Rekord-Dividenden: Hier verdienen Sie am meisten!
Viele DAX-Konzerne schütten so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie noch nie. Anleger setzen auf der Suche nach Dividenden aber oft auf die falschen Unternehmen.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Eine klare Ansage: "Die Dividende ist heilig." Das sagt der Finanzchef der Munich Re, Jörg Schneider. Für den Versicherungskonzern ist das nicht nur ein Lippenbekenntnis. Seit 1970 hat der DAX-Konzern die jährliche Bargeldzahlung an die Aktionäre nicht gekürzt. Der Trend ist ungebrochen. Nach der Hauptversammlung Ende April werden die Aktionäre für jedes Papier 8,25 Euro bekommen - so viel wie noch nie in der Konzerngeschichte.
Auch andere DAX-Konzerne verbreiten gute Laune. Zwei Drittel haben ihren Dividendenvorschlag bereits auf den Tisch gelegt. Die Chancen stehen gut, dass die Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex in diesem Jahr erstmals mehr als 30 Milliarden Euro verteilen. Für den breiteren deutschen Aktienmarkt, also auch kleinere Unternehmen, kalkuliert die DZ Bank mit einer Dividendensumme von über 38 Milliarden Euro. Das wären drei Prozent mehr als im Vorjahr.
Der sich abzeichnende Dividendenrekord ist ein Zeichen der Stärke der deutschen Wirtschaft, verdeutlicht aber auch den Stellenwert der Dividende an den Finanzmärkten. In Zeiten niedriger Zinsen sind die Bargeldausschüttungen zu einer wichtigen Einnahmequelle für Stiftungen, Pensionsfonds und Privatanleger geworden. Die in den vergangenen Monaten gesunkenen Aktienkurse haben die Dividendenrendite nach oben getrieben. Der DAX wirft auf Basis der für das kommende Jahr erwarteten Ausschüttung mehr als drei Prozent ab. Eine zehnjährige Staatsanleihe der Bundesrepublik hingegen kommt derzeit nur auf 0,2 Prozent.
Die deutlich höhere Rendite der Dividendenpapiere hat allerdings einen Preis: Risiko. Bei einer Bundesanleihe bekommt ein Investor am Ende der Laufzeit seinen Einsatz zurück und kassiert zwischendurch den fest vereinbarten Zinssatz. Das Ausfallrisiko einer Bundesanleihe ist minimal. Der Kurs einer Aktie kann dagegen massiv und dauerhaft fallen. Auch die Dividendenzahlung ist nicht garantiert. Das gilt selbst für Deutschlands Topkonzerne.
Während der letzten großen Wirtschaftskrise, in den Jahren 2008 und 2009, haben 16 der 30 heutigen Indexmitglieder ihre Ausschüttung gekürzt. Infineon entging nur deshalb einer Dividendenkürzung, weil der Konzern bereits zuvor kein Geld auszahlte. Bei der Telekom kam die Dividendenkürzung mit einem Jahr Verzögerung. Unter dem Strich war in der Krise also nur auf rund ein Drittel der DAX-Konzerne Verlass.
Jetzt könnte es wieder ungemütlich werden. Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts, der als wichtigster Frühindikator für die deutsche Wirtschaft gilt, ist im Februar den dritten Monat in Folge gesunken. Auch weltweit wachsen die Sorgen. Der Internationale Währungsfonds hat seine Konjunkturprognose für die Weltwirtschaft im laufenden Jahr um 0,2 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent gesenkt und verweist auf etliche Risiken: die sich abkühlende Wirtschaft der Schwellenländer, die Abhängigkeit von Stützungsmaßnahmen der Notenbanken. Sollten diese Herausforderungen nicht bewältigt werden, könnte das Wirtschaftswachstum noch stärker beeinträchtigt werden.
Schon jetzt gibt es im DAX hartnäckige Problemfälle. Die Deutsche Bank büßt für ihre Sünden: Hohe Geldstrafen strapazieren die Bilanz, schärfere Regulierung macht es schwerer, Geld zu verdienen. Um die Bilanz zu schonen, hat Konzernchef John Cryan die Dividende für die Jahre 2015 und 2016 gestrichen.
