Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

Auto-Aktien: So brummt auch Ihr Depot!

08.05.17 12:12 Uhr

Auto-Aktien: So brummt auch Ihr Depot! | finanzen.net

BMW, Daimler und Volkswagen machen glänzende Geschäfte in China. Lange belächelt, holen die chinesischen Autobauer inzwischen aber rasant auf. Die lukrativsten Chancen.

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Sie ziehen sich wie ein gigantisches Spinnennetz durch Peking, Shanghai und andere ­Megastädte in China: Hunderte Kilometer lange Autobahnen, teils über mehrere Etagen in schwindelerregender Höhe. Unendlich erscheinende Blechkarawanen schieben sich Tag und Nacht durch die mit glitzernden Wolkenkratzern zugebauten Innenstädte der Mega-Citys.



Wer es sich leisten kann, fährt Audi, BMW, Mercedes oder Porsche. Für die deutschen Autobauer ist China der wichtigste Absatzmarkt der Welt. Knapp fünf Millionen Autos verkauften BMW, Daimler und der VW-Konzern im vergangenen Jahr in dem Riesenreich. 2017 dürften es noch mehr werden, darauf deuten die jüngsten Verkaufszahlen hin. Als wachstumsstärkste Premiummarke steigerte Mercedes-Benz seinen China-Absatz im April um über ein Drittel. "Ich bin überzeugt, 2017 wird ein weiteres starkes Jahr für Daimler in China, und auch mit Blick auf das kommende Jahr sind wir optimistisch", sagte Daimler-China-Chef Hubertus Troska im Gespräch mit €uro am Sonntag.

Premium made in Germany

Die neuesten Modelle und Designstudien der deutschen Autobauer zeigen, wohin die Reise geht. Mit edlen Materialien, viel Technik, starken Motoren und speziell auf China zugeschnittenen Modellen wollen BMW, Daimler und Volkswagen ihren Erfolgskurs fortsetzen. Das kommt an bei Chinas Elite, die prestigeträchtige Luxuslimousinen wie Audi A8, BMW 7er oder Mercedes S-Klasse bevorzugt.



Die edlen Karossen aus Deutschland sind quasi ein Selbstläufer - doch die Konkurrenz aus China holt auf. Lange belächelt, stellen chinesische Autofirmen wie BYD, Chery oder FAW längst schicke und technisch konkurrenz­fähige Fahrzeuge auf die Räder. Für ihre Aufholjagd werben die Chinesen gezielt Topleute der Konkurrenz aus dem Westen ab.

Auch der staatlich verordnete Trend hin zum Elektroauto, etwa durch vor­gegebene Quoten oder Subventionen, spielt Chinas Autoindustrie, die führend im Bereich Elektromobilität ist, in die Hände. Die Chinesen sehen in der Elektromobilität nicht nur ein Mittel, den Smog in ihren Städten zu verringern, sondern einen technologischen Vorsprung rauszufahren, den die Konkurrenz aus dem Westen nur noch schwer aufholen kann.

Heimischer Elektro-Hype

Im vergangenen Jahr wurden in China bereits über eine halbe Million Elektroautos und Plug-in-Hybride verkauft. Zum Vergleich: In Deutschland wurden gerade einmal 25.000 Stromer abgesetzt. Bis 2020 steigt der Absatz von Autos mit Elektro- oder Plug-in-Antrieb in China auf knapp vier Millionen, prognostiziert Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen. Der Marktanteil legt damit voraussichtlich von zwei auf 14 Prozent zu. Fünf Jahre später soll der Anteil bereits 30 Prozent erreichen.

Ein Trend, auf den Tesla-Chef Elon Musk baut. Nach einem verhaltenen Marktstart entwickelt sich das Geschäft der Amerikaner in China immer besser. Knapp 12.000 Fahrzeuge setzte dort der kalifornische Elektroautopionier im vergangenen Jahr ab. Behält Musk das Tempo bei, wird Tesla seinen Absatz in China im laufenden Jahr mehr als verdoppeln, prognostizieren Analysten. Um die hohen Einfuhrsteuern und Zölle zu umgehen und die Verkäufe weiter ­anzukurbeln, könnte Musk zusammen mit einem lokalen Partner eine Fertigung vor Ort aufbauen. Dazu befinde sich der Selfmade-Milliardär bereits in Gesprächen mit potenziellen Partnern, ist zu hören.

