Euro am Sonntag-Titel

Märkte unter Druck - Was Finanzexperten aktuell raten

aktualisiert 26.05.10 15:55 Uhr

Wie soll man in Zeiten von Währungskrise und Inflationsangst anlegen? €uro am Sonntag lud Gottfried Heller, Gerd Häcker und Manfred Poweleit in die Redaktion. Ihre besten Empfehlungen.

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von Stephan Haberer, Andreas Hohenadl und Sven Parplies

Selten war die Lage an den Finanzmärkten so turbulent wie in diesen Tagen. Die Redaktion von €uro am Sonntag lud deshalb drei renommierte Finanzexperten zum Gipfeltreffen mit den Lesern von €uro am Sonntag. 90 Minuten stellten sich die Anlageprofis den Fragen und gaben wertvolle Ratschläge.
Gottfried Heller, Senior Partner der Fiduka-Depotverwaltung, hat in seinem Leben schon viele Finanzmarktkrisen miterlebt. Auch deshalb suchen viele Anleger seinen Rat. Hellers Botschaft: Trotz Vertrauenskrise des Euro ist eine Währungsreform nicht notwendig. Auch die Aussichten der Aktienmärkte sieht der Börsenveteran positiv. Anleger sollten international investieren und verstärkt auf Substanzwerte setzen. „In diesen Zeiten ist es durchaus empfehlenswert, sich stärker in Substanzwerte hineinzubewegen, bei denen ich eine bestimmte Dividende erwarten kann.“

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In Substanzwerte investieren, sich international aufstellen, so lautet auch die Botschaft Gerd Häckers. Der Anlageprofi, Aktienchef der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen, warnte im Gespräch mit unseren Lesern aber auch vor langfristigen Auswirkungen der Schuldenkrise. Häcker rechnet mit einem nachhaltigen Vertrauensverlust in den Euro. Das werde vermutlich zu einer Flucht in Sachwerte führen und nicht nur den Goldpreis, sondern auch Aktienkurse nach oben treiben.

In allen Anlageklassen müss­ten sich Investoren künftig auf größere Kursschwankungen einstellen. Welche Investments für Häcker am attraktivsten sind. Gefragter Gesprächspartner war auch Manfred Poweleit, einer der renommiertesten Experten für Lebensversicherungen. Der Chefredakteur des Branchendiensts Map-Report hat untersucht, wie stark die Portfolios der Versicherer von möglichen Staatspleiten betroffen sein könnten. Wie groß die Gefahren für die Policen wirklich sind und welche Versicherer bisher für ihre Kunden das Meiste herausholten.

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Gottfried Heller, die Fragen und seine Antworten:

Leser: Herr Heller, wie kann ich mich gegen eine weitere Abwertung des Euro schützen?
Gottfried Heller: Indem Sie international gestreut in Aktien anlegen. Wenn Sie ein weltweit diversifizier­tes Depot haben, das auch in Schwellenländern investiert ist, haben Sie automatisch eine Währungsdiversifikation. Denn in dem Portfolio werden sich einige Länder befinden, die gegen Ihre Heimatwährung aufwerten, und sicherlich einige, die abwerten. Doch per saldo haben Sie sich ­dagegen geschützt, dass Sie nur in einer Währung, beispielsweise dem Euro, investiert sind.

Leser: Ist jetzt die Zeit gekommen, verstärkt in Sachwerte wie beispielsweise Rohstoffe zu gehen?
Heller: Ich würde überall dort reingehen, wo Knappheiten entstehen: Wasser, Ackerland, Rohstoffe, aber auch Ölaktien mit einer guten Dividende. In diesen Zeiten ist es durchaus empfehlenswert, sich stärker in Substanzwerte hineinzubewegen, wo ich eine bestimmte jährliche Dividende erwarten kann.

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Leser: Wie sollte eine Absicherung in Gold aussehen für den Fall, dass eine Phase hoher Inflation kommt?
Heller: Gold nimmt man als Notgroschen, wenn man befürchtet, dass Geld einmal nichts mehr wert ist. Es ist ein Krisenmetall. Ich erwarte aber nicht unmittelbar eine schlimme Inflation, da die Staaten weltweit so verschuldet sind, dass sie sparen müssen. Und wenn der Staat sparen muss, geht von dieser Seite schon einmal keine Inflation aus. Es entsteht eher eine deflatorische Tendenz. In einem Umfeld, in dem man keine Kredite aufnimmt, sondern welche zurückzahlt, bleibt die Inflation im Rahmen.