Noch eklatanter ist der Niedergang von RWE. Das Geschäft des Energiekonzerns galt als krisensicher und hochprofitabel. Für das Geschäftsjahr 2008 schüttete der Versorger 2,4 Milliarden Euro aus, die höchste Summe in der Konzerngeschichte. Schon damals gab es Signale, dass etwas nicht stimmt: Die Ausschüttungsquote war mit 71 Prozent extrem hoch. In diesem Jahr werden die Stammaktionäre von RWE leer ausgehen. Beim Rivalen Eon gibt es noch Dividende, aber zwei Drittel weniger als vor fünf Jahren.
Die schwierige Wirtschaftslage könnte auch bislang zuverlässige Zahler in Bedrängnis bringen. Einer davon ist BASF. Der Chemiekonzern denkt bei der Dividende ähnlich rigoros wie die Munich Re. Ausdrückliches Ziel der Ludwigshafener ist es, die Zahlung jedes Mal zumindest auf dem Niveau des Vorjahres zu halten. Auch für 2015 wird es einen Aufschlag geben. Und das, obwohl der operative Gewinn im vergangenen Jahr um 18 Prozent geschrumpft ist. Das hat Konsequenzen: Bei sinkendem Gewinn und höherer Dividende steigt die Ausschüttungsquote. In den Jahren 2012 bis 2014 zahlte BASF jeweils rund die Hälfte des Konzerngewinns an die Aktionäre aus. Jetzt schnellt die Quote auf 67 Prozent nach oben. Das ist in Ausnahmejahren vertretbar, auf Dauer aber schwer durchzuhalten. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz hält als Richtschnur für Unternehmen einen Korridor von 40 bis 60 Prozent für angemessen.
Daimler setzt ein Zeichen
Auch für die deutschen Autokonzerne wird die Fahrt holpriger. BMW und Daimler konnten ihre Gewinne dank der stark steigenden Nachfrage aus China lange Zeit deutlich steigern. Die Wachstumsraten der Branche in China flachen jetzt aber ab. Hinzu kommt: Das Geschäft ist stark zyklisch. In schweren Zeiten verschieben Unternehmen und Privatkunden teure Anschaffungen wie ein neues Auto.In der letzten großen Krise hat BMW seine Dividende um 70 Prozent gekürzt, Daimler die seine sogar auf null heruntergefahren. Analysten zufolge sind die Autokonzerne trotz China-Sorgen dennoch in der Spur. Laut der vom Datendienst Bloomberg errechneten Konsensschätzung erwarten die Finanzprofis bei BMW und Daimler in diesem Jahr weiter steigende Gewinne. Daimler selbst sieht die jetzt anstehende Rekorddividende auch als Zeichen. Man drücke damit die "Zuversicht über den weiteren Geschäftsverlauf aus", so Finanzchef Bodo Uebber. BMW hat seinen Dividendenvorschlag für das Jahr 2015 noch nicht präsentiert.
Wirklich Verlass war im DAX in Sachen Dividende auf wenige Unternehmen. Lediglich Fresenius und die Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care haben ihre Ausschüttung über die vergangenen zehn Jahre durchgehend aufgestockt. Sieben weitere haben ihren Aktionären Kürzungen erspart: Bayer, Beiersdorf, Henkel, Linde, Munich Re, SAP und Siemens.
Das Problem mit den Dauerläufern: Weil diese Aktien begehrt sind, ist die Dividendenrendite dieser Titel mager, bei einigen sogar kleiner als zwei Prozent. Wer den Charme dieser Aktien erleben will, muss Geduld mitbringen. Beispiel Bayer. Der Pharmakonzern kam vor fünf Jahren auf eine Dividendenrendite von 2,9 Prozent. Seitdem haben die Rheinländer ihre Ausschüttung von 1,65 auf jetzt 2,50 Euro gesteigert. Wer die Bayer-Aktie Anfang März 2011 gekauft hat, kommt auf Basis seines Einstandskurses von 57 Euro inzwischen auf mehr als vier Prozent Dividendenrendite.
Eine ähnliche Erfolgsbilanz kann Fresenius vorweisen. Der Gesundheitskonzern hat seine Bargeldzahlung seit dem Geschäftsjahr 2010 von 32 auf 55 Cent gesteigert. Wer das Papier vor fünf Jahren ins Depot holte, kam damals auf eine Dividendenrendite von 1,4 Prozent, also einen unspektakulären Satz. Gemessen am Kaufkurs sind es mittlerweile aber immerhin knapp 2,5 Prozent geworden. Nicht zu vergessen die Kursgewinne der Aktien: Bayers Börsenwert hat sich innerhalb von fünf Jahren fast verdoppelt, der von Fresenius sogar verdreifacht.
