Frisches Essen, tolle Büros: Was die neuen Indexaufsteiger bieten

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Aufatmen bei ProSiebenSat.1: Der Medienkonzern darf im DAX bleiben. Die Münchner haben trotz der zuletzt starken Kursverluste die Indexüberprüfung der Deutschen Börse überstanden. Diese checkt die Zusammensetzung ihrer Indexfamilie alle drei Monate. Die Kriterien sind die Marktkapitalisierung der Unternehmen und das Handels­volumen der Aktien.

Bewegung gab es diesmal bei den kleineren Indizes. Insgesamt vier Veränderungen werden zum 18. September vollzogen: Metro und Grand City Properties steigen in den Mittelwerteindex MDAX auf, Aroundtown Property und Delivery Hero in den auf kleine Nebenwerte fokussierten SDAX. Die Redaktion hat die Aufsteiger unter die Lupe genommen.

Aroundtown Property (SDAX)

Die Immobilienfirma Aroundtown Property setzt auf Gebäude in deutschen und niederländischen Großstädten. Die wichtigsten Regionen sind Berlin und Nordrhein-Westfalen, die zusammen 37 Prozent des Portfoliowerts ausmachen. In den Niederlanden ist der Konzern unter anderem in Amsterdam präsent. Im Gegensatz zu Grand City investiert Aroundtown in Gewerbeimmobilien - also in Büros, Hotels und Läden. Dieser Bereich macht knapp 80 Prozent des Portfolios aus. Nur etwas mehr als 20 Prozent entfallen auf Wohnimmo­bilien. Lukrativ ist vor allem der hohe Anteil an Bürogebäuden in Berlin. Die Mieten in diesem Bereich steigen besonders deutlich, auch weil sich viele Start-ups in der Hauptstadt niederlassen. Miet­einnahmen und operativer Gewinn des Konzerns haben sich im ersten Halbjahr mehr als verdoppelt.

Aroundtown und Grand City sind übrigens eng verbunden: Aroundtown ist mit 36 Prozent Großaktionär bei Grand City. Aktionäre investieren also mit einer Aktie quasi in zwei Unternehmen.

Fazit: Die Dividendenrendite ist etwas niedriger als bei Grand City, die Wachstumsaussichten dürften aber attraktiver sein. Darum eine Kaufempfehlung.

Delivery Hero (SDAX)

Essen übers Internet - vor allem für junge Leute in den Großstädten ist das inzwischen selbstverständlich. Unternehmen wie Delivery Hero liefern frische Mahlzeiten auf Bestellung an die Haustür. Das Berliner Unternehmen ist in Deutschland unter anderem über die Dienste Foodora, Pizza.de und Lieferheld bekannt.

Das Geschäftsmodell ist lukrativ, weil Delivery Hero die Gerichte nicht selbst zubereiten muss. Die Bestellungen werden an ein Restaurant in der Nähe weitergereicht. Der Lieferdienst tritt also lediglich als Vermittler oder auch als Lieferant auf. Für jede ausgelieferte Bestellung gibt es eine Provision. Delivery Hero arbeitet mit über 150.000 Restaurants in mehr als 40 Ländern zusammen und ist in den meisten Märkten die Nummer 1.

Wie bei jungen Internetfirmen üblich geht es zunächst darum, stark zu wachsen und Marktanteile zu sichern. Analysten trauen dem Unternehmen in den kommenden beiden Jahren Umsatzsteigerungen von jeweils rund 40 Prozent zu. Ein kleiner Gewinn auf bereinigter Basis wird erst ab 2019 erwartet. Das macht die Aktie von Delivery Hero zum riskanten Investment.

Analysten haben trotzdem Appetit: Sechs von sieben Investmenthäuser empfehlen die Aktie laut Datendienst Bloomberg zum Kauf. Nach Einschätzung der Redaktion sollten nur risiko­freudige Investoren zugreifen.

Fazit: Delivery Hero hat aufgrund seiner starken Marktstellung großes Wachstumspotenzial. Die hohe Bewertung macht die Aktie aber riskant.

Grand City Properties (MDAX)

Der Immobilienboom in Deutschland treibt die Kurse vieler Aktien dieser Branche nach oben. Am deutlichsten prägt das den MDAX. Grand City Properties steigt jetzt als sechste Immobilienfirma in den Index der deutschen Mittelgewichte auf. Konzerne wie Grand City kaufen Gebäude, um dann Wert und Erträge zu steigern. Durch Modernisierung und bessere Auslastung lassen sich höhere Mieten erzielen, die Kosten für den Unterhalt können durch große Bestände gedrückt werden.

Grand City Properties hat seinen Immobilienbestand seit dem Jahr 2013 mehr als verdreifacht. Die meisten der aktuell rund 87.000 Einheiten liegen in Nordrhein-­Westfalen. Auch Berlin ist ein wichtiger Standort.

Der MDAX-Aufsteiger konzentriert sich auf Objekte in B-Lagen mit vergleichsweise hoher Leerstandsquote. Dort sind im Idealfall deutliche Wert­stei­gerungen möglich. Externes Wachstum dürfte nach den vielen Übernahmen in der Branche aber schwieriger werden. Grand City will 65 Prozent des operativen Gewinns, also einen recht hohen Anteil, als Dividende an seine ­Aktionäre ausschütten.

Fazit: Die Dividendenrendite ist hoch, das Wachstumspotenzial aber begrenzt. Darum nur eine Halteposition.

Metro (MDAX)

Ein kurioses Comeback. Der Handelskonzern Metro spaltete sich im Juli in zwei Unternehmen auf. Die Elektronikketten Media Markt und Saturn blieben unter dem neuen Namen Ceconomy im MDAX. Jetzt kehrt der andere Teil des Konzerns unter dem vertrauen Namen zurück in den MDAX. Die neue Metro ist ein Lebensmittelhändler. Wichtigste Standbeine sind die Metro-Großmärkte und die Handelskette Real. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres steigerte Metro den Umsatz um zwei Prozent auf knapp 28 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebit) vor Sonderfaktoren kletterte um 13 Prozent auf 840 Millionen Euro.

Mittelfristig will der Vorstand mindestens drei Prozent Umsatzwachstum und eine stabile Ebitda-Marge von circa fünf Prozent liefern. Eine große Herausforderung ist der harte Konkurrenzkampf der Branche. Verschärft wird der Wettbewerb durch das Internet. Immer mehr Kunden - Gastronomen und Privathaushalte - lassen sich Waren direkt nach Hause liefern. Ein Trend, der neue Wettbewerber ins Geschäft bringt, aber auch Metro Potenzial verschafft. Das ­Belieferungsgeschäft des Metro-Großhandels wuchs im dritten Quartal um über 30 Prozent auf knapp 17 Prozent des Gesamtumsatzes. Das Onlinegeschäft bei Real legte im dritten Quartal um fast 70 Prozent zu, ist mit einem Anteil von 1,5 Prozent aber noch sehr klein.

Fazit: Der Reiz der Aktie liegt vor allem in der mit mehr als vier Prozent überdurchschnittlich hohen Dividenden­rendite. Halteposition.
Indexwelt
Der DAX enthält die 30 größten Unternehmen an der Frankfurter Wertpapierbörse. Im MDAX sind die darauf folgenden 50 Firmen vertreten. Ebenfalls 50 Firmen umfasst der SDAX mit kleinen ­Nebenwerten. Für ­Technologiewerte, die es nicht in den DAX schaffen, gibt es als ­Alternative den TecDAX mit 30 Mitgliedern.