Leser: Aber der Goldpreis ist doch zuletzt enorm gestiegen.
Heller: Ja, aber eher wegen der drohenden Staatspleiten. Gold ist wie erwähnt ein Krisenmetall, das in Zeiten starker Verunsicherung profitiert. Vor allem ist es ein spekulatives Metall, es hat keine große industrielle Nachfrage. Sie können natürlich Gold wie Aspirin im Nachtkästchen haben. Dann jedoch sollten Sie es fungibel halten, also nicht in Barren. Goldbarren kann man streicheln, aber man kann damit nicht handeln. Goldmünzen können Sie, wenn es hart auf hart kommt, eintauschen. Nur würde ich eben nicht allzu viel Geld in Gold stecken. Denn die Welt ist nicht am Zerbrechen, eine wilde Inflation ist in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht zu erwarten.


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Leser: Meine Eltern, beide während des Krieges geboren, haben Angst vor einer Geldentwertung. Wie hoch schätzen Sie diese Gefahr ein?
Heller: Eine Währungsreform gibt es immer als Folge eines verlorenen Krieges. Wenn die Industrieproduktionsbasis zerstört ist, dann ist die Währung, die darauf basiert, nichts mehr wert. Nehmen Sie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg: Das Land war am Boden, war faktisch ein Entwicklungsland, und die Reichsmark war nichts mehr wert. Dann hat man an deren Stelle eine neue Währung gesetzt: die D-Mark. Jetzt haben wir den Euro, und es sieht nicht so aus, als ob irgendwelche Industrie­basen in Europa zerstört worden wären. Es sind nur einige Schludriane wie Griechenland an den Pranger gestellt worden, denen wir jetzt aus der Patsche helfen müssen, weil sie über ihre Verhältnisse gelebt haben.

Leser: Eine Währungsreform wird also nicht kommen?
Heller: Es gibt keinen Grund, dies anzunehmen. Man wird auf lange Sicht – noch nicht in den nächsten zwei, drei Jahren – vermutlich den Weg gehen, etwas mehr Inflation zuzulassen und auf diese Weise die Schulden zu entwerten. Aber das ist noch lange keine Währungsreform, sondern nur eine schleichende Entwertung der Währung. Und die werden Sie in aller Welt sehen, auch im Dollar. Dagegen kann man sich nur schützen, indem man in Sachwerte wie Immobilien und Aktien anlegt, die diese Inflation durch einen steigenden Wert oder steigende Dividenden auffangen.

Leser: Bei all der Verunsicherung durch Griechenland und Co, wohin bewegen sich die Aktienmärkte?
Heller: Ich bin der Meinung, dass die Vorzeichen für steigende Börsen überwiegen. Wenn sich der Staub gelegt hat in ein paar Wochen, werden auch die Märkte wieder ruhiger.

Leser: Das klingt ja ziemlich optimistisch. Worauf gründen Sie Ihre Ansicht?
Heller: Die Börsen sind nicht überteuert. Der DAX ist aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12 bis 13 bewertet. Zudem sind die Gewin­ne der Unternehmen überraschend stark gestiegen. In den USA lagen 83 Prozent der Unternehmen, die Quartalszahlen gemeldet haben, über den Erwartungen. Das ist ein sehr, sehr hoher Wert. Zugleich sind die Zinsen sehr niedrig. Es herrscht gewissermaßen Anlagenotstand. Anleihen sind nicht attraktiv. Und aufgrund der noch sehr niedrigen Inflation drohen auch keine unmittelbaren Zinserhöhungen. Mit der Griechenland-Krise sogar umso weniger. Und schließlich ist auch die Konjunktur im Aufschwung. Wie weit sie selbsttragend sein wird, ist noch ungewiss, aber solange sie eher zur Schwäche neigt, wird die Notenbank die lockere Geldpolitik beibehalten. In der Summe spricht all das für einen positiven Börsentrend. Ich denke, dass wir im Sommer recht freundliche Kurse sehen werden.

Leser: Von den Prognosen, die eine Halbierung der Kurse ankündigen, halten Sie also gar nichts?
Heller: Eine derartige Entwicklung sehe ich überhaupt nicht. Es deutet alles auf einen moderaten Konjunkturaufschwung hin. Der wird in ­Europa zwar etwas schwächer ausfallen als in den USA, aber das spricht letztlich nur dafür, dass die Notenbank sich mit Zinserhöhungen zurück- und die Geldpolitik locker halten wird.

