Lachse & Co: Renditefang mit Aquafarmen
Immer mehr Menschen essen gern Fisch, die Nachfrage steigt beständig. Mancher Züchter ist selbst ein leckerer Happen für's Depot.
Werte in diesem Artikel
von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Fett essen? Dabei denkt man an Unappetitliches und mächtige Hüftpolster. Glaubt man Wissenschaftlern, dann ist gerade das der Schlüssel zur gesunden Ernährung. Aber das richtige Fett muss es sein: Anders als
der Genuss von Burgern oder Pommes senkt der Verzehr feinster Meeresbewohner das
Risiko von Herzerkrankungen. So genannte Omega-3-Fettsäuren etwa in Lachs oder Kabeljau reduzieren den Cholesterinspiegel und mindern dadurch das Risiko, an einem plötzlichen Herztod zu sterben. Das haben Wissenschaftler etwa der Harvard School of Public Health herausgefunden.
Die guten Fette von Salm oder Dorsch können noch mehr: Sie begünstigen die Entwicklung von Babys und Kleinkindern, schützen die Haut, halbieren das Risiko, an rheumatoider Arthritis zu erkranken und erhalten die Sehkraft im Alter. Schlussendlich, so Forscher, verlängere der Verzehr von Fisch das Leben.
In den industrialisierten Nationen ist es der Gesundheits- und Fitnesstrend, der beflosste Fett- und Proteinspender immer beliebter werden lässt. In Entwicklungsländern sorgt das Bevölkerungswachstum für eine immer größere Nachfrage nach maritimer Nahrung.
Beides führt dazu, dass weltweit immer mehr Fisch auf den Tisch kommt. Pro Kopf werden auf dem Globus jährlich etwa 19 Kilogramm verspeist. Vor gut 50 Jahren waren es noch weniger als zehn Kilo, hat die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ermittelt. Und im Jahr 2020 soll laut FAO jeder Erdbewohner im Durchschnitt rund 20 Kilo Fisch im Jahr zu sich nehmen.
Doch woher nehmen, wenn die Ozeane teils bereits überfischt sind? Die Antwort liegt nahe: Die glitschigen Tierchen werden gezüchtet. Aquafarmen liefern heute etwa die Hälfte der jährlich über 120 Millionen Tonnen maritimer Nahrungsmittelproduktion auf dem blauen Planeten - Tendenz steigend. Neben zahlreichen kleineren Betrieben sind es vor allem große Konzerne wie etwa Norwegens Marine Harvest, die die Entwicklung vorantreiben.
El Niño treibt Preise
Der weltgrößte Betreiber von Lachsfarmen hat eine beeindruckende Wachstumsgeschichte geschrieben. Der Umsatz der Norweger hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf umgerechnet 3,1 Milliarden Euro versechzehnfacht - das entspricht einer Zuwachsrate von im Schnitt über 30 Prozent pro Jahr. Inzwischen geht es wegen der absoluten Größe zwar moderater voran. Doch auch im laufenden Jahr könnte der Zuwachs üppiger ausfallen als die erwarteten vier Prozent.Der Grund: Die Konkurrenz aus Südamerika hat hart zu kämpfen. Chiles Fischfarmer, traditionell stark im Export in die Vereinigten Staaten, leiden unter dem Wetterphänomen El Niño. Im ungewohnt warmen Wasser verbreitet sich eine für Lachse hochgiftige Algenart rasant. Die Algenblüte dürfte Chiles Fischfarmer 2016 zwischen einer halben und einer Milliarde Dollar kosten, schätzen Experten. Die schwedische Investmentbank Nordea rechnet mit einem Angebotsschock, die Produktion Chiles soll um 15 bis 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr fallen.
Lieferfähige Wettbewerber wie Marine Harvest dürfen sich freuen. Denn der Marktanteil der Skandinavier etwa in den USA sollte steigen. Und die Preise für Zuchtlachs, die sich in den vergangenen drei Jahren bereits verdoppelt haben, werden laut Experten weiter anziehen.
Auch Marine Harvest betreibt Farmen in Chile. Ganz überwiegend wird jedoch in Norwegen, Schottland und Kanada produziert, vor allem im nordamerikanischen Land stieg die Produktion zuletzt stark. Nicht nur deshalb schwimmen die Skandinavier in günstiger Strömung. "Wir rechnen mit einer anhaltend starken Nachfrage in Europa und Asien", sagt Chef Alf-Hege Aarskog. Das liegt auch daran, dass die Norwegische Krone zuletzt stark abwertete. Das gute Marktklima dürfte sich im laufenden Jahr in steigender Profitabilität niederschlagen.
