Banken: Aus 1700 mach 150
Eine aktuelle Untersuchung prognostiziert, dass die Zahl der Institute drastisch sinken wird. Filialen werden bereits heute massenhaft dichtgemacht.
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von Markus Hinterberger, €uro am Sonntag
Liegt es nun an den derzeit niedrigen Zinsen, am kostenlosen Girokonto oder am Internet? Es gibt zahlreiche Gründe, warum hierzulande immer mehr Bankfilialen schließen und sich viele Institute vor allem im Lager der Sparkassen und Genossenschaftsbanken zusammenschließen. Doch es soll noch schlimmer kommen. Thomas Schnarr von der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman rechnet damit, dass im Jahr 2030 nur 150 bis 300 Banken übrig sind. Heute gibt es knapp 1700 in Deutschland. Vor zehn Jahren waren es noch gut 2400. Von den 42 000 Filialen, die im Jahr 2008 geöffnet waren, sind 36 000 geblieben.
Laut einer Untersuchung der US-Bank Morgan Stanley verdienen deutsche Institute bei Gebühren und Zinsen auf Kredite unter den fünf größten Ländern Europas mit am wenigsten. Lediglich italienische Banken erwirtschaften beispielsweise bei Baugeldzinsen oder Kartengebühren weniger. Französische oder britische Geldhäuser verdienen an Krediten oder bei der Kontoführung mehr als das Doppelte. Daraus ziehen viele hiesige Banken den Schluss zu sparen. Zuerst trifft es Filialen vor Ort. Kunden verlieren ihre Anlaufstelle und haben immer weitere Wege.
Man könne immer weiter sparen und man könne kleinere Einheiten fusionieren, aber irgendwann seien auch diese Themen ausgereizt, erklärt Martin Faust, Inhaber des Lehrstuhls für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance. Auch seiner Ansicht nach wird es 2030 deutlich weniger Banken geben, "aber es werden deutlich mehr als 300 oder gar nur 150 sein".
Wenige, aber große Filialen
Die klassischen Hausbanken, dazu zählt Faust etwa Sparkassen und Genossenschaftsbanken und das Privatkundengeschäft von Deutscher Bank und Commerzbank, werden Vertriebs- und Beratungsplattformen sein, die ihre Anlageprodukte und Kredite von Spezialisten einkaufen.
Der Morgan-Stanley-Studie zufolge entfallen hierzulande 2500 Menschen auf eine Filiale, 2008 waren es noch 2000 Einwohner. In Großbritannien, wo in der jüngeren Vergangenheit schon deutlich mehr Geschäftsstellen dichtgemacht wurden, kommen 6000 Einwohner auf eine Geschäftsstelle.
Doch auch hier sieht Faust Grenzen - vor allem bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die aufpassen müssen, dass sie in ihrer Region verwurzelt bleiben. "Es wird wenige große, aber dafür besser ausgestattete Filialen geben, das bringt mir als Kunde mehr als eine kleine Filiale mit einem Berater, der mir zu allem etwas sagen kann, aber nirgends ein Experte ist", so Faust.
Beim Geldabheben, laut Umfragen der wichtigste Grund für einen Filialbesuch, wird es vermehrt Alternativen geben. Bereits heute bieten viele Supermärkte oder Tankstellen diesen Service an.
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