Euro am Sonntag

Robotik als Megatrend: Zukunftsrendite

25.10.15 09:00 Uhr

Robotik als Megatrend: Zukunftsrendite | finanzen.net

Die Finanzbranche hat Robotik als Megatrend entdeckt und macht das Thema nun vermehrt für Privatanleger zugänglich. Wo Anleger investieren können.

von Andreas Höß, Euro am Sonntag

Pepper wiegt knapp 30 Kilo, ist 1,20 Meter groß und hat eine ganz spezielle Gabe: Seine Sensoren erfassen Mimik, Gestik sowie Stimme des Gegenübers und seine künstliche Intelligenz verarbeitet diese Daten in Sekundenbruchteilen und lernt daraus. Der Roboter Pepper liest also Emotionen. Und er reagiert entsprechend auf sie.



Pepper verkörpert gewissermaßen die derzeit höchste Evolutionsstufe der Robotik, der viele Beobachter ein ähnliches Veränderungspotenzial wie der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert zutrauen. Roboter arbeiten am Fließband, mähen den Rasen oder saugen das Wohnzimmer. Sie zwängen sich in enge Kanäle, um sie zu reinigen, reparieren Lecks in Atomkraftwerken oder unterstützen Chirurgen bei minimalinvasiven Operationen. Sie fliegen als Drohnen in Kriegsgebiete, können Päckchen ausliefern und Autos steuern. Kurz: Sie haben bereits zahlreiche Lebensbereiche erobert. Und geht es nach der Finanzbranche, erobern sie in Zukunft auch die Depots der Privatanleger.

So lancierte zum Beispiel die auf Themeninvestments spezialisierte Fondsboutique Pictet vor wenigen Tagen einen Robotics-Fonds (siehe Investor-Info unten). Bei Pictet sagt man der neuen Innovationsquelle Robo­tics "herausragende Wachstums­perspektiven" voraus und verweist auf eine Studie der Wirtschaftsberatung Boston Consulting Group. Demnach soll das Volumen des globalen Robotics-Markts bis 2025 um jährlich zehn Prozent auf über 50 Milliarden US-Dollar wachsen.


Robo Global, die den ersten investierbaren Branchenindex aufgelegt haben, weisen eine noch höhere Zahl von Myria ­Research aus. Beziehe man alle Bereiche wie Zulieferer, Aus­bildung oder Wartung mit ein, summiere sich der Markt bis 2025 auf gigantische 1,25 Billionen US-Dollar, heißt es dort.

Roboter als Wirtschaftstrend

Nun sind solche euphorischen Prognosen immer mit Vorsicht zu genießen. Trotzdem sind viele Argumente der Anbieter durchaus stichhaltig. So ermöglicht der technologische Fortschritt in der Computer- und ­Datenbranche tatsächlich ganz neue und mittlerweile bezahlbare Formen der künstlichen Intelligenz. Zugleich setzt man vor allem in Industrienationen mit hoher gesellschaftlicher Alterung wie Japan oder Korea nicht nur in der Produktion, sondern zunehmend auch im Service oder in der Pflege verstärkt auf Roboter - ein Trend, der langfristig auch Schwellenländer wie China erreichen sollte.

Diese Mischung aus Wachstumsfantasien und technologischem Fortschritt bringt Dynamik in die Branche. Der Suchmaschinengigant Google hat sich in den vergangenen Jahren verschiedenste Roboterbauer unter den Nagel gerissen, und auch Pepper stammt aus einer Patchworkfamilie. Entwickelt wurde er vom Pariser Hersteller Aldebaran, in den sich der ­japanische Technologiekonzern Softbank eingekauft hat. In diesen haben vor Kurzem wiederum der chinesische Internethandel Alibaba und der Apple-Zulieferer Foxconn investiert.


Welche Emotionen das bei den Fans von Pepper ausgelöst hat, ist wohl in keiner Datenbank erfasst. Dokumentiert ist dagegen, dass die ersten 1.000 Exemplare des Roboters im Juli innerhalb von einer Minute ausverkauft waren. Der Preis lag bei rund 1.600 US-Dollar pro Stück -plus weiteren 200 Dollar monatlich für Dinge wie Datenpakete und Versicherung.

Fonds, Zertifikat und ETF
Breite Brancheninvestments

Für Privatanleger gibt es derzeit vor allem drei Produkte, mit denen man breit in die ­Robotics-Branche investieren kann. In deren Portfolios tummeln sich Unternehmen, die automatisierte und computergesteuerte Lösungen für verschiedenste Bereiche anbieten - von Industrie über Service und Dienstleistung bis Gesundheit, Freizeit und Haushalt. Der aktiv gemanagte Pictet Robotics-Fund (ISIN: LU 127 933 421 0) ist beispielsweise beim weltgrößten Industrieroboter-Hersteller Fanuc investiert. Außerdem im Portfolio: ­Intuitive Surgical, die den Operationsroboter DaVinci vertreiben, oder Cognex, die bei Bildverarbeitung für kameragesteuerte Systeme führend sind. Die Gebühr des Fonds liegt bei 2,04 Prozent jährlich. Anleger können zudem auf ein Solactive Robotics and Drones Zertifikat (DE 000 UBS 0RD 9) setzen, das seit ­Jahresbeginn leicht im Minus notiert. Eine günstige Alternative zum aktiv gemanagten Fonds ist der passive Indexfonds Robo-Stox Global ­Robotics and Automatisation ETF, wo sich neben den oben genannten Aktien der Industrieroboterkonzern Kuka, der Abfüllanlagenhersteller Krones oder iRobot finden, die etwa Staubsaugerroboter vertreiben. Seit der Auflage zum Jahreswechsel war der Erfolg des ETF nur mäßig, was wohl vor allem am schwierigen Börsenumfeld lag. Langfristig sollten die Aussichten besser sein.

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