Euro am Sonntag-Einschätzung

Apple: Die Aktie mit dem Wurmloch

02.05.16 14:00 Uhr

Apple: Die Aktie mit dem Wurmloch | finanzen.net

Die Zahlen des Hightech-Konzerns Apple ernüchtern und machen klar: Das Wachstumspotenzial insbesondere des iPhone scheint ausgeschöpft.

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von Peer Leugermann, Euro am Sonntag

Der Apfel fällt. Erstmals seit Einführung des iPhone vor acht Jahren musste Apple sinkende Absätze bei seinem wichtigsten Produkt melden. Die Kalifornier verkauften mit 50,1 Millionen Stück rund zehn Millionen ihrer mobilen Alleskönner weniger als noch ein Jahr zuvor. In den Monaten Januar bis März riss auch die seit 2003 anhaltende Serie stetig steigender Quartalserlöse. Der Umsatz fiel um 13 Prozent auf 50,6 Milliarden Dollar. Und da der Smartphonehersteller versucht, dem Absatzrückgang beim iPhone mit Preissenkungen entgegenzuwirken, war das Minus beim Gewinn nach Steuern noch größer. Mit 10,5 Milliarden Dollar verdiente ­Apple unterm Strich rund 23 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.



Vom bislang so erfolgs­gewohnten Konzern dürfte es weiter schlechte Nachrichten geben. Das wertvollste Unternehmen der Welt rechnet im laufenden Quartal mit Erlösen von 41 bis 43 Milliarden Dollar und damit erneut mit einem Umsatzrückgang von bis zu 18 Prozent. Börsianer ernüchterte das, die Aktie gab deutlich nach.

Ausgerechnet im größten Smartphonemarkt der Welt, in China, haben die Kalifornier ein Problem. Das Land war bislang einer der Wachstumsmotoren von Apple, im vergangenen Geschäftsjahr stammte über die Hälfte des Umsatzplus aus dem Reich der Mitte. Im jüngsten Quartal ist das Volumen hier um fast ein Viertel geschrumpft.


Das ist auch der Grund, weshalb Hedgefondsmanager Carl Icahn aus der Aktie raus ist. Icahn sagt, das China-Risiko sei zu hoch - allerdings hat der ­Investor auch zwei Milliarden Dollar verdient. Ein weiteres Pro­blem ist, dass das Smartphone für 65 Prozent des Umsatzes steht, aber kaum noch Neuerungen bringt. Auch das iPhone 7, das im zweiten Halbjahr erwartet wird, soll wenig Neues zu bieten haben.

Neue Ideen gesucht

Diese Wachstumsstory geht zu Ende. Laut Daten des Marktforschers IDC stieg der globale Absatz von Smartphones im ersten Quartal 2016 bloß um 0,2 Prozent, im Vorjahr waren noch 16,7 Prozent mehr von den schlauen Handys verkauft worden.

Innovation bleibt das Schlüsselthema. Nachdem die Kalifornier mit dem iPod den Markt digitaler Musikspieler, mit dem iPhone die Handybranche und mit dem iPad die PC-Welt umgekrempelt haben, lässt das nächste große Ding auf sich warten. Die Computeruhr Watch ist es bislang nicht. Ein iCar gibt es noch nicht, über die automobilen Ambitionen des Konzerns wird bislang bloß spekuliert.


Immerhin: Der Umsatz von Diensten wie iTunes, dem App-Store, der Apple Cloud oder dem Bezahldienst Apple Pay stieg im Quartal um rund 20 Prozent auf insgesamt 6 Milliarden Dollar. Abschreiben sollten Anleger den Konzern aus dem Silicon Valley aber nicht. Das Unternehmen ist mit einer Gewinnmarge von gut 20 Prozent hoch profitabel und generiert unverändert Milliarden an freiem Cashflow. Die Bargeldreserven wuchsen im vergangenen Quartal um 17,2 Milliarden Dollar auf aktuell 232 Milliarden Dollar. Das entspricht gegenwärtig etwa der Hälfte der Marktkapitalisierung.

Geld für Forschung und Entwicklung ist damit in Hülle und Fülle da, die Kasse für Übernahmen prall gefüllt. Auch Aktionäre kommen in den Genuss des Reichtums. Das Aktienrückkaufprogramm wird um 35 auf 175 Milliarden Dollar aufgestockt, die vierteljährliche Dividende um zehn Prozent auf 57 US-Cent erhöht. Das alles stützt den Kurs, Anleger sollten deshalb dabeibleiben.

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Bildquellen: catwalker / Shutterstock.com, Adam Berry/Getty Images

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