Der Zoll-Feldzug des Donald Trump: Mit diesen Aktien brauchen Sie nichts zu fürchten
Die Angst vor einem eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China wirbelt die Finanzmärkte durcheinander. Anleger flüchten in Aktien, die vor Trump sicher sind. Eine Analyse.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Für Börsianer ist die Ära Trump bislang sehr erfolgreich: Mit massiven Steuersenkungen hat die Partei des US-Präsidenten die Unternehmensgewinne und damit die Aktienkurse nach oben getrieben. Seit Trumps Vereidigung im Januar 2017 hat der amerikanische Aktienindex Dow Jones rund 40 Prozent an Wert gewonnen.
Komplizierter ist es mit Trumps Handelspolitik: China und seine Unternehmen sind für Corporate America Konkurrent, aber auch Geschäftspartner. In dem aus Sicht der Wall Street günstigen Szenario handelt die US-Regierung mit Peking einen Deal aus, der die Marktstellung amerikanischer Konzerne stärkt. Die Risiken eines Handelskonflikts aber sind groß. Im schlimmsten Fall könnte der Streit der beiden größten Wirtschaftsnationen die gesamte Welt in eine Rezession reißen.
Börsianer haben sich lange auf das Positive konzentriert: Seit elf Monaten bereits wird der Handelsstreit in der regelmäßigen Umfrage der Bank of America Merrill Lynch von Fondsmanagern als der größte Risikofaktor eingestuft. Richtig ernst genommen wurde das Problem aber wohl nicht. Steigende Unternehmensgewinne und niedrige Zinsen trieben die Aktienkurse weiter nach oben. Als Trump jetzt neue Strafzölle gegen China ankündigte, war die Aufregung groß: Weltweit rutschten die Aktienmärkte zum Wochenstart ins Minus. Der Dow Jones erlitt mit mehr als zwei Prozent sogar den stärksten Tagesverlust seit mehr als vier Monaten. Nur eine von 30 Aktien aus dem Index konnte sich mit einem kleinen Plus in den Feierabend retten: Procter & Gamble. Warum ausgerechnet diese Aktie?
Als Konsumgüterhersteller ist Procter & Gamble ein klassisch defensives Investment. Windeln oder auch Waschpulver werden immer gebraucht. Noch etwas anderes stützt den Kurs: Der Konzern legt großen Wert auf lokale Produktion. Rund 90 Prozent der Produkte, die Procter & Gamble in den USA verkauft, werden nach Angaben des Finanzdienstes Bloomberg auch in der Heimat hergestellt. Aus China importiert werden wenige Komponenten, etwa elektrische Bauteile für Zahnbürsten und Rasierer. Procter & Gamble kann den Handelsstreit also relativ gelassen verfolgen.
Sicher vor Trump
Die jüngsten Turbulenzen der Aktienmärkte haben gezeigt, auf welche Unternehmen und Branchen Anleger in schweren Zeiten setzen. Der einzige Sektor mit Kursgewinnen in Europa waren Immobilien. Das ist leicht zu erklären: Immobilienkonzerne verschiffen keine Waren zwischen den Kontinenten. Vonovia etwa verwaltet Wohnungen vor allem in Deutschland, besitzt zudem Bestände in Schweden und Österreich. Schutzzölle sind da keine direkte Gefahr. Der Gesundheitssektor, Versorger und Telekomwerte sind ebenfalls relativ unabhängig von den Launen der Weltwirtschaft und darum klassisch defensive Investments.
Im Technologiesektor ist die Lage je nach Unternehmen sehr unterschiedlich. Apple lässt die meisten seiner Produkte in China produzieren. Auch als Absatzmarkt ist die asiatische Großmacht wichtig. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der iPhone-Konzern dort knapp 20 Prozent seines Umsatzes. Im schlimmsten Szenario könnte Apple knapp ein Viertel seiner für das Geschäftsjahr 2020 erwarteten Gewinne kosten, kalkuliert die Investmentbank Morgan Stanley. Der Konzern könnte die Extrakosten an die Kunden weitergeben, das aber würde den Preis für ein iPhone XS um rund 160 Dollar erhöhen. Für Apple wäre ein solcher Schritt riskant, denn der schon jetzt hohe Verkaufspreis gilt als wichtiger Grund, warum sich das aktuelle Modell schlechter verkauft als erwartet.
Einfacher hat es Microsoft. Der Konzern stellt zwar ebenfalls Unterhaltungselektronik her, treibende Kraft für den Aktienkurs ist aber die stark wachsende Sparte mit Datendiensten über die Cloud. Für die Investmentbank Goldman Sachs gehört Microsoft wie auch Amazon oder Berkshire Hathaway zum Servicesektor. Unternehmen aus diesem Bereich dürften nach Einschätzung der Bank mit dem Handelskonflikt besser zurechtkommen.
Auch der DAX leidet unter dem Handelsstreit. Für deutsche Unternehmen sind die Gefahren vor allem indirekt, weil China und die USA für Deutschland wichtige Handelspartner sind. In einer besonderen Position sind die Autokonzerne. BMW und Daimler liefern in den USA produzierte Fahrzeuge nach China und stehen damit zwischen den Fronten. Die Trump-Regierung nutzt seit Längerem die Drohung, Auto-Importe aus Europa ebenfalls mit Schutzzöllen zu belegen, als Druckmittel gegenüber den Europäern.
