Euro am Sonntag-Aktien-Check

Banken: Hoch im Norden, Dauertief im Süden

19.01.19 11:00 Uhr

Banken: Hoch im Norden, Dauertief im Süden | finanzen.net

Viele europäische Finanzkonzerne stehen stark unter Druck. Die Kursverluste der vergangenen Monate könnten eine große Fusionswelle ins Rollen bringen.

von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Zum ersten Mal hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine Bank unter Zwangsverwaltung genommen. Die italienische Banca Carige mit Sitz in Genau strauchelt, weil Großaktionär Vittorio Mala­calza vor Weihnachten eine Kapital­erhöhung über 400 Millionen Euro blockiert hat. Dabei war die Kapital­erhöhung der zehntgrößten Bank des Landes Teil eines von der EZB abgesegneten Sanierungsplans.

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Die rechtskonservative italienische Regierung hat jetzt - entgegen ihrem ursprünglichen Versprechen - die Absicherung von Anleihen und sogar eine vorsorgliche Finanzspritze zugesagt, obwohl die EU-Vorschriften eher eine Abwicklung der Banca Carige vorsähen, wenn sich die Krise zuspitzt. Gut möglich, dass Brüssel ein Modell wie bei der Rettung zweier venezianischer Banken 2017 durchsetzt. Damals wurden die Sparkassen für einen symbolischen Preis von einem Euro an die Großbank Intesa Sanpaolo verkauft.

Auslöser in Italien

Eine Übernahme könnte der Auftakt einer großen Konsolidierungswelle in Italien sein. Hier stehen inzwischen wieder genesene Finanzkonzerne vielen geschwächten Wettbewerbern gegenüber. "Bis Ende 2019 werden von mehr als 500 Instituten noch 110 Bankengruppen oder unabhängige Banken übrig bleiben", ist der Chef des italienischen Bankenverbands, Giovanni Sabatini, überzeugt.

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Im übrigen Europa ächzen die Geldhäuser zwar nicht im selben Ausmaß wie die italienischen Banken unter einer erdrückenden Last fauler Kredite, dennoch dürfte die Zahl der Fusionen innerhalb der kommenden zwei Jahre steigen. Viele Banken befinden sich seit geraumer Zeit in einer Zwickmühle: Sie sparen und verschlanken die Strukturen. Zeitgleich müssen sie in Digitalisierung investieren und für mobiles Banking aufrüsten.

Auch die Umsetzung regulatorischer Vorgaben kostet Geld. Zudem sinken die Erträge der Finanzfirmen wegen des negativen EZB-Zinses. Im scharfen euro­päischen Wettbewerb können sie kaum Preissteigerungen durchsetzen, die den erodierenden Zinsertrag auffangen würden. Die Situation könnte sich in diesem Jahr noch verschärfen, sollte sich die Konjunktur eintrüben. Dann würde die Nachfrage nach Krediten schwinden und die Quote ausfallgefährdeter Darlehen könnte sich erhöhen. Zusätzliche Vorsorge würde notwendig.
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Günstige Preise

Fusionen bieten einen Ausweg aus dem Dilemma. Der Wettbewerb ließe nach, zudem wären Einsparungen in der Verwaltung oder bei der Produktentwicklung möglich. Die Gelegenheit ist überdies günstig: Drei Viertel der Banken im marktbreiten Index Euro Stoxx 600 werden derzeit unter ihrem Buchwert gehandelt. In den vergangenen zwölf Monaten haben die Aktienkurse von Banken im Schnitt um 33 Prozent nachgegeben. Lediglich der italienische Onlinebroker Fineco und die schwedische Swedbank kamen in diesem Zeitraum auf eine positive Wertentwicklung. Schlusslicht der Korrektur ist die Deutsche Bank mit einem Minus von 51,4 Prozent.

Die aktuellen Kurse sind von den Zielen der Analysten so weit entfernt wie zuletzt 2009, das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt auf dem Niveau von 2011. Beide Jahre waren Krisenjahre. Heute sind die europäischen Banken jedoch mit höheren Eigenkapitalquoten stabiler aufgestellt und zumindest etwas profitabler. Die Bedingungen sind also gut.

Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank, hat eine Fusion seines Hauses mit der Commerzbank zwar auf absehbare Zeit als "Bullshit" abgetan. Analysten beschreiben den öffentlich heiß diskutierten Zusammenschluss aber bereits als unvermeidlich. Bei einer Fusion der Privatkundensegmente könnten langfristig Synergien gehoben werden, schreiben etwa die Experten von Bloomberg Intelligence. Eine Faustregel für Fusionen, wonach sich die Kosten um zehn Prozent verringern sollten, ließe sich langfristig erfüllen. Momentan ist die Deutsche Bank jedoch mit der Integration der Postbank beschäftigt.

Ein Gigant für private Kunden könnte durch einen Zusammenschluss der in grenzüberschreitenden Fusionen erprobten Unicredit, Muttergesellschaft der Hypovereinsbank, mit der französischen Société Générale entstehen. Rechnerisch drei Milliarden Euro könnten die potenziellen Partner einsparen. Die Unicredit dürfte ein solches Vorhaben aber kaum freiwillig angehen: Bis 2021 hat Chef Jean Pierre Mustier Zukäufe ausgeschlossen.

Rufe nach europäischer Großbank

Eine Megabank, die sich auf Privatkunden fokussiert, dürfte nicht das sein, was der EU-Kommission bei ihren jüngsten Rufen nach einer international wettbewerbsfähigen europäischen Großbank vorschwebt. Um mit der Konkurrenz aus den USA mithalten zu können, brauchte es wohl eher ein Groß­institut, das im Investmentbanking stark aufgestellt ist. Doch ausgerechnet dieser Bereich leidet besonders stark unter den straffen Brüsseler Zügeln.

Ein Deal mit Firmenkundenfokus wäre ein Zusammenschluss der schwedischen Nordea mit der niederländischen ABN Amro. Um geschätzt eine Milliarde Euro könnte eine Fusion die Kosten senken. Nordea ist jüngst ins finnische Helsinki umgezogen, um Teil der europäischen Bankenunion zu bleiben - Schweden ist schließlich nicht in der Eurozone. Das befeuerte die Fusionsgerüchte, denn ein Sitz in der EU wäre Voraussetzung für das Unterfangen. Ziel wäre eine Universalbank mit einem gemeinsamen Privat- und Firmenkundengeschäft sowie einer Vermögensverwaltung, die die wohlhabenden Nordländer bedient - und auch neue Märkte erschließen könnte.

Ausgerechnet eine italienische Ex-­Krisenbank zählt zu den potenziell aktivsten Käufern: Das Insitut BPM entstand 2017 aus der Banco Popolare in ­Milano und dem Pendant in Verona. Neu aufgestellt, könnte BPM bei einem Deal von einer günstigeren Refinanzierung profitieren. Ziele gibt es in Italien genug. In diesem Jahr könnte eine Welle ins Laufen kommen.

Investor-Info

Société Générale
Überraschende Gewinne

Nur spekulative Anleger investieren im ­aktuellen Umfeld in Bankaktien. Für das dritte Quartal hat die französische Großbank aber überraschend einen Gewinnsprung von 32 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro gemeldet. Das war auch das Ergebnis fleißigen Sparens. Mit internationalen Finanzdienstleistungen und Privatkunden hat die SocGen zudem mehr verdient. Die größten Rechtsrisiken sind beigelegt. Nur beim Eigenkapital gibt es noch Hausaufgaben. Für mutige Langfristanleger.

Swedbank
Unerwartete Wende

Dass die schwedische Zentralbank im Dezember den Zins auf minus 0,25 Prozent angehoben hat, lässt auf positive Zinsen 2019 hoffen. Über die Hälfte der Erträge der Swedbank sind zinsabhängig, das Ergebnis dürfte um mehr als zehn Prozent steigen. Die Erholung des Häusermarkts sollte das Kreditwachstum anfachen. Die Dividendenrendite liegt bei sieben Prozent. Für Risikobereite mit Geduld.

Unicredit
Unsicheres Umfeld

Die italienisch-deutsche Bank hat für 2018 ­einen Jahresnettogewinn von 2,8 Milliarden Euro prognostiziert, 2019 sollen es 4,7 Milliarden Euro werden. Das ist machbar, wenn keine Krise wie die der Türkei dazwischenkommt, die hohe Abschreibungen zur Folge hätte. Unicredit hat erfolgreich saniert, das Umfeld ist wegen Bankenkrise und Rechts­regierung jedoch unberechenbar. Halten.







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