Hochprozentige Gefahr
Eine Dynamik wie bei Bayer und Fresenius ist natürlich schwer vorauszusehen. Vielen Privatanlegern fehlt aber auch einfach die Geduld. Deshalb greifen sie lieber zu Papieren mit hohen Prozentzahlen - und gehen damit Risiken ein. Denn: Oft ist die Dividendenrendite einer Aktie nur deshalb hoch, weil der Kurs stark gefallen ist. Das wiederum ist in vielen Fällen ein Signal, dass ein Unternehmen tiefer gehende Probleme hat und die Kurse weiter fallen. Die auf dem Papier hohe Dividendenrendite ist daher kein Kaufargument, sondern ein Warnsignal. Wie zuletzt bei der im MDAX gelisteten Modefirma Hugo Boss.Die Aktie notierte Anfang Februar bei mehr als fünf Prozent Dividendenrendite. Ein scheinbar attraktiver Wert, aber halt auch verdächtig hoch. Kurz darauf kassierte Boss seine Gewinnprognose, die Aktie stürzte um weitere 25 Prozent ab. Selbst wenn die Firma die Ausschüttung auf hohem Niveau hält, kann das die jüngsten Kursverluste nicht mehr ausgleichen.
Härtetest für deutsche Aktien
Wo also gibt es am deutschen Aktienmarkt überdurchschnittlich hohe und zuverlässige Dividenden? €uro am Sonntag hat sich auf die Suche gemacht. Die Redaktion hat die Kennziffern der 110 Unternehmen des deutschen HDAX durchwühlt. Im ersten Schritt wurden alle Aktien ausgewählt, deren Dividendenrendite niedriger ist als die des DAX. Die Schwelle liegt bei 3,4 Prozent. Basis dabei ist die für das Geschäftsjahr 2015 erwartete Ausschüttung. Ebenfalls auf der Strecke blieben jene Unternehmen, die im vergangenen Jahr Verlust erwirtschaftet haben. Diese beiden Hürden haben nur 35 der 110 Unternehmen übersprungen.Wichtig ist nach Einschätzung der Redaktion die Dividendenhistorie. Frühere Jahre bieten natürlich keine Garantie für die Zukunft. Wer aber über viele Jahre hinweg Dividende gezahlt hat, verdient einen Vertrauensvorschuss. Bei der Ausschüttungsquote wiederum haben wir eine Obergrenze von 80 Prozent des Nettogewinns gesetzt. Wer einen noch größeren Teil des Jahresgewinns verteilt, muss in schlechteren Jahren die Dividende entweder aus der Substanz bezahlen oder kürzen. Beides ist schlecht für den Aktionär.
Im letzten Schritt wurden Papiere aussortiert, die über die vergangenen sechs Monate mehr als 15 Prozent an Wert verloren haben. Überlegung dabei ist, dass überdurchschnittliche Kursverluste - wie im Fall Hugo Boss - auf Probleme im operativen Geschäft und damit Gefahr für die Dividende hinweisen.
Neun Aktien haben alle Hürden gemeistert (siehe pdf-Tabelle unten). Die höchste Dividendenrendite unter diesen Titeln bietet mit etwas mehr als fünf Prozent die Allianz, am wenigsten mit 3,4 Prozent der Immobilienkonzern Deutsche Euroshop und der Maschinenbauer Pfeiffer Vacuum. In die Endauswahl geschafft hat es trotz der aktuellen Probleme im operativen Geschäft BASF. Auf der Strecke geblieben ist unter anderem Daimler, weil der Konzern nicht in jedem Jahr Dividende gezahlt hat.
Nicht alle der ausgewählten Aktien sind nach Einschätzung der Redaktion auf kürzere Sicht Kaufempfehlungen, sollten langfristig aber rentable Investments sein. Das Minidepot der neun Aktien kommt auf eine Dividendenrendite von ungefähr vier Prozent - mit der Aussicht auf langfristig steigende Ausschüttungen.
Starke Dividendenwerte aus Deutschland (pdf)
Glossar
Zahltag
Der Aktionär entscheidet
Aktionäre sind Miteigentümer. Darum werden sie bei vielen Unternehmen am Bilanzgewinn beteiligt. Die Allianz beispielsweise will 50 Prozent des Jahresüberschusses auszahlen. Damit das Geld fließt, müssen die Aktionäre auf der Hauptversammlung dem Dividendenvorschlag des Unternehmens zustimmen. Meist geht das Geld am ersten Werktag nach der Versammlung raus. Um in den Genuss der Dividende zu kommen, muss ein Anleger die Aktie spätestens am Tag der Versammlung kaufen und zum Handelsschluss besitzen.
