Hier stimmt was nicht! Bayer-Monsanto: Aktionäre ohne Stimmrecht

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Dabei stimmen die Aktionäre des US-Herstellers von Agrarchemieprodukten über das Übernahmeangebot von Bayer in Höhe von 128 Dollar pro Aktie ab. Alles andere als eine mehrheitliche Zustimmung wäre ein Überraschung. Die Aktionäre werden sich das Geschenk nicht entgehen lassen. Bevor die Übernahmegerüchte im Mai laut wurden, notierte die Aktie unter 90 Dollar. Wenn die Aktionäre dem Deal zugestimmt haben, sind die Wettbewerbsbehörden an der Reihe. Mit den Behörden in den USA und Kanada spreche man schon, sagte Bayer-Chef Werner Baumann auf ­einer Investorenveranstaltung. Sollte die Übernahme am Veto der Kartellwächter scheitern, hat sich Bayer zur Zahlung einer Break-up-Fee von zwei Milliarden Dollar verpflichtet. Was man bei diesem 60-Milliarden-Deal vermissen wird, ist das Votum der Bayer-Aktionäre auf einer HV.

Die Aktie läuft nicht gut, Gesprächsbedarf ist vorhanden. Zum einen hat das Objekt der Begierde im abgelaufen Geschäftsjahr einen dicken Rückgang von Umsatz und Gewinn gezeigt. Ärger gibt es auch, soeben wurde Monsanto in den USA wegen früherer Herstellung der giftigen Chemikalie PCB verklagt. Zudem gibt es Zweifel, ob Bayer die gewünschten Synergien wirklich heben kann. 2014 hatte der Konzern die nicht rezeptfreien Medikamente von Merck & Co. für 14 Milliarden Dollar übernommen. Hier wurden Synergien versprochen, die im gewünschten Umfang bis heute nicht eintrafen.

Warum soll Bayer die Integration des viermal größeren und komplexeren Geschäfts mit Monsanto leichter von der Hand gehen? Die Aufwertung des Dollar führt auch dazu, dass Bayer rund drei Milliarden Euro mehr zahlen muss. Steigende Zinsen sorgen dafür, dass Bayer bei der Refinanzierung mehr zahlen wird als bei den Planspielen im Sommer. Gut möglich, dass Anteilseigner auf einer HV entscheiden, dass die Break-up-Fee das geringere Übel ist.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.