Leser: Sollte ich aktuell Sicherungen in mein Depot einbauen?
Heller: Ich persönlich bin kein großer Freund von Absicherungen. Ich sichere nur dann ab, wenn ich grö­ßere Bewegungen an den Märkten befürchte, wie zum Beispiel im Herbst 2008. Jede Absicherung kostet ja Geld. Wenn eine Börse nur säge­zahnartig seitwärts schwankt ohne einen klaren Trend nach unten, halte ich es nicht für sinnvoll, ständig abzusichern. Denn Sie erwischen nie den richtigen Punkt. Zum anderen glaube ich nicht, dass die Dinge heute ähnlich einzuschätzen sind wie 2008. Wir sind vielmehr in einem tendenziell aufwärts gerichteteten Börsentrend, natürlich – bedingt durch die Griechenland-Krise – unter Schwankungen. Ich würde in solchen Phasen schwache Tage zum Kaufen nutzen und starke zum Verkaufen. Sie können in dieser schwankungsreichen Zeit gute Qualität an der Börse einsammeln.

Leser: Ich bin 37 und Beamter. Zuletzt habe ich meinen Aktienanteil im Depot sehr stark erhöht – auf über 70 Prozent. Was halten Sie davon?
Heller: Sie sind in einem Alter, in dem Sie durchaus Aktien halten dürfen, können, sollten. Andererseits wartet auf Sie ja auch eine sichere Pension, sodass Sie nicht forciert auf Aktien sparen müssen. Sie können es sich leisten, konservativ anzulegen. 70 Prozent scheint mir – bezogen auf Ihr Alter und Ihre sichere Stellung – durchaus angemessen, solange es sich um ein solides Depot handelt. Bedenken Sie, dass hauptsächlich zwei Dinge gefährlich sind an der Börse: wenn Sie zu teuer kaufen und wenn Sie Ihr Anlagekapital nicht streuen.

Leser: Meine Aktienanlagen sind zuletzt so gut gelaufen, dass ich mir denke, eigentlich müsste ich jetzt rausgehen.
Heller: Und was machen Sie dann? Mit jeder zusätzlichen Transaktion laden Sie sich nur ein weiteres Risiko auf, wenn Sie mit der Anlage, die Sie sich gekauft haben, grundsätzlich zufrieden sind. Mein Freund Kostolany hat immer gesagt: Nicht zu viel herumfuchteln an der Börse!

Leser: Mein Mann und ich haben unlängst unsere Wohnung verkauft und sind in betreutes Wohnen umgezogen. Wie soll ich den Erlös aus dem Verkauf, etwa 140.000 Euro, jetzt am besten investieren?
Heller: Sie haben einen Sachwert verkauft und sollten jetzt vorsichtig anlegen. Ich würde solide Werte kaufen, vor allem im fortgeschrittenen Alter. Empfehlenswert sind Aktien von Unternehmen, die auch eine Dividende zahlen. Denn diese Titel sind weniger schwankungsanfällig als solche, die nur auf Kursgewinne ausgerichtet sind. Im Alter sollte man nicht alles in Aktien stecken – und wenn, dann in weniger spekulativ ausgerichtete Titel.

Leser: Fonds gegenüber bin ich sehr skeptisch. Da verdient die Bank doch mehr dran als ich selbst, oder?
Heller: Da wäre ich nicht ganz so rigoros. Es gibt ja auch börsengehandelte Fonds, sogenannte ETFs. Damit können Sie einen Index kaufen oder Rohstoffe, selbst Schwellenländer­aktien. So bekommen Sie einen ganzen Korb von Aktien, Sie haben quasi eine eingebaute Streuung. Und diese ETFs verlangen eine sehr niedrige Verwaltungsgebühr, in der Regel 0,3 oder 0,4 Prozent pro Jahr, im Gegensatz zu gemanagten Fonds, die meist 1,0 bis 1,5 Prozent für die Verwaltung abführen.

Leser: Was halten Sie von Offenen Immobilienfonds?
Heller: Nicht viel. Ein solcher Fonds müsste eigentlich die Verpflichtung haben, mir mein Geld zu geben, sobald ich die Anteile zurückgebe. Doch eine Reihe von Fonds hat jetzt zugemacht. Als Anleger sind Sie eingeschlossen und kommen nicht raus. Das ist ein Konstruktionsfehler, der nun offensichtlich geworden ist.

Und hier die Fragen an Gerd Häcker Huber, Reuss & Kollegen

Gerd Häcker
Der Leiter Assetmanagement der Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren mit Wertpapiergeschäften. Die Münchner betreuen ein Vermögen von mehr als 500 Millionen Euro, unter anderem für Stiftungen und Spezialfonds. Vor seinem Einstieg bei Huber, Reuss & Kollegen war Häcker bei einer deutschen Großbank verantwortlich für Asset Allocation.