Neu sind solche Spekulationen nicht. Bereits zum Markteintritt 2014 kündigte der Tesla-Lenker an, in drei oder vier Jahren eine eigene Produktion in China auf die Beine zu stellen. Dass Musk auf dem richtigen Weg ist, zeigt der Einstieg von Tencent. Der chinesische Internetkonzern hat selbst Ambitionen, den Markt für Elektroautos aufzuwirbeln, und beteiligte sich jüngst mit fünf Prozent an Tesla. Bereits im vergangenen Frühjahr sorgte Tencent mit der Abwerbung eines ganzen Entwicklerteams von BMW für Furore.

Die deutschen Autobauer reagieren auf den Wandel in der Branche. Volkswagen-Chef Matthias Müller hat sich auf die Fahnen geschrieben, bis 2025 über 30 Elektromodelle zu entwickeln. In China setzen die Wolfsburger zudem auf den Partner JAC, um preiswerte E-Autos zu bauen. Auch mit den Töchtern Audi, Porsche und Skoda wollen die Niedersachsen im Markt für E-Fahrzeuge mitmischen. 2020 will der Konzern in China 400.000 Autos mit reinem Bat­teriemotor oder mit Hybridantrieb verkaufen.

Investorenliebling BYD

Zusammen mit seinem chinesischen Partner BYD - ein Akronym für "Build your Dreams" (Erschaffe deine Träume) - bietet Daimler den Elektrowagen Denza an. Mit der neuen Marke EQ wollen die Stuttgarter das Geschäft mit der Elektromobilität in China weiter ausbauen. Ob Daimler-Boss Dieter Zetsche bei dem Projekt BYD als Partner mit ins Boot holt, ist indes unklar.

Die Chinesen entwickeln sich zu einem ernsthaften Konkurrenten. Wer durch Chinas Metropolen läuft, sieht immer öfter das beleuchtete BYD-Logo. 2016 verkaufte der Konzern über 100.000 Elektroautos - ein Plus von 70 Prozent. Warren Buffett glaubt schon lange an den Erfolg der Chinesen. Vor neun Jahren stieg die Börsenlegende bei der Firma mit dem skurrilen Namen ein. Für zehn Prozent der Anteile zahlte Buffett 232 Millionen Dollar. Heute ist seine Beteiligung 1,3 Milliarden Dollar wert.

Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen hat der Elektroautobauer den Sprung nach Europa gewagt. Anfang April eröffnete BYD in einem 20.000-Einwohner-Städtchen im Norden Ungarns ein Werk für Elektrobusse. Bald sollen hier auch elektrisch angetriebene Lastwagen und leichte Nutzfahrzeuge vom Band laufen. Es ist sicher nicht die letzte Investition der Chinesen: Ein weiteres Werk bei Paris ist geplant.

Der Sprung ins Ausland ist auch politisch gewollt. Geht es nach der Regierung in Peking, werden 2025 rund 35 Millionen Autos in China produziert. Ein beträchtlicher Teil davon dürfte für den Export bestimmt sein. Mit ihrem Premiumanspruch haben die deutschen Autobauer aber gute Chancen, die erste Angriffswelle der Chinesen zu überstehen - unterschätzen darf man das Reich der Mitte jedoch nicht.

Investor-Info

Daimler
Die Nummer 1

Das Premiumsegment in China dürfte noch lange von westlichen Automarken dominiert werden. Als weltgrößter Hersteller von ­Premiumfahrzeugen hat Daimler die besten ­Voraussetzungen, noch über Jahre hinweg gute Geschäfte dort zu machen. Im laufenden Jahr dürfte der Konzern neue Bestwerte bei Umsatz und Gewinn einfahren. Die Daimler-Aktie ist moderat bewertet und lockt mit einer attraktiven Dividendenrendite. Langfristanleger steigen ein.

BYD
Buffett irrt nicht

2017 dürfte der Elektroautospezialist BYD beim Umsatz um zwölf Prozent auf 15,8 Milliarden Euro zulegen. Beim Nettogewinn rechnen Analysten mit einem leichten Plus auf 715 Millionen Euro. Im Vergleich zu Tesla ist BYD niedrig bewertet. Außerdem ist Warren Buffett als Investor mit an Bord. Die Aktie zählt zu den aussichtsreichsten China-Investments.

Tesla
Unter Strom

Die Bewertung des E-Autobauers, der im ­ersten Quartal noch tiefer in die roten Zahlen rutschte, ist exorbitant hoch. Mit 51 Milliarden Dollar ist Tesla mehr wert als etwa General Motors. Die Aktie lebt von der Fantasie, dass der Autobauer zu den großen Herstellern ­aufschließen kann und seinen Absatz vervielfacht. Anleger sollten sich nicht gegen den Trend stemmen und Gewinne laufen lassen. Für einen Neueinstieg zu riskant.

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Bildquellen: Alexander Chaikin / Shutterstock.com, ArtisticPhoto / Shutterstock.com

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