Abschlag
Keine Geschenke
Mit der Dividende fließt Geld ohne Gegenleistung aus dem Unternehmen. Darauf reagiert die Börse: Am Tag der Ausschüttung verliert die Aktie an Wert. Dieser Dividendenabschlag entspricht in der Theorie exakt der Höhe der Ausschüttung. Die Dividende ist für den Aktionär also kein Geschenk. In der Praxis ist die Aktie aber auch am Tag der Ausschüttung den üblichen Tagesschwankungen ausgesetzt. Darum entspricht der Kursabschlag nicht exakt der Dividende.
Signale
Dividende als Wegweiser
Unternehmen nutzen die Dividende, um ein Signal an die Finanzmärkte zu senden. Ein unverhofft hoher Betrag zeigt Zuversicht für das neue Geschäftsjahr. Eine niedrige Ausschüttung dämpft die Erwartungen. Ein starkes Signal ist eine Dividendenkürzung. Aktien entwickeln sich danach meist über mehrere Monate schlechter als der Index. Besonders groß ist der Schaden, wenn die Dividende gestrichen wird. Nach Berechnung der Vermögensverwaltung OSAM haben sich US-Aktien im Jahr nach Dividendenausfall fünf Prozent schlechter entwickelt als der Vergleichsindex.
Steuer
Was übrig bleibt
Aktionäre müssen Dividenden versteuern. Bei deutschen Unternehmen sind 25 Prozent Kapitalertragsteuer fällig. Auf diesen Betrag werden zusätzlich 5,5 Solidaritätszuschlag angesetzt. Unter dem Strich muss der Aktionär also 26,375 Prozent abführen. Ausgenommen ist der Sparerfreibetrag von jährlich 801 Euro für allein Veranlagte bzw. 1.602 Euro für zusammen veranlagte Paare. Beispiel Daimler: Der Konzern zahlt 3,25 Euro je Aktie. Nach Steuern bleiben 2,40 Euro übrig. Gegebenenfalls wird noch Kirchensteuer fällig.
Investor-Info
Euro Stoxx High Dividend
Hohe Dividenden
Der Powershares Euro Stoxx High Dividend Low Volatility UCITS ETF verbindet hohe Dividenden und geringe Schwankungen. Der ETF, der aktuell eine Dividendenrendite von 3,5 Prozent bietet, umfasst 50 Aktien aus dem Stoxx Europe 600. Bei der Auswahl, die quartalsweise neu bestimmt wird, finden nur Werte mit einer hohen Dividendenrendite und geringer Volatilität Berücksichtigung. Mit 18 Prozent ist die Versicherungsbranche der am stärksten gewichtete Sektor.
Global Dividend Aristocrats
Dividenden-Aristokrat
Für den SPDR S & P Global Dividend Aristocrats ETF kommen nur Unternehmen infrage, die ihre Dividende in den vergangenen zehn Jahren mindestens konstant gehalten oder sogar erhöht haben. Die Branchen Finanzen, Versorger und Industrie machen mehr als die Hälfte der Gewichtung aus - ebenso wie die Länder USA, Kanada und Großbritannien. Um eine Klumpenbildung zu vermeiden, ist das Gewicht einzelner Titel, Branchen und Regionen beschränkt.
DWS Top Dividende
Gute Erträge mit Langweilern
Dem DWS Top Dividende ist es gelungen, der größte Aktienfonds Deutschlands zu werden. Fondsmanager Thomas Schüssler macht bei dem 14 Milliarden Euro schweren Produkt offenbar einiges richtig. Die Aktien in seinem Portfolio bezeichnet er als "langweilig". Er favorisiert Unternehmen, die solide wirtschaften, stabile Einnahmen erzielen und mit wachsenden Ausschüttungen glänzen. Seit Auflegung 2003 hat der Fonds 2,4 Milliarden Euro an die Anleger ausgekehrt - eine Dividendenrendite von 3,6 Prozent im Schnitt.Ausgewählte Hebelprodukte auf Allianz
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Allianz
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Sixt, Minerva Studio / Shutterstock.com
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