Leser: Wie sichere ich mich am besten gegen die Euroschwäche ab? Soll ich jetzt besser auf den Amerikanischen Dollar setzen?
Gerd Häcker: Der US-Dollar ist eine Möglichkeit. Man sollte aber nicht vergessen, dass die Amerikaner ähnliche Probleme wie die Eurostaaten haben. Besser gefallen uns Währungen, die durch Rohstoffe hinterlegt sind, also die Norwegische Krone, der Kanadische und Australische Dollar. Sie sollten aber nicht überhastet umschichten. Gehen Sie schrittweise vor, wie bei einem Sparplan. Leser: Ich habe fast nur DAX-Aktien in meinem Depot. Wegen der Euro-krise will ich mich internationaler aufstellen. Welche Papiere eignen sich dafür jetzt am besten?
Häcker: Mit den klassischen Rohstoffwerten wie BHP Billiton und Rio Tinto investieren Sie in eine Branche, die Sie im DAX nicht finden. Nebenbei investieren Sie in Währungen, die nicht von der Eurokrise betroffen sind. Statoil, das wichtigste Ölunternehmen Norwegens, kommt ebenfalls aus einem Land mit relativ stabiler Währung. Das Unternehmen hat großes Know-how bei der Erschließung von Ölvorkommen in der Tiefsee und ist an der Börse auch nicht zu hoch bewertet. Aus der Schweiz gefällt uns zum Beispiel Nestlé. Die Aktie ist auch eine gute Chance, von einer langfristigen Wachstumsstory in den Schwellenländern zu profitieren.

Leser: Seit Wochen wird der Euro überall schlechtgeredet. Vieles davon erscheint mir übertrieben. Wäre jetzt nicht der Zeitpunkt gekommen, antizyklisch auf den Euro und gegen den Dollar zu setzen?
Häcker: Kurzfristig ist das keine schlechte Idee. Die Stimmung ist so negativ, dass es eine heftige Gegenreaktion geben kann, die den Euro in die Region von 1,30 Dollar katapultiert. Fundamental macht der Vergleich von Euro und Dollar wenig Sinn, weil beide Währungen problematisch sind. Ich fühle mich mit beiden nicht wohl.

Leser: Und was wird langfristig aus dem Euro?
Häcker: Aus meiner Sicht ist es relativ unwahrscheinlich, dass das Vertrauen in den Euro wiederhergestellt wird. Die Verschuldung vieler Eurostaaten ist einfach zu hoch, als dass die Staaten diese Schulden langfristig bedienen könnten. Was genau passieren wird, kann heute noch niemand seriös voraussagen. Wahrscheinlich ist auch eine Flucht in Sachwerte. Aktien werden dann nicht mehr als Spekulationsobjekt gesucht, sondern als Sachwerte – genau wie jetzt Gold.

Leser: Macht es überhaupt Sinn, angesichts der riesigen Schuldenprobleme Aktien zu kaufen?
Häcker: Genau das Gegenteil – im Extremfall haben Sie kaum eine andere Wahl, als in Aktien zu investieren. Wenn die Leute das Vertrauen in die Währung verlieren und auch kein Gold mehr zu bekommen ist, flüchten die Leute in Aktien, nur um ihr Geld loszuwerden. Dann spielen klassische Bewertungskennziffern keine Rolle mehr.

Leser: War der Rettungsschirm für Südeuropa wirklich eine gute Idee?
Häcker: Die Frage ist, ob es eine Alternative gegeben hat. Man darf aus deutscher Sicht nicht vergessen, dass durch den Rettungsschirm auch deutsche Banken und Lebensversicherer geschützt werden, die ja alle in Anleihen investiert sind.

Leser: Ich will Gold kaufen. Wie groß sollte der Depotanteil sein?
Häcker: Grundsätzlich sind fünf bis zehn Prozent ein guter Richtwert. Genau wie bei Aktien gilt aber auch bei Gold, dass Sie Ihr Investment so steuern müssen, dass Sie nicht gezwungen sind, bei 15 oder 20 Prozent Kursverlust zu verkaufen. Sie dürfen sich niemals zum Sklaven der Börse machen.

Leser: Wie weit kann Gold noch steigen? Manche sagen bis 2000 Dollar.
Häcker: Sie sollten Gold nicht kaufen, um auf Preissteigerungen zu spe­kulieren. Gold soll Vermögen sichern. Das bedeutet, dass Sie es auf keinen Fall verkaufen, egal ob sich der Kurs halbiert oder auf 3000 Dollar steigt. Wenn Sie verkaufen, geben Sie die Schutzfunktion auf.