Obama schlägt Trump
Wie geht es weiter? Die Zinsen dürften niedrig bleiben, auch in den USA. Die Gewinne der amerikanischen Unternehmen haben im vergangenen Quartal erneut positiv überrascht, wachsen aber nicht mehr so stark, nachdem der Effekt der Steuersenkungen ausgelaufen ist. Das macht die Finanzmärkte anfälliger für politische Krisen.
Im Handelsstreit hängt viel von Trumps persönlicher Agenda ab. Im November 2020 steht die nächste Präsidentschaftswahl an. Eine harte Haltung gegenüber China dürfte Trump zumindest bei einem Teil seiner Wähler Pluspunkte bringen. Eine Eskalation birgt aber auch Risiken: Der um Eigenlob nie verlegene Präsident feiert die gut laufende US-Wirtschaft und steigende Aktienkurse gern als seinen persönlichen Verdienst. Ein Crash würde ihn darum in Erklärungsnot bringen. Unter Trumps Vorgänger lief die Börse übrigens noch besser. In den ersten 28 Monaten Amtszeit von Barack Obama legte der Dow Jones um fast 70 Prozent zu.
Investor-Info
Chevron
Überraschend gut
Der US-Ölkonzern, bekannt für strenge Kostenkontrolle, will sich nicht auf ein Wettbieten um den Ölförderer Anadarko einlassen. Statt einer teuren Übernahme stockt Konzernchef Mike Wirth das Aktienrückkaufprogramm auf. Operativ läuft das Geschäft gut: In vier der letzten fünf Quartale hat Chevron die Ge-winnerwartung der Wall Street übertroffen. Aktien aus dem Sektor schütten hohe Dividenden aus und profitieren, wenn Krisen im Nahen Osten den Ölpreis treiben.
Microsoft
Versorger der Techzeitalters
Das Cloud-Geschäft des Softwarekonzerns ist im vergangenen Quartal um 73 Prozent gewachsen. Kunden, die sich einmal für Microsoft entschieden haben, dürften dem Konzern treu bleiben und regelmäßig Einnahmen bringen. Weil die Datenanalyse für Unternehmen aus allen Branchen immer wichtiger wird, hat das Cloud-Geschäft weiter großes Potenzial. Als Versorger des Techzeitalters ist Microsoft ein defensives Investment. Nebenbei gibt es eine kleine Dividende.
Procter & Gamble
Dividenden-Dino
Aktien von Konsumgüterherstellern sind in wirtschaftlich schweren Zeit gefragt. Procter & Gamble, bekannt unter anderem für Pampers-Windeln und Ariel-Waschmittel, steigerte seinen Umsatz im vergangenen Quartal um fünf Prozent. Den stärksten Zuwachs gab es mit neun Prozent in der Beauty-Sparte. Der Gewinn lag leicht über Analystenerwartung. Steigende Kosten konnte der Konzern durch Preiserhöhungen ausgleichen. P & G ist einer der berühmtesten Dividendenwerte: Die Ausschüttung steigt seit 62 Jahren kontinuierlich.
Allianz
Starker Dividendenwert
Dank kräftiger Zuwächse in der Sachversicherungssparte hat die Allianz im ersten Quartal mehr Geld verdient als erwartet. Das operative Ergebnis stieg um 7,5 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro. Analysten hatten 2,9 Milliarden einkalkuliert. Der gute Jahresauftakt macht Hoffnung für die Dividende. Analysten erwarten, dass die Allianz ihre Ausschüttung im kommenden Jahr auf 9,50 Euro anhebt. Damit bleibt die Aktie einer der attraktivsten Dividendenwerte in Deutschland.
Beiersdorf
Glänzende Defensive
Der Kosmetikhersteller (Nivea) kauft für 550 Millionen Dollar die Sonnenschutz-Sparte von Bayer. Mit der Marke Coppertone stärkt Beiersdorf insbesondere sein Geschäft in den USA. Die Hanseaten wurden von Analysten oft kritisiert, ihre hohen Cashreserven nicht konstruktiv einzusetzen. Beiersdorf bleibt auch nach dem Deal ein finanziell grundsolides Unternehmen. Besonders gut läuft das Geschäft mit Luxuskosmetik. Die Aktie bleibt ein defensiver Wachstumswert.
Vonovia
Festes Fundament
Der Immobilienkonzern hat seinen Anteil an der schwedischen Victoria Park um zehn Prozentpunkte auf 91,4 Prozent erhöht. Angestrebt wird eine Komplettübernahme. Vonovia, der größte börsennotierte Immobilienkonzern Deutschlands, ist auch in Österreich aktiv. Niedrige Zinsen und steigende Immobilienpreise treiben das Geschäft an. Das operative Ergebnis nach Zinsen und Steuern soll 2019 um rund fünf Prozent steigen. Analysten kalkulieren, dass die Dividende im kommenden Jahr auf 1,60 Euro je Aktie steigt. Anmerkung der Redaktion: Die Original-Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte am 18. Mai 2019 in der Wirtschaftszeitung €uro am Sonntag.
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