicht so beeindrucken wird wie das erste. JP Morgan hatte in den ersten drei Monaten mit einem Zuwachs von 36 Prozent einen Gewinn von 8,7 Milliarden US-Dollar ausgewiesen und alle Erwartungen übertroffen.
Goldman Sachs vermeldete eine Gewinnsteigerung von 31 Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar, die Citigroup kam mit einem Plus von 13 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar. Selbst die einzige noch mit Skandalen kämpfende US-Bank Wells Fargo konnte ein Gewinnplus von 5,5 Prozent auf knapp sechs Milliarden Dollar melden.
Für die Rekordergebnisse sind zwar auch die gute Konjunktur, die steigenden Zinsen sowie eine rückkehrende Volatilität verantwortlich. Der wahre Grund aber heißt Donald Trump. Die Steuerreform des US-Präsidenten hat den US-Finanztiteln satte Extragewinne beschert. Die Regierung Trump hatte unter anderem die Körperschaftsabgabe von 35 auf 21 Prozent reduziert. Negative Effekte wie etwa die nachträgliche Versteuerung von Auslandsgewinnen hatten die Banken bereits Ende
2017 verbucht. Nach den großen Gewinnsprüngen im ersten Quartal dürfte der Effekt im zweiten Quartal jedoch abebben.
Brexit kostet schon jetzt
Dafür dürfte sich ein neuer Effekt bemerkbar machen: Ende Mai hat Trump wie versprochen die Regulierungsvorschriften für Banken gelockert. Institute mit einer Bilanzsumme von bis zu 250 Milliarden US-Dollar gelten nun nicht mehr als systemrelevant und müssen deshalb weniger Kapital für den Notfall vorhalten. Zuvor lag die Grenze bei 50 Milliarden Dollar. Zudem müssen Banken weniger Kapital zur Sicherheit für Kredite und für bestimmte Anleihen hinterlegen. Dadurch könnte ebenfalls Kapital in Milliardenhöhe frei werden. Allerdings sind Marktbeobachter uneins, ob sich die Deregulierung bereits in den anstehenden Abschlüssen widerspiegeln wird.
Negativ zu Buche schlagen dürfte die branchenweit höhere Belastung durch den Brexit. Viele Häuser ziehen Mitarbeiter aus London ab. JP Morgan etwa hat vergangene Woche erste Jobs nach Frankfurt verlagert. Das kostet. Genauso wie die Digitalisierung. Goldman Sachs baut derzeit die Onlineplattform "Marcus" auf und will damit auch kleinere Unternehmenskunden und private Anleger erreichen. Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg gehen davon aus, dass die Investitionen die Bank bis Ende des Jahres belasten.
Dass die Finanzwerte in der vorvergangenen Woche dennoch die US-Indizes nach oben gezogen haben, liegt an den Ankündigungen steigender Dividenden- und Aktienrückkaufprogramme - allein der Nachzügler Wells Fargo lockt die Wall Street mit 24,5 Milliarden Dollar.
Von solchen Ködern kann die Deutsche Bank nur träumen. Mit der US-Konkurrenz teilt sie derzeit nur eine Sorge: die um den schwächelnden Anleihehandel im Investmentbanking. Mit den Risiken in den Büchern und dem margenschwachen Kreditgeschäft steht der Finanzkonzern allein da. Fast allein. Auf Matt Zames und seinem Team ruhen viele Hoffnungen.
Investor-Info
JP Morgan
Keine Skandale
JP Morgan Chase ist - bis auf die Fehlspekulationen des "London Whale" - ohne Skandale durch die Finanzkrise gekommen. Die Erträge sind seither kontinuierlich gewachsen, die Eigenkapitalrendite liegt bei gesunden 15 Prozent. Mit margenstarken Dienstleistungen, mit Betreuung von Fusionen und Übernahmen dürfte JP Morgan in diesem Jahr besonders stark wachsen. Die moderate Korrektur der Aktie seit Ende Mai lädt zum Einstieg ein.
Goldman Sachs
Knapp geschafft
Den Ende Juni veröffentlichten Stresstest der US-Notenbank Fed hat Goldman Sachs wegen seiner hohen Verschuldungsquote nur knapp bestanden und deshalb sein Aktienrückkaufprogramm zurückgefahren. Wegen Investitionen in die Digitalisierung sind zudem die Kosten im ersten Quartal gestiegen. Die Aktie der Bank ist eine mittelfristige Wette auf volatile Kapitalmärkte, keiner profitiert davon so stark wie Goldman Sachs. Das macht das Papier zur spekulativen Anlage.
Citigroup
Mit Aufholpotenzial
Ende Mai ist der aktivistische Investor Valueact bei der Citigroup mit 1,2 Milliarden Dollar eingestiegen. Die Citigroup hängt sowohl in der Entwicklung der Fundamentaldaten als auch des Aktienkurses hinter der Konkurrenz zurück. Dass die Bank in diesem Jahr aufholen könnte, hat das auch abzüglich des Steuereffekts überraschend positive erste Quartal gezeigt. Valueact geht zudem von einer bis 2020 stark steigenden Dividende aus. Anleger profitieren vom Druck des Investors.
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Bildquellen: Richard Drew/AP, Mary Altaffer/AP
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