Leser: Gibt es wirklich keine Alternative zu physischem Gold?
Häcker: Bei Zertifikaten wissen Sie nicht, was da genau abgebildet wird und wie diese Papiere hinterlegt sind. Außerdem können Sie nicht sicher sein, dass Sie im Krisenfall wirk­lich an Ihr Geld kommen. Das gilt auch für Fonds. Die einzige wirkliche Alternative zu physischem Gold wären direkte Beteiligungen an Unternehmen. Die Aktie des Minenbetreibers Barrick Gold wäre ein Kandidat – das Unternehmen ist gesund und wird in Kanadischen Dollar gehandelt, also in einer relativ stabilen Währung.

Leser: Kann es wirklich passieren, dass Goldbesitz verboten wird?
Häcker: In der Vergangenheit hat es das schon gegeben. Wenn jemand eine neue Währung einführen will, ist Gold ein Problem, weil es das Vertrauen in die neue Währung gefährdet. Ob es so weit kommt, kann aber niemand voraussagen.

Leser: Ich habe einen Festgeldvertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einer jährlichen Verzinsung von 5,3 Prozent. Jetzt habe ich die Sorge, dass die Inflation steigt und ich mit meinem Festgeld real Verluste mache. Ist es sinnvoll, den Vertrag zu kündigen?
Häcker: Zunächst müssten Sie klären, ob Sie den Vertrag überhaupt kündigen können. Dann ist wichtig, wie verlässlich der Schuldner auf der anderen Seite ist. Ansonsten sind 5,3 Prozent ein ordentlicher Kupon. Da sehe ich keinen Grund, jetzt in Panik zu verfallen.

Leser: Ich fürchte, dass wir durch die Stützungsmaßnahmen für den Euro eine Inflation bekommen. Ich bin 50 Jahre alt und möchte verhindern, dass ich mein gespartes Geld durch eine Geldentwertung verliere. Was soll ich tun?
Häcker: Wir wissen nicht, ob wir tatsächlich eine Inflation bekommen werden. Es könnte auch eine Deflation werden oder ein ganz anderes Szenario. Stellen Sie sich so breit auf wie möglich und vermeiden Sie Klumpenrisiken. Setzen Sie auf stabile Währungen, Gold, Aktien von soliden Unternehmen und erstklassige Staatsanleihen, derzeit Deutschland und Norwegen. Sie werden im Krisenfall nicht verhindern können, dass Ihr Vermögen getroffen wird. Aber Sie können den Schaden begrenzen, wenn Sie sich breit aufstellen.

Leser: Wie soll ich mein Geld konkret verteilen?
Häcker: 20 bis 30 Prozent Aktien sind angemessen, dazu fünf bis zehn Prozent physisches Gold. Den Rest in erstklassigen Anleihen und Währungen.

Leser: Was halten Sie von BASF?
Häcker: In der Chemiebranche gibt es weltweit kaum ein besser positioniertes Unternehmen. Sie müssen sich allerdings bewusst sein, dass die Aktie nicht mehr günstig ist. Wenn sich die Konjunktur nicht so entwickelt, wie es derzeit allgemein erwartet wird, müssen Sie sich auf Rückschläge von 20 oder auch 25 Prozent einstellen.

Leser: Ich habe gerade Infineon verkauft. War das ein Fehler? Und was halten Sie von Hewlett-Packard?
Häcker: Infineon ist verschuldet und hatte in Abschwungsphasen bislang immer erhebliche Probleme. Im Technologiebereich gibt es aus unserer Sicht bessere Unternehmen. Intel zum Beispiel ist ein schuldenfreier Weltmarktführer mit hohen Cashbeständen, bei dem Sie relativ sicher sein können, dass das Unternehmen auch in fünf oder zehn Jahren noch existiert. Hewlett-Packard ist ein gutes und auch breit aufgestelltes Unternehmen. Bei Hardwareherstellern sind wir aber generell vorsichtig, da in der Historie schon viele bedeutende Unternehmen aus diesem Segment verschwunden sind.

Leser: Der Sparzwang im Gesundheitssystem wird zwangsläufig die Pharmakonzerne treffen. Macht es überhaupt noch Sinn, in diese Aktien zu investieren?
Häcker: Richtig, es wird zu Einschnitten kommen. Ohne Pharma aber wird die Gesellschaft nicht auskommen. Die Unternehmen sind ein klarer Profiteur des demografischen Wandels. Wenn wir immer mehr alte Menschen haben, steigt der Bedarf an Medikamenten.

Leser: Welche Pharmaaktie würden Sie empfehlen?
Häcker: Wir haben unter anderem Positionen in Novartis. Das Unternehmen ist fast ein Healthcarefonds – es entwickelt eigene Medikamente und ist zudem über Roche an Genentech beteiligt. Zusätzlich vertreibt die Firma Generika. Auch der Schweizer Franken als Heimatwährung von Novartis gefällt uns.

