Deutsche Autobranche: Ende Gelände?
![Euro am Sonntag-Einschätzung: Deutsche Autobranche: Ende Gelände? Deutsche Autobranche: Ende Gelände? | finanzen.net](https://images.finanzen.net/mediacenter/unsortiert/vw_volkswagen_pavel_l_photo_and_video_660.jpg)
Mögliche Strafzölle in den USA und Auflagen in China stellen die Hersteller vor große Herausforderungen. Die Premium-Anbieter sind gut gerüstet. Für Volkswagen wird es schwer.
Werte in diesem Artikel
von Florian Westermann, Euro am Sonntag
Die Autobosse erhöhen das Tempo. Vor allem die robuste Weltwirtschaft macht einen neuen Absatzrekord wahrscheinlich. Um rund drei Prozent auf knapp 85 Millionen Fahrzeuge wächst der weltweite Automarkt laut einer Prognose des CAR Center Automotive Research in diesem Jahr.
Nach der Vereidigung von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten weht den Chefs von BMW, Daimler, Volkswagen und Co medial ein rauer Gegenwind ins Gesicht. Trump macht Stimmung gegen Unternehmen, die Autos im Billiglohnland Mexiko produzieren und zollfrei in die USA importieren. Der für seine Twitter-Eskapaden bekannte Immobilienmogul droht unverhohlen mit Strafzöllen von 35 Prozent. Trump nannte dabei exemplarisch BMW - der neue mächtigste Mann der Welt nimmt aber die gesamte Branche in die Mangel und schont auch die amerikanischen Hersteller nicht.
Die USA sind nach China der weltweit zweitgrößte Absatzmarkt und auf dem besten Weg zu einem neuen Rekord. Macht Trump mit seinen Drohungen ernst, lassen sich in Mexiko produzierte Fahrzeuge in den USA aber bald kaum noch profitabel verkaufen. Experten sprechen von mindestens 10.000 Dollar pro Fahrzeug, die die Hersteller auf den Verkaufspreis aufschlagen müssten.
Ford-Chef Mark Fields kündigte jüngst den Verzicht auf ein geplantes Werk in Mexiko an. Ausschlaggebend seien rein wirtschaftliche Faktoren gewesen, wie Fields betonte. General Motors gab die Investition von einer Milliarde Dollar in seine US-Fabriken nebst Schaffung Tausender Arbeitsplätze bekannt. Trumps Drohungen lassen auch bei Fiat Chrysler die Alarmglocken schrillen. Der italienisch-amerikanische Autobauer kündigte ebenfalls eine Investitionsoffensive in den USA an.
BMW und Daimler in der Spur
Und die Deutschen? Für BMW, Daimler und VW ist der US-Markt mit 1,3 Millionen Verkäufen sehr wichtig. Obwohl direkt von Trump angegangen, gibt sich BMW-Chef Harald Krüger recht gelassen. Die Münchner stampfen in Mexiko ein Werk für ihre 3er-Limousine aus dem Boden. Analysten halten es für möglich, dass BMW die Investitionen stutzt. Der Wachstumstreiber in den USA sind ohnehin die Geländewagen der X-Reihe und die werden ausnahmslos in Spartanburg in South Carolina gefertigt. Zudem gehört BMW zu den Herstellern, die eine ausgeglichene Position zwischen Produktion und Verkauf in den USA aufweisen.Dass BMW zuletzt einen Absatzrückgang in den USA einfuhr, lag auch an den fehlenden Kapazitäten für die Produktion der Geländewagen. Derzeit laufen in Spartanburg die Arbeiten zur Fertigung des X7, mit dem Krüger auf Kundenfang in den USA und China gehen will. Trump könnte den Münchnern mit seinen Strafzöllen indirekt sogar helfen, Konkurrenten, die nicht über eine US-Fertigung verfügen, auf Abstand zu halten. Und einen Ausbau der US-Kapazitäten könnte Krüger als Zugeständnis an Trump verpacken.
Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche kann sich vorerst in Sicherheit wiegen. Unterm Strich produzieren die Stuttgarter in den USA fast so viele Autos, wie sie verkaufen. Zudem verfügt Daimler wegen seiner starken US-Präsenz und der Truck-Sparte über beste Verbindungen in die Politik. Ab 2018 soll in Mexiko zwar die kompakte A-Klasse vom Band laufen, aber das Modell wird in den USA gar nicht angeboten.
Mit der neuen X-Klasse, einem luxuriösen Pritschenwagen, legt Zetsche den Grundstein für weiteres Wachstum. Die Hauptmärkte sieht Daimler in Südamerika, Südafrika, Australien und im Nahen Osten. In den USA hält sich Daimler in diesem Segment bislang zurück. Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Konzern auch hier angreift.
VW-Lenker Matthias Müller hat kein Ass im Ärmel. Europas größter Autobauer produziert nur jedes achte in den USA verkaufte Auto vor Ort, ein großer Teil der Fahrzeuge stammt aus Mexiko. Besonders betroffen wäre die Premiummarke Audi, die vor wenigen Monaten eine Fabrik in Mexiko eröffnet hat. Müller steht im Fall von Strafzöllen vor dem Dilemma, in einer "Übergangszeit mit Verlusten zu fertigen und die Mexiko-Produktion einzustellen oder andere Märkte zu suchen", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.
