Euro am Sonntag-Meinung

Chinas Automatisierung nach Plan

16.07.17 16:00 Uhr

Chinas Automatisierung nach Plan | finanzen.net

Die Wachstumsraten im Bereich Automatisierung in China sind hoch, das Volumen aber noch gering, insbesondere relativ zur Größe des Landes - das aber bedeutet viel Potenzial für die Zukunft, meint Gastautor Clemens Kustner.

von Clemens Kustner, Gastautor von Euro am Sonntag

Wissen Sie, wo das modernste Fertigungswerk von BMW steht? Viele würden vermutlich antworten: Natürlich in München! Oder vielleicht doch in Regensburg? Oder in Spartanburg in den USA? Die richtige Antwort ist dagegen: Shenyang, China!



Bei der Einweihung Ende Mai bekamen die Gäste die neue Fertigungswelt zu sehen: Disko tanzende Fertigungsroboter; Arbeiter, die Exo­skelette tragen, welche wie ein zweites Skelett als äußere Stützstruktur für den Körper dienen und den Kraftaufwand bei körperlich anstrengenden Arbeiten reduzieren; mobile "Smart Devices", die den Arbeitern in der Fertigung permanent alle Informationen zur Verfügung stellen, die sie benötigen. Arbeiter tragen "Augmented Reality"-Brillen, die es ihnen ermöglichen, in "Virtual Reality" Produktions- und Montageteile, wie beispielsweise einen Motor, von innen zu sehen.

Weltweit führend ist auch die hochgradig vernetzte Produktion: Durch eine "Internet of Things"-Architektur können über die Fahrzeugidentifika­tionsnummer jedem im neuen Werk produzierten Auto einzelne Kompo­nenten, Arbeitsschritte und Maschinen zugeordnet werden. Höhere Effizienz und bessere Qualität wird dadurch ermöglicht.

China hat bei Automatisierung
die Siebenmeilenstiefel an

Bauherr und Eigentümer dieses Werks ist genau genommen nicht die BMW AG, München, sondern das Joint Venture BMW Brilliance Automotive (BBA), das BMW gemeinsam mit dem chinesischen Unternehmen Brilliance China Automotive kontrolliert und führt. Aktien von Brilliance sind an der Börse in Hongkong notiert und seit ­vielen Jahren eine Kernposition im ­ASPOMA China Opportunities Fund.

Wachstumsraten im Bereich Automatisierung in China sind hoch, das Volumen ist jedoch noch gering, insbesondere relativ zur Größe des Landes - das aber bedeutet viel Potenzial für die ­Zukunft. Auch wenn die Technologie für Fertigungsstätten wie das neue BMW-Werk in Shenyang vermutlich noch zu 100 Prozent aus dem Westen kommt, so etablieren sich in China in allen Bereichen der Automatisierung erfolgreiche, starke chinesische Anbieter. Diese haben gegenüber internationalen Großkonzernen den Vorteil, dass sie die ­Automatisierungsbedürfnisse vieler chinesischer Unternehmen passgenauer und mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis bedienen können. Während Unternehmen wie Siemens, ABB oder Fanuc bei den in China tätigen Multinationals wie eben BMW zum Zug kommen, tun sich westliche Automatisierungsgiganten oftmals schwer, den chinesischen Mittelstand zu bearbeiten.



Derzeit ist der Automatisierungsgrad der chinesischen Wirtschaft noch niedrig. Die Anzahl der Roboter je 10.000 Arbeiter ist zwar noch vergleichsweise gering, beim Verkaufsvolumen an Automatisierungstechnologie und bei den Wachstumsraten lässt China den Rest der Welt jedoch weit hinter sich.

Die Treiber hinter der rapiden Zunahme der Automatisierung in Chinas Industrie sind vielfältig und robust - um nur einige wenige Punkte zu nennen: Das Wachstum der arbeitsfähigen Bevölkerung ist zum Stillstand gekommen. Die Löhne sind insbesondere in der Industrie in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Der wichtigste Treiber dürfte jedoch "Made in China 2025" sein - unter diesem Stichwort laufen konzentrierte Anstrengungen der chinesischen Regierung, die chinesische Industrie international wettbewerbsfähig zu machen, und Automatisierung ist ein zentrales Element dieser Strategie.

An der Automatisierung Chinas führt also kein Weg vorbei. Profiteure sind insbesondere japanische Unternehmen, die die Automatisierungstechnologie in vielen Bereichen weltweit dominieren, und natürlich die lokalen chinesischen Anbieter.

Trotz des strukturell kräftigen Wachstums des Automatisierungssektors in China ist dieser Markt auch zyklischen Schwankungen unterworfen. So war insbesondere die verarbeitende Wirtschaft in China von hohen Überkapazitäten geplagt; diese wurden im Zuge des Investitionsprogramms der Regierung zur Bekämpfung der großen Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 aufgebaut. Entsprechend zurückhaltend waren Unternehmen in den vergangenen Jahren bei Investitionen in Fabriken und Anlagen. Nach dieser mehrjährigen Investi­tionszurückhaltung und einem Abbau der Überkapazitäten hat der Auto­matisierungsbereich wieder Rückenwind. Die Zahlen für das erste Quartal 2017 belegen eindrucksvoll, dass der Sektor wieder stark wächst.

In den Bewertungen und der Kurs­entwicklung der lokalen Anbieter von Automatisierungstechnologie ist diese Trendumkehr noch nicht erkennbar. Hollysys Automation ist beispielsweise einer der führenden chinesischen Anbieter von Automatisierungslösungen für die industrielle Fertigung und für den Schienenverkehr (Hochgeschwindigkeitszüge, U-Bahnen).

Weltweit wachsende Chancen
für neue Experten aus China

In den letzten fünf Jahren hat sich der Aktienkurs von Hollysys kaum bewegt, und das obwohl sich seit 2013 der Umsatz von rund 350 Millionen auf rund 450 Millionen US-Dollar und der Gewinn von 52 Millionen auf rund 80 Millionen US-Dollar erhöht hat. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt auf Basis des für die kommenden zwölf Monate erwarteten Gewinns bei rund 8,6, das Preis-Buch-Verhältnis bei etwa 1,2 - und das für ein schuldenfreies Unternehmen (Nettofinanzposition 150 Millionen US-Dollar) und einer Eigenkapitalrendite von rund zehn Prozent für das laufende Geschäftsjahr und 13,5 Prozent für die nächsten zwölf Monate.

Der weltweite Automatisierungstrend jedenfalls bietet insbesondere japanischen und chinesischen Unternehmen hervorragende Möglichkeiten.

zur Person:

Clemens Kustner, Geschäftsführer
ASPOMA Asset Management

Kustner ist Investment­experte für die japanischen und chinesischen Kapitalmärkte und ­betreut die Fonds ASPOMA China Opportunities sowie ASPOMA Japan Opportunities mit. Er ist Mitgründer und Geschäftsführer von ­ASPOMA Asset Management, einer auf Asien spezialisierten ­Investmentgesellschaft.

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Bildquellen: Ociacia / Shutterstock.com, ASPOMA Asset Management

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