Leser: Wir sind ein Ehepaar im Rentenalter, wollen uns aufgrund negativer Erfahrungen nicht auf das Aben­teuer einer Immobilie einlassen. Welche sicherheitsorientierte Anlage würden Sie uns alternativ empfehlen?
Häcker: Darauf gibt es keine einfache Antwort. Früher waren Festgeld, Sparbuch, Bundesanleihen sicher – durch die enorme Staatsverschuldung und deren Folgen gilt das so nicht mehr. Vermögen, egal in welcher Vermögensklasse Sie sich bewegen, wird in Zukunft stärker schwanken. Eine große Herausforderung wird es sein, die Schwankungen zu ertragen und nicht zum falschen Zeitpunkt zu verkaufen.


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Manfred Poweleit Map-Report

Manfred Poweleit
Seit rund 20 Jahren beschäftigt sich Manfred Poweleit als Chefredakteur des Branchendiensts Map-Report ­(www.map-report.com) intensiv mit deutschen ­Lebensversicherern. Dabei legt er die Schwächen ­einzelner Gesellschaften ebenso ­offen, wie er andererseits dem Großteil der Branche ­attestiert, die globale ­Finanzkrise bisher gut ­gemeistert zu haben.

Leser: Lebensversicherungen legen doch meist in Staatsanleihen an. Muss ich da nicht fürchten, dass wegen der Griechenland-Krise die Rendite der Police noch weiter sinkt?
Manfred Poweleit: Stopp, das stimmt so nicht. Lebensversicherer haben entgegen einer weit verbreiteten Meinung nicht den Großteil ihres Geldes in Staatsanleihen stecken. Der Großteil ihrer festverzinslichen Anlagen – im Branchenschnitt etwa 60 Prozent – stecken in erstklassigen Wertpapieren zur Bankenfinanzierung. Der zweite große Block bei festverzinslichen Anlagen, das ist richtig, sind Staatsanleihen. Die machen branchenweit etwa zwölf bis 15 Prozent aus. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass traditionell die Ver­sicherer das meiste Geld davon in Anleihen ihrer Heimatländer stecken haben, müssen Sie sich wegen Griechenland und den anderen ­PIIGS-Staaten keine Sorgen machen. Es sei denn, Sie haben eine griechische Police.

Leser: Wie viel steckt denn in Anleihen der PIIGS-Staaten?
Poweleit: Da hat die Allianz vor ein paar Tagen einige Zahlen veröffentlicht. Demnach hat sie ganze 3,7 Prozent ihrer festverzinslichen Anlagen – wohlgemerkt nicht ihrer gesamten, sondern nur der festverzinslichen Anlagen – in Papiere der Wackelkandidaten gesteckt. Wenn man nun noch weiß und berücksichtigt, dass die Allianz mit ihrer Tochter RAS stark in Italien engagiert ist, dann ist das Verlustrisiko selbst bei einem kompletten Ausfall der griechischen Anleihen für Allianz-Kunden wohl nicht mal im Nachkommabereich spürbar. Die Größenordnung dieser Anlagen ist bei deutschen Versicherern nach derzeitigem Kenntnisstand nicht relevant.

Leser: Und wie steht es um die Sicherheit der von den Versicherern gehaltenen Bankanleihen?
Poweleit: Auch da kann aus heutiger Sicht dem Lebensversicherungskunden wenig passieren. Denn auch hier greifen die Versicherer am häufigsten auf dem Heimatmarkt zu. Und im schlimmsten Fall stehen die betroffenen deutschen Banken unter dem staatlichen Rettungsschirm. Damit besteht hier auf absehbare Zeit praktisch kein größeres Ausfallrisiko als bei deutschen Staatsanleihen. Und Deutschland gilt – aus welchen Gründen auch immer – ja am Kapitalmarkt als guter Schuldner.

Leser: Sind konservative Lebensversicherungen für die Altersvorsorge überhaupt noch sinnvoll, da sie bei einer starken Inflation dann ja auch stark verlieren würden?
Poweleit: Wenn es tatsächlich zu einer starken Inflation kommt, tragen Sie auch bei einer Lebensversicherung ein Inflationsrisiko. Allerdings dürften wir dann auch wieder höhere Zinsen sehen. Jedoch ist unsicher, ob das für einen kompletten Inflationsausgleich ausreicht. Derzeit gibt es jedoch keine Anzeichen, die in den nächsten ein, zwei Jahren eine Lohn-Preis-Spirale als Voraussetzung für Inflation plausibel erscheinen lassen. Zudem sind auch die Staaten an niedrigen Zinsen interessiert, da dann die Schuldenlast leichter zu tragen ist. Jedoch darf nicht übersehen werden, dass für sie Inflation eine herrliche Methode wäre, ihre Schulden zu entwerten. Insgesamt sehe ich bei Lebensversicherungen zwar keinen Grund, um in Jubel auszubrechen, aber auch keinen für Katerstimmung. Lebensversicherungen sind unter Inflationsgesichtspunkten im Vergleich zu anderen Anlagen das kleinere Übel. Ihnen muss nur eines klar sein: Eine Möglichkeit, sein Geld absolut sicher anzulegen, gibt es nicht.

