Apple: Das nächste große Ding

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Apples riesige Fangemeinde fiebert dem 12. September entgegen. Am morgigen Dienstag wird Konzernchef Tim Cook das neue iPhone der Weltöffentlichkeit vorstellen. Es ist aber nicht irgendeine Neuheit. Das iPhone, das vom verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs erdachte Smartphone, Begründer einer ganzen Gerätegeneration, wird zehn Jahre alt.

Wenige Tage vor der Präsentation kochen die Gerüchte hoch. Cook stattet das mit Abstand wichtigste Produkt des Konzerns voraussichtlich mit mehr Speicher, neuem Prozessor, Gesichtserkennung, kabelloser Ladefunktion, verbesserter Kamera, randlosem Display und völlig neuem Design aus. Details halten die Kalifornier wie gewohnt bis zuletzt unter Verschluss. Nicht einmal über den Namen herrscht Klarheit. Heißt das Gerät schlicht iPhone 8 oder in Anspielung auf den zehnjährigen Geburtstag womöglich iPhone X?

Apples wichtigstes Produkt

Einen Flop kann sich der Apple-Boss nicht leisten. Das iPhone trug im dritten Geschäftsquartal über die Hälfte zum Umsatz bei. Ein Risiko geht Cook aber wohl mit dem Verkaufspreis ein. Analysten rechnen damit, dass das Jubiläumsgerät in der günstigsten Version rund 1.000 Dollar kosten wird. Im Vergleich zum iPhone 7 wäre das ein Preisaufschlag um rund die Hälfte.

Dennoch erscheint ein Misserfolg unwahrscheinlich. Trotz der massiven Preisanhebung dürften sich vor den Apple-Stores schon Tage vor dem Verkaufsstart lange Menschenschlangen bilden. Analysten und Investoren erwarten den besten Auftakt in der zehnjährigen Geschichte. In Erwartung eines fulminanten Verkaufsstarts zog die Apple-Aktie seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent an. An der Börse ist Apple fast 850 Milliarden Dollar wert - mehr als jedes andere Unternehmen der Welt.

Auch der Begriff Superzyklus fällt immer wieder. Aktuelle Umfragen stützen das. Gut die Hälfte der Handynutzer in Nordamerika, die in den kommenden drei Monaten den Kauf eines neuen Smartphones planen, wollen laut einer Umfrage der Marktforscher von 451 Research zum iPhone greifen. Das ist der höchste Wert seit sieben Jahren.

Die USA bleiben Apples wichtigster Absatzmarkt. Um die hohen Verkaufsprognosen der Analysten zu erreichen, muss die neue iPhone-Generation aber auch in China ein voller Erfolg werden. Hier schwächelte Apple zuletzt. Konkurrenten wie Huawei bieten ihre Spitzengeräte deutlich günstiger an als der iPhone-Hersteller und verderben den Amerikanern so das Geschäft in dem Riesenreich. Für viele Chinesen ist das Smartphone ein Statussymbol. Da das iPhone in den vergangenen drei Jahren optisch quasi unverändert blieb, hat Apple immer größere Probleme, neue Kunden anzusprechen. Das dürfte sich mit Version 8 ändern.

Absatzhoch erwartet

In den ersten zwölf Verkaufsmonaten dürfte Apple weltweit 242 Millionen Geräte absetzen, prognostiziert etwa das Analysehaus CFRA. Das wären mehr Geräte als im Rekordzyklus 2014/15. Damals führte Apple ein größeres Display ein und schloss damit zu Konkurrenten wie Samsung auf. In den Schätzungen enthalten sind aber auch ältere Modelle und mit dem iPhone 7s eine verbesserte Version der aktuellen Generation, welche die Kalifornier im Programm behalten, um auch preisbewusstere Kunden anzusprechen.

Ganz ohne Probleme wird der Verkaufsstart womöglich nicht ablaufen. In der Regel bringt Apple das iPhone zehn Tage nach der offiziellen Vorstellung in die Geschäfte. In den vergangenen Wochen und Monaten wurde aber immer wieder über Verzögerungen bei der Produktion des Jubiläums-iPhone spekuliert. Einige Experten erwarten, dass Apple wegen technischer Herausforderungen zunächst nur sehr wenige Geräte in den Handel bringen wird. Käufer müssten dann mitunter wochenlang warten. Selbst über eine Verschiebung auf Anfang 2018 wird spekuliert.

Für Cook wäre das eine Katastrophe, schließlich hängt der Konzern stark vom Geschäft im wichtigen Weihnachtsquartal ab. Der Apple-Boss wird deshalb alle Hebel in Bewegung setzen, um die hohen Erwartungen zu erfüllen und einen Volltreffer zu landen.

Investor-Info

Apple
Auf Rekordkurs

Im laufenden Geschäftsjahr fährt Apple voraussichtlich einen Nettogewinn von 47 Milliarden Dollar ein. Das nächste Geschäftsjahr per Ende September 2018 wird geprägt vom neuen iPhone. Analysten rechnen mit einem deutlichen Gewinnplus um 14 Prozent auf 54 Milliarden Dollar. An der Heimatbörse in den USA notiert die Aktie in Erwartung eines durchschlagenden Erfolgs mit dem iPhone auf einem Rekordhoch.Die Bewertung lässt trotzdem noch Platz nach oben.