Fisch aus dem Riesenei
Marine Harvest hat überdies dank seiner Größe die Finanzkraft, um Zuchtmethoden und Produktion ständig zu verbessern. Das Unternehmen investiert viel in ihr "Egg"-Projekt. Der Name kommt von einer riesigen eiförmigen Konstruktion: 44 Meter hoch und 33 Meter breit ist der Zuchtbehälter, der zu Wasser gebracht rund 1.000 Tonnen Fisch ausbrüten kann. Die Vorteile gegenüber der Zucht in Netzen: "Wir verhindern sowohl Ausbrüche von Fischen als auch das Risiko von Schädlingsbefall", erklärt Chef Aarskog.Vornehmlich auf Lachs hat sich auch der zweitgrößte norwegische Fischzüchter spezialisiert. Leroy Seafood produziert in seinen ausschließlich in Norwegen beheimateten Farmen hochwertige Ware, die vor allem nach Europa exportiert wird. Leroy verarbeitet Fisch - wie der Marktprimus - weiter, konzentriert sich dabei aber vor allem auf das Hochpreissegment.
Mit seinem Biolachs verfolgt Bakkafrost eine ähnliche Strategie. Die Dänen betreiben ihre Farmen ausschließlich auf den Färöer-Inseln. "Bio" bedeutet zwar nicht zwingend, dass die Tiere mehr Platz zum Schwimmen haben als Fische anderer Hersteller. Das Unternehmen verzichtet aber laut eigenen Angaben auf den Einsatz von Kortison und Antibiotika. Das liegt auch daran, dass die Veterinärsvorschriften der Färöer-Inseln im globalen Vergleich sehr streng sind. Unter dem Biosiegel ist die Ware auch bei deutschen Discountern erhältlich und erzielt hohe Verkaufspreise. Die Profitabilität ist üppig, die Dänen bringen es auf über 20 Prozent Nettomarge - ein Spitzenwert in der Branche.
Riskantes Geschäft
Die Nöte der Farmer in Chile machen indes deutlich, dass das Geschäft der Meeresbauern große Risiken birgt. Neben Temperaturschwankungen oder Algenblüten kann Schädlingsbefall die Ernte ebenso schädigen wie Stürme oder Fluten. Beispiel Salmar: Die Norweger kämpfen gegen Schmarotzer in ihren Kulturen. Sogenannte Seeläuse setzen den Lachsen zu. Nicht jeder fette Fisch ist gesund - Anleger seien gewarnt.Investor-Info
Marine Harvest
Größter Karpfen im Teich
Der Weltmarktführer in der Fischzucht ist zugleich der Bluechip der Branche. Das Unternehmen ist regional breit aufgestellt, das streut etwa das Risiko regionalen Schädlingsbefalls. Die Nachfrage nach Zuchtlachs steigt, die Preise wegen des weltweit beschränkten Angebots auch. Hiervon profitiert die Nummer 1 in Form von Marktanteilsgewinnen. Cashflow und Profitabilität dürften sich 2016 erfreulich entwickeln. Laut Analysten soll sich der Gewinn 2016 mehr als verdoppeln. Die Dividendenrendite ist attraktiv.
Bakkafrost
Premiumanbieter
Bakkafrost ist quasi die BMW unter den Lachszüchteraktien - das Unternehmen konzentriert sich auf Premiumprodukte, in diesem Fall hochwertige Bio-Ware, die am Markt zu hohen Preise verkauft wird. Die Konzentration auf die Färöer-Inseln sorgt für Qualität, birgt aber auch Risiken. Die Gewinnmargen sind mit über 20 Prozent extrem hoch. Allerdings war 2015 ein herausragendes Jahr, 2016 stagnieren Umsatz und Gewinn laut Erwartungen. Die Aktie ist wegen des Premiumfokus relativ hoch bewertet. Spekulativ.
Bonafide Global Fish Fund
Einmal Poseidonplatte
Ein Nischenfonds, dessen Management sich intensiv um die Zutaten kümmert und Firmen vor Ort aufsucht. Marktgrößen wie Marine Harvest sind im Pott. Die Entwicklung in den vergangenen zwölf Monaten war mit etwa vier Prozent moderat. Auf Drei-Jahres-Sicht erzielte der Fonds, der recht hohe Gebühren erhebt, eine Rendite von rund 40 Prozent.Ausgewählte Hebelprodukte auf Bakkafrost
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Bakkafrost
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Weitere Bakkafrost News
Bildquellen: Linn Kenes/Norwegian Seafood Council, Johan Wildhagen/Norwegian Seafood Council
Nachrichten zu Mowi
Analysen zu Mowi
Keine Analysen gefunden.