Leser: Vielen Dank, dass ich in diesen schwierigen Zeiten die Möglichkeit habe, Experten zu befragen. Ich habe große Sorge, dass eine Währungsreform kommen könnte, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die immensen Schulden anders getilgt werden können.
Poweleit: Das sehe ich nicht so. Die letzte Währungsreform gab es in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Und einen Dritten Weltkrieg sehe ich nicht he­raufziehen. Doch im Ernst, wir haben zwar eine enorme Schuldenlast in Deutschland, aber eine Währungsreform ist zu deren Tilgung nicht notwendig. Dies wäre erst nötig, wenn beispielsweise durch einen Krieg der über Jahrzehnte aufgebaute Kapitalstock des Landes, also Industrieanlagen, Immobilien und Infrastruktur, im wahrsten Sinne des Wortes zusammengebombt worden wäre.

Leser: Mich wundert, dass die Lebensversicherer immer noch im Schnitt Überschussbeteiligungen von 4,0 bis 4,2 Prozent ausweisen, obwohl der Anleihemarkt doch längst nicht mehr so viel hergibt. Wie machen die Versicherer das?
Poweleit: Die Unternehmen speisen ihre Überschussbeteiligungen aus mehreren Töpfen und einer davon heißt – schreckliches Wort – Sterblichkeitsgewinne. Das bedeutet: Jeder Versicherer kalkuliert mit einer bestimmten Quote von Todesfällen vor Vertragsablauf. Dafür muss Kapital auf die Seite gelegt werden. Doch die Zahl der vorzeitigen Todesfälle sinkt ständig. Dadurch entstehen dann die Sterblichkeitsgewinne. Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich ein Fan der guten alten kapitalbildenden gemisch­ten Lebensversicherung bin. Dadurch ist praktisch schon mal ein Sockel bei den Überschussbeteiligun­gen garantiert. Außerdem werden nicht alle Finanzmittel ständig neu angelegt, sodass man bessere Renditen aus der Vergangenheit noch nutzen kann.

Leser: Kann es durch diese Überrenditen nicht auch Probleme geben, wenn etwa Hedgefonds versuchen, an diese ranzukommen?
Poweleit: Da kann es schon Prob­leme geben, aber weniger durch Hedgefonds. Ein Problem wäre, wenn die Gesellschaft zulässt, dass einzelne Personen gerade jetzt in Niedrigzinsphasen mit kurzfristigen Kapitalisierungsgeschäften gegen den Kundenbestand wetten. Bei den Gro-ßen sehe ich da zwar keine Gefahr, aber ein kleiner Versicherer kann schon mal schwach werden, wenn jemand mit zehn Millionen Einmalbeitrag kommt. Da legt der ein oder andere vielleicht schon mal eine Schippe drauf auf Kosten der Bestandskunden. Aber inzwischen schaut die Aufsicht da genau hin.

Leser: Meine Frau und ich haben am 1. Juli 1996 eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen, die bis Mitte 2011 läuft. Damals wurde uns eine Ablaufleistung von 14 863 Euro vorgerechnet. Jetzt schreibt unsere Versicherung – ein Jahr vor Ablauf – dass wir aktuell nur 9100 Euro als Gesamtbetrag inklusive Überschussbeteiligung bekämen. Weiter heißt es, dass die angegebenen Leistungen aus der Überschussbeteiligung nicht garantiert werden können. Kann das heißen, dass 2011 noch weniger als 9100 Euro ausgezahlt werden? Und soll ich jetzt die Kapitallebensversicherung schnell noch kündigen oder doch lieber abwarten?
Poweleit: Zunächst einmal ein paar Hinweise, warum Sie 2011 aus Ihrer Lebensversicherung weniger herausbekommen werden als gedacht. 1996, als Sie die Kapitallebensversicherung abgeschlossen haben, waren die Zinsen noch viel höher als heute. Die Lebensversicherer rechneten damals bei Ihren Beispielrechnungen mit den damals aktuellen Zinssätzen über die gesamte Laufzeit hoch. Deshalb ergab sich in der Beispielrechnung damals eine höhere Ablaufleistung als jetzt nach Jahren mit tiefen Zinsen tatsächlich für Sie herauskommen wird. Doch nun zu der Frage, kündigen oder nicht? Natürlich kann es sein, dass im letzten Jahr der Vertragslaufzeit die laufende Überschussbeteiligung nochmals etwas sinkt, das kann niemand exakt vorhersehen. Jedoch gilt als Faustregel, dass etwa 25 Prozent der Über­schuss­be­tei­li­gun­gen in den letzten vier Jahren der Vertragslaufzeit anfallen, diesen relativ hohen Anteil fürs letzte Vertragsjahr würden Sie mit einer Kündigung aufs Spiel setzen. Hinzu kommt, dass je nach Vertrag der Versicherer berechtigt sein kann, bei einer Kündigung sogenannte Stornoabschläge vorzunehmen, was die an Sie ausgezahlte Summe weiter drücken würde. Dies sollten Sie bei einer Kündigung bedenken. Eine Kündigung könnte allenfalls infrage kommen, wenn Sie ganz dringend auf Geld angewiesen sind. Ansonsten dürfte Abwarten die bessere Alternative sein.

