Euro am Sonntag-Interview

BMW-Finanz-Chef Eichiner: "2018 kommt der X7"

13.12.16 03:00 Uhr

BMW-Finanz-Chef Eichiner: "2018 kommt der X7" | finanzen.net

Deutschlands Pionier der Elektro-Mobilität muss sich ins Zeug legen. BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner über die Beschleunigungs-Strategie des Autobauers.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Ein Pionier im Stresstest. Drei Jahre fährt BMW der Konkurrenz schon voraus, seit der Münchner Premiumautobauer 2013 seine i-Modelle auf die Straße brachte: den i3 als Stromer mit Karbonkarosserie und den ebenfalls von Grund auf neu entworfenen i8, einen Sportwagen mit Hybridantrieb, Laserlicht und einer Fahrgastzelle aus karbonverstärktem Kunststoff.



Jetzt legen Daimler und Volkswagen mit milliardenschweren Budgets für Elektromobilität und autonomes Fahren nach - und rücken BMW aufs Blech.

Bis zu einem Viertel der Autos, die Daimler im Jahr 2025 auf die Straße bringt, sollen einen Elektromotor oder Hybridantrieb haben. Europas größter Autobauer VW setzt sich ähnlich ehrgeizige Langfristziele. Die Bayern müssen auch im klassischen Geschäft mächtig Gas geben - und sich vor der Konkurrenz hüten. Zwar wird BMW zum 100-jährigen Firmenjubiläum in diesem Jahr Rekordzahlen abliefern. Doch Erzrivale Daimler wird erstmals seit über zehn Jahren mehr Premiumautos verkaufen als die Münchner. Finanzvorstand Friedrich Eichiner über die künftige Modellstrategie der Bayern und ihre Antwort auf die Elektro-Offensive von VW und Mercedes.


€uro am Sonntag: Herr Eichiner, bei Elektromobilität steht die Konkurrenz mit ehrgeizigen Zielen im Rampenlicht. Verliert BMW seine Rolle als Pionier?
Friedrich Eichiner:
Wir lassen uns nicht davon leiten, was einzelne Wettbewerber ankündigen. Wir schauen auf das, was wir haben. Wir haben die Elektromobilität vor drei Jahren mit BMW i in die Serie gebracht. Der i3 ist seit 2013 auf der Straße und hat gerade eine neue Batterie­generation mit mehr Kapazität und Reichweite bekommen. Wir haben die breiteste Palette von elektrifizierten Premium-Fahrzeugen im Markt.

Wie geht es weiter?
Wir gehen in die zweite Phase der Elektromobilität und überführen die Technologie in unsere Kernmarken: 2019 bringen wir einen batterieelektrischen Mini, ein Jahr später eine Version des BMW X3. Schon heute bieten wir Plug-in-Hybride vom 2er über den X5 bis zum 7er. Der neue 5er bekommt eine Plug-in-Hybrid-Version, die wenige Wochen nach der Markteinführung des 5ers kommt.


2017 will BMW 100.000 Autos mit Elektro- und Hybridantrieb verkaufen - nach voraussichtlich 60.000 in diesem Jahr. Wie soll das gelingen?
Wir sehen schon in diesem Jahr, dass die Nachfrage stetig steigt, zum Beispiel dank der neuen Batterie im i3. Außerdem bauen wir unser Angebot mit dem 5er und mit dem Mini Countryman mit Plug-in-Hybrid-Antrieb aus.

Und dann?
Die weitere Entwicklung hängt von der Verfügbarkeit der notwendigen Infrastruktur ab. Das ist eine Aufgabe, die mehrere Industrien gemeinsam stemmen müssen. Auch die öffentliche Hand muss ihren Beitrag leisten. Wir nehmen dabei unsere Verantwortung ernst und tragen unseren Teil bei. Aber ohne In­frastruktur mit ausreichend Ladestationen werden die Kunden beim Umstieg zögern.

Werden einige Konkurrenten, wenn die Infrastruktur nicht rechtzeitig steht, ihre Prognosen für 2025 nicht schaffen?
Die Ladeinfrastruktur ist entscheidend für den Erfolg der Elektromobilität. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können wir uns vorstellen, dass 2025 zwischen 15 und 25 Prozent unseres Absatzes elektrifizierte Fahrzeuge sein werden.

Was wird die Kooperation zum Aufbau eines europaweiten Ladestationsnetzes bewirken?
Das Ziel des Joint Ventures ist es, die Langstreckentauglichkeit der Elektromobilität deutlich zu erhöhen. Mit einer Ladeleistung von bis zu 350 Kilowatt wollen wir ein wesentlich schnelleres Laden als mit den derzeit verbreiteten Netzen ermöglichen.

Teslas Model 3 soll 2018 nur 35.000 Dollar kosten. 400.000 Vorbestellungen sind spektakulär. Wie hält BMW dagegen?
Wir nehmen jeden Wettbewerber ernst. Gleichzeitig sehen wir, dass unsere Branche daran gemessen wird, wie sie Inno­vationskraft und Profitabilität vereinen kann. Darin liegt eine große Stärke der BMW Group. Wir haben heute bereits die richtigen Produkte dazu auf der Straße und unter anderem mit batterieelektrischen Modellen des Mini und des X3 unsere nächsten Schritte skizziert.