China im Wandel
Während Trump in den USA Umweltauflagen außer Kraft setzt und den Arbeitern im sogenannten Rostgürtel, der größten Industrieregion der USA, ihre Jobs zurückbringen will, setzt Chinas Führung auf den technologischen Wandel. Im größten Automarkt der Welt - der Absatz dürfte 2017 laut CAR um fünf Prozent auf 24 Millionen Fahrzeuge steigen - werden bereits Quoten für Elektroautos diskutiert. Ohne entsprechendes Angebot drohen Strafzahlungen.Für die deutschen Hersteller bleibt der chinesische Markt aussichtsreich und herausfordernd. "Wir wollen in der Elektromobilität eine führende Position einnehmen", kündigte VW-Chef Müller an. Zusammen mit einem der größten Hersteller von Elektroautos in China treiben die Wolfsburger die Entwicklung rein elektrisch betriebener Fahrzeuge voran. Nach dem Dieselskandal ist die Elektromobilität ein Schwerpunkt der "Strategie 2025". Auch die Tochter Audi drückt aufs Gas. In den kommenden fünf Jahren wollen die Ingolstädter mit dem chinesischen Partner FAW fünf Modelle der "e-tron"-Reihe mit Hybrid- oder rein elektrischem Antrieb in China produzieren.
BMW und Daimler sind ebenfalls auf den Zug aufgesprungen. Die Münchner arbeiten an einer zweiten Plug-in-Hybrid-Stufe und bringen zunehmend mehr rein elektrisch angetriebene Modelle auf den Markt. Daimler-Chef Zetsche wiederum will das China-Geschäft mit vor Ort produzierten Elektroautos der neuen Marke EQ ankurbeln.
Leichtes Plus in Westeuropa
Für Westeuropa rechnen Experten mit einem Dämpfer. Dudenhöffer verweist auf das geringere Wachstum in Frankreich und Italien sowie auf den Austritt Großbritanniens aus der EU. Nach einem Absatzplus von fast sechs Prozent dürfte der Zuwachs 2017 nur bei einem Prozent liegen. Unterdessen stehen die Chancen gut, dass der russische Markt wieder auf die Beine kommt - insbesondere dann, wenn Trump wie von vielen erwartet ein besseres Verhältnis zu Wladimir Putin anstrebt. "Die Entscheidung von BMW, sich auf die Wiederaufnahme der Fahrzeugproduktion in Russland vorzubereiten, macht durchaus Sinn", sagt Dudenhöffer.Für BMW und Daimler stehen die Chancen gut, dass sie trotz Trump und anderer Herausforderungen mehr Drehmoment auf die Straße bringen. VW-Boss Müller aber steht eine weitere schwere Prüfung bevor.
Investor-Info
Daimler
Auf Erfolgskurs
Daimler verkaufte 2016 mehr Premiumfahrzeuge als BMW oder Audi. Die Stuttgarter dürften auch 2017 den größten Zuwachs verzeichnen. Die zuletzt schwächelnde Truck-Sparte kann vom US-Wirtschaftswachstum profitieren. Analysten rechnen mit einem leichten Umsatzplus auf 157 Milliarden Euro. Der Nettogewinn soll um vier Prozent auf 9,3 Milliarden Euro steigen. Die Aktie des Automobilkonzerns ist günstig bewertet und lockt mit einer hohen Dividende.
BMW
Gut aufgestellt
Mit seinem Werk in den USA ist der Autobauer gut aufgestellt. Chef Harald Krüger treibt zudem die Elektrifizierung der Flotte voran. 2017 rechnen Analysten zwar mit einem marginalen Gewinnrückgang, langfristig ist der Konzern aber gut positioniert, um vom anhaltenden Wachstum der Branche zu profitieren. Die Aktie ist attraktiv bewertet.
Volkswagen
Erhöhtes Risiko
Volkswagen fehlt nach wie vor ein schlüssiges Konzept für den US-Markt. Zudem importiert der Autobauer einen Großteil der Fahrzeuge in die USA. Das kann zu einem echten Problem werden. Auch ist der Abgasskandal noch nicht ausgestanden. Bislang hat VW 18,2 Milliarden Euro zurückgelegt. Das dürfte allerdings nicht reichen. Finanziell kann VW das zwar stemmen, die Risiken bleiben aber hoch. Die Aktie ist nur eine Halteposition.Ausgewählte Hebelprodukte auf AUDI
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf AUDI
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Weitere AUDI News
Bildquellen: SJ Travel Photo and Video / Shutterstock.com, Pavel L Photo and Video / Shutterstock.om
Nachrichten zu Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
Analysen zu Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
14.02.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Neutral | UBS AG | |
04.02.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
03.02.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Market-Perform | Bernstein Research | |
03.02.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Outperform | RBC Capital Markets | |
03.02.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Hold | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
03.02.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Outperform | RBC Capital Markets | |
28.01.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
28.01.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Buy | Deutsche Bank AG | |
27.01.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Buy | Deutsche Bank AG | |
13.01.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
14.02.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Neutral | UBS AG | |
04.02.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
03.02.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Market-Perform | Bernstein Research | |
03.02.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Hold | Jefferies & Company Inc. | |
30.01.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Neutral | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
13.01.2025 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Underweight | Barclays Capital | |
03.12.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Underweight | Barclays Capital | |
17.12.2021 | Daimler Hold | HSBC | |
18.02.2021 | Daimler Sell | Warburg Research | |
02.02.2021 | Daimler Verkaufen | DZ BANK |
Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Mercedes-Benz Group (ex Daimler) nach folgenden Kriterien zu filtern.
Alle: Alle Empfehlungen