Leser: Ich bin selbstständig und gehe nächstes Jahr mit 68 Jahren in Ruhestand. Meine Frau ist 30 Jahre jünger als ich und nicht berufstätig. Da ich nur recht geringe regelmäßige Rentenzahlungen von etwa 1000 Euro im Monat zu erwarten habe, überlege ich, 100 000 Euro in eine sofort beginnende Rentenpolice zu stecken. Halten Sie das generell für sinnvoll? Sollte ich diese Police auf mich abschließen mit einer Rentengarantiezeit für den Fall meines Ablebens oder besser gleich auf den Namen meiner Frau?
Poweleit: Generell halte ich die zusätzliche Vorsorge in Ihrem Fall durchaus für sinnvoll. Sie sollten als grobe Richtschnur damit rechnen, dass aus den 100 000 Euro etwas mehr als 500 Euro Monatsrente fließen dürften. Ich würde aus mehreren Gründen dazu raten, die Police auf Sie persönlich abzuschließen und nicht auf Ihre Frau: Zum einen ist die Steuerbelastung der Rente bei der Art und Weise, wie Rentenpolicen in Deutschland besteuert werden, bedeutend niedriger, wenn man bei erstmaligem Rentenbezug älter ist. Und: Da Ihre Frau rein statistisch viel länger Rente beziehen würde als Sie, wäre die monatlich gezahlte Rente bedeutend niedriger. Hinzu kommt: Ich wünsche Ihrer Ehe zwar alles Gute, sollte sie aber dennoch vor dem Scheidungsrichter landen – warum auch noch ein zusätzliches finanzielles Risiko eingehen?

Leser: Und welche Gesellschaften können Sie generell empfehlen?
Poweleit: In all unseren Untersuchungen der letzten Zeit lag die Debeka immer ganz vorn. Die gewinnt in fast unanständiger Weise. Was die als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit richtig verinnerlicht haben ist das Motto „Jeder Euro, den wir ausgeben, gehört eigentlich unseren Mitgliedern“. Das gefällt mir. Wenn dagegen große börsennotierte Versicherer in ihren Geschäftsberichten eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent ausweisen, dann bekomme ich Schaum vor dem Mund. Doch zurück: Neben der Debeka würde ich noch die Neue Leben in die engere Wahl nehmen und auch eine Cosmos oder Europa sind zu empfehlen.

Leser: Wir haben eine Kapitallebensversicherung inklusive Unfalltod-Zusatzversicherung und einer Dynamik von mindestens fünf Prozent im Jahr mit 25 Jahren Laufzeit abgeschlossen. Nun überlegen wir, ob wir den Unfalltodschutz und die Dynamik tatsächlich brauchen, was meinen Sie?
Poweleit: Dies sind beides für den Versicherer günstige Bedingungen. Die Verdopplung der Leistung bei Unfalltod ist aus meiner Sicht unsinnig. Ein Tod durch Unfall bedingt für die Hinterbliebenen ja keinen höhe­ren Absicherungsbedarf. Oder anders ausgedrückt: Wieso brauchen die Begünstigten bei einem Unfalltod, der übrigens recht selten ist, mehr Geld, als wenn der Tod durch Krankheit eintritt? Die Dynamik, besonders in den letzten Vertragsjahren, rentiert sich für den Kunden kaum noch. Das zeugt beides nicht von einer optimalen Beratung. Aber es gibt in Deutschland ja ganz generell eine große Lobby gegen ökonomische Vernunft.

Bildquellen: Axel Griesch

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