Tesla begeistert Kunden auch mit Design. Hat BMW beim i3 vergessen, dass auch sportliches Aussehen ein wichtiges Kaufargument ist?
Wir haben mit dem i3 nicht einfach ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb entwickelt - sondern Nachhaltigkeit in jeder Stufe von der Produktion bis zum Recycling verankert. Dazu gehört der Leichtbau mit dem hohen Karbonanteil ebenso wie Reifen mit geringem Rollwiderstand. Außerdem haben wir die Batteriegröße begrenzt, um eine Balance zwischen ausreichend Reichweite und minimiertem Energieeinsatz bei der sehr energieaufwendigen Batterieproduktion zu erreichen. Mit den neuen Stromspeichern mit mehr Reichweite steigen die Verkaufszahlen weiter.

Also kein Neuentwurf wie bei Daimlers alter A-Klasse?
Die steigende Nachfrage seit dem Batterie-Update zeigt doch, wie viel Potenzial noch im i3 steckt. In Norwegen war er im November das meistverkaufte Fahrzeug überhaupt - auch im Vergleich zu Modellen mit Verbrennungsmotor. Und rund 80 Prozent aller i3-Kunden haben zuvor keinen BMW besessen.

Sie setzen heute stärker auf Plug-in-Hybride. Musste BMW auf den Markt reagieren?
Wir haben unsere Plug-in-Hy­brid-Strategie bereits 2010 entschieden. Der i8 war dazu unser Vorreiter, und die starke Nachfrage der Kunden nach unseren Plug-in-Hybriden bestätigt unseren Weg. Über diese Autos können wir mehr Kunden in Kontakt mit der Elektromobilität bringen - und die sind schnell überzeugt: Kaum ein Kunde mit Plug-in-Hybrid-Fahrzeug will wieder zurück zum reinen Verbrennungsmotor. Das sah vor zwei Jahren noch anders aus.

Die Assistenzsysteme im neuen 5er liefern nur Anklänge an das autonome Fahren. Warum war Pionier BMW nicht mutiger?
Für autonomes Fahren sind redundante Systeme notwendig. Wenn eine Kamera nicht funktioniert, muss eine andere Sensorik übernehmen. Ein autonom fahrendes Auto muss in jeder Hinsicht abgesichert sein, bevor sich der Kunde zurücklehnen und sich fahren lassen kann. Das ist ein sehr hoher Anspruch. Im nächsten Jahr werden wir damit beginnen, hoch automatisierte Versuchsfahrzeuge auch in der Innenstadt von München zu testen - immer mit einem Testfahrer hinter dem Steuer.

Daimler wird BMW bei der ­Anzahl der verkauften Autos in diesem Jahr überholen. Muss Ihr Konzern 2017 also mehr Gas geben?
Wir hatten 2016 wenig neue ­Modellanläufe. Wir haben das 100-jährige Jubiläum der BMW Group genutzt, um mit den Visionsfahrzeugen unserer vier Premiummarken einen Ausblick auf die Zukunft der Mobilität und unserer Designsprache zu geben. Und beim Blick in die Gegenwart: Wenn der neue 5er ab Februar verfügbar sein wird, ist das der Auftakt für eine stärkere Phase unseres Modellzyklus mit einer Vielzahl neuer Anläufe.

Mercedes bringt einen Pick-up.
Pick-ups sehe ich für uns nicht als Option.

Daimler fährt mit der S-Klasse viel Gewinn ein. Ärgert Sie das?
Sie müssen unser gesamtes Angebot sehen: oberhalb des 7ers den Rolls-Royce, klar Marktführer in der obersten Luxusklasse. Wir bauen unser Angebot aus, ab 2018 mit dem X7. Wir haben viele Ideen, wie wir in dem Segment Marktführer werden.

Investor-Info

Premiummarkt
5er gegen E-Klasse

Vom 5er verkaufte BMW in den besten Jahren mehr als 340.000 Autos pro Jahr. Das Modell liefert gut ein Fünftel des Autoabsatzes. Sein wichtigster Absatzmarkt sind Dienstwagen. Mit dem 5er liegen die Bayern noch klar vor Audis A6 und der E-Klasse von Mercedes. Auch mit dem neuen Modell, das ab Februar 2017 bei den Händlern steht, soll die Reihe Treiber für Wachstum und Gewinn bleiben. Allerdings wird die neue Mercedes E-Klasse an den Bayern vorbeiziehen, erwarten die Experten von IHS Automotive.

Profitabilität
Finanzsparte schiebt an

Rund 25 Prozent der BMWs sind Fahrzeuge der X-Reihe. Die SUVs sind profitabler als Limousinen. Dennoch fällt es den Bayern derzeit schwer, ihre Renditen zu verbessern. In der Autosparte rutschte die operative Marge (Ebit) im dritten Quartal von 9,1 auf 8,5 Prozent ab. Rivale Daimler schaffte bei Mercedes-Benz Cars mit 11,4 Prozent eine höhere Profitabilität. Als Gesamtkonzern bleibt die BMW Group aber der profitabelste Autobauer der Welt - dank der starken Finanzsparte. Für 2016 erwarten Analysten für den Konzern 10,3 Prozent Ebit-Marge. Die regionale Umsatzverteilung - 45 Prozent in Europa, 30 in Asien und 22 in Nordamerika - stabilisiert das Geschäft.

Die Aktie
Hohe Dividende

Bis 2020 wird BMW rund 70 Prozent seiner Flotte erneuern. Die operative Rendite soll mittelfristig zwischen acht und zehn Prozent liegen - im Branchenvergleich sind das gute Werte. Für 2017 erwarten Analysten drei Prozent weniger Gewinn. Mit KGVs von deutlich unter zehn ist die Aktie günstig. Auch die Dividendenrendite ist ein Kaufargument.

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Bildquellen: BMW AG

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