Infineon: Blick auf die nächsten Ziele
Der Kauf von International Rectifier war erst der Anfang einer langfristigen Strategie, sagt Chef Reinhard Ploss und setzt auf weitere Übernahmen.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Reinhard Ploss wirkt locker. Gerade hat der Vorstandschef von Infineon den Börsianern eine starke Bilanz für das im September abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt. Die Börse ist beeindruckt, die Papiere des DAX-Konzerns legten in der Spitze um 15 Prozent zu. "Als ich angetreten bin, ist die Aktie gefallen", erinnert sich Ploss an seinen Start als Chef im Oktober 2012.
Damals wurde der 59-jährige Vorstand für Produktion sowie Forschung und Entwicklung nach dem freiwilligen Rückzug seines Vorgängers Peter Bauer, der Infineon vor einer Pleite bewahrt hatte, überraschend die Nummer 1. Am Kapitalmarkt war der Ingenieur wenig bekannt. Infineon-Papiere notierten bei fünf Euro. Inzwischen hat sich der Kurs mehr als verdoppelt.
Renditeziel fix erreicht
Auch die Börse hat Ploss jetzt offenbar überzeugt. Denn der Chef hat den größten Zukauf des Münchner Halbleiterkonzerns geräuschlos integriert. Als die Bayern 2014 den Zukauf des US-Wettbewerbers International Rectifier (IR) präsentierten, überwog die Skepsis. Drei Milliarden Dollar, das schien teuer, zumal der Hersteller von Leistungshalbleitern, also von Chips zum Schalten starker Ströme, hierzulande wenig bekannt war. Überdies waren die Kalifornier mit sieben bis acht Prozent operativer Marge halb so profitabel wie der DAX-Konzern. Ploss hatte bis dahin noch keine Erfahrungen mit großen Zukäufen. Doch nach den jüngsten Zahlen ist klar: Der Fertigungsspezialist hat die Amerikaner im Eiltempo auf Infineons Renditeniveau gebracht. Im vierten Quartal schaffte IR bereits 15 Prozent operative Marge. Das Ziel wurde damit mehr als ein Jahr früher erreicht als ursprünglich geplant.Der gesamte Halbleiterkonzern brachte es im vierten Quartal mit 17,9 Prozent Marge auf einen Bestwert. Dabei halfen den Bayern hohe Zuwächse beim Umsatz. Im Gesamtjahr stiegen die Erlöse, auch dank der Amerikaner, die ab dem zweiten Quartal in der Bilanz berücksichtigt wurden, um 34 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro. Um 45 Prozent auf 897 Millionen Euro legte der operative Gewinn zu. Die Marge lag im Gesamtjahr bei 15,5 Prozent. Trotz der Integrationskosten waren das 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Ploss gibt jetzt ehrgeizige neue Ziele vor. Im laufenden Geschäftsjahr sollen "etwa 16 Prozent" Gewinnmarge erreicht werden. Dank IR ist Infineon als weltweite Nummer 1 bei Leistungshalbleitern noch größer geworden und kann Kunden mit Infineon-Chips und Komponenenten von IR mehr passgenaue Lösungen anbieten - und höhere Margen einfahren. "Vom Chip zum System", nennt Ploss seinen Ansatz. Beim Umsatzwachstum stellt der Vorstandschef 13 Prozent "plus/minus zwei Prozent" - also elf bis 15 Prozent - in Aussicht.
"Der Kauf von International Rectifier ist der Anfang einer langfristigen Strategie", so Ploss. Jüngst wurde bereits über Infineon als Bieter für den inzwischen übernommenen US-Halbleiterkonzern Fairchild Semiconductor spekuliert. Man könne Übernahmen mit bis zu zwei Milliarden Euro Gesamtwert stemmen, sagt Finanzvorstand Dominik Asam.
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Bildquellen: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images, Sean Gallup/Getty Images
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