Supercharger-Netzwerk: Tesla will Ladestationen für andere Autohersteller öffnen
Die Verfügbarkeit von Schnellladestationen gilt als entscheidend für den weiteren Erfolg der E-Mobilität. Nun will Marktführer Tesla anscheinend seine Schnellladestationen auch für Fahrzeuge anderer Hersteller öffnen - zumindest in einem Land.
Werte in diesem Artikel
• Lademöglichkeit entscheidend für den Erfolg der E-Mobilität
• Tesla führend bei Schnellladestationen
• Supercharger-Netzwerk soll in Norwegen für Konkurrenz geöffnet werden
Um seiner Kundschaft die Reichweitenangst zu nehmen, hat Visionär und Tesla-CEO Elon Musk schon vor Jahren damit begonnen ein Netzwerk aus Elektrotankstellen aufzubauen. Inzwischen ist Teslas Supercharger-Netzwerk mit rund 25.000 Schnellladesäulen an 2.700 Standorten weltweit das mit Abstand größte Netz eines einzelnen Herstellers. Bislang kann dieses aber nur von Tesla-Fahrzeugen genutzt werden.
Forderungen an Tesla nicht neu
Dass Tesla sein Ladenetz auch Konkurrenten zugänglich macht, wird schon seit einiger Zeit gefordert. Befürworter der E-Mobilität erhoffen sich dadurch nämlich eine stärkere Verbreitung von Elektroautos. Konzernchef Musk hat sich durchaus offen für solche Spekulationen gezeigt, jedoch ohne konkrete Details zu nennen. Allerdings hat er gefordert, dass sich andere Hersteller dann an den Kosten beteiligten.
In Deutschland wurde das Thema erst vor wenigen Wochen von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer erneut auf den Tisch gebracht. "Ich bin mit Herstellern wie Tesla im direkten Gespräch, um zu erreichen, dass die Bestandsinfrastruktur, zum Beispiel Tesla Supercharger, auch für andere Hersteller geöffnet wird", sagte der CSU-Politiker der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Es gäbe dafür zwar technische Fragen zu klären, "aber ich erwarte, dass wir zu einer Lösung kommen". Von Tesla gab es dazu zunächst keine Reaktion.
Öffnet sich Tesla in Norwegen?
Doch nun verdichtenden sich Gerüchte, dass Tesla seine Supercharger-Schnellladesäulen frei zugänglich machen könnte. Wie die Elektromobilitäs-Website "Electrek" berichtete, gab es diesbezüglich in Norwegen einen kleinen Durchbruch.
Demnach habe der Verwaltungsrat der norwegischen Provinz Vestland öffentliche Zuschüsse für den Bau von fünf Superchargern an bestimmte Bedingungen geknüpft. So wurde unter anderem gefordert, dass die Supercharger auch von der Konkurrenz genutzt werden können. Wie "Electrek" unter Berufung auf das Protokoll einer Ratssitzung berichtet, hat Tesla dies bereits bestätigt. Aufgrund der Tesla-Aussage wurden die Subventionen genehmigt, sie können aber auch wieder gestrichen werden, sollte der US-Konzern seine Zusage nicht bis spätestens Ende September 2022 einhalten.
Damit gibt es erstmals einen Zeitplan für die Öffnung des Supercharger-Netzwerks. Allerdings bleibt ungeklärt, ob dies weltweit, für Europa oder nur für Norwegen gilt. Denkbar wäre auch, dass der E-Auto-Pionier zunächst nur die Provinz Vestland als Testumgebung für die Freigabe seiner Superchargern nutzen wird. Das Branchenportal "EFahrer" spekuliert dazu, dass es recht unwahrscheinlich sei, dass Tesla für den verhältnismäßig geringen, fünfstelligen Förderbetrag die Mühen auf sich nimmt, lediglich fünf Schnellladestationen öffentlich zugänglich zu machen. Wahrscheinlicher sei es, dass sie landes- oder gar europaweit geöffnet würden.
Immerhin technisch wäre eine Freigabe in Europa relativ einfach, weil Tesla hier auf den CCS-Stecker-Standard setzt und in Europa nahezu alle neuen Elektroautos mit Schnellladefunktion CCS-Anschlüsse besitzen. Dagegen verwenden die US-amerikanischen und kanadischen Supercharger einen proprietären Stecker, so dass eine Öffnung des Ladenetzes einen Adapter erforderlich machen würde.
Norwegen als Testmarkt für Elektromobilität
Für E-Autohersteller ist Norwegen ein Schlüsselmarkt, denn in keinem anderen Land der Welt sind im Verhältnis zur Bevölkerungszahl so viele Elektroautomobile auf den Straßen unterwegs. Dies liegt daran, dass Fahrzeuge mit geringen Emissionen großzügig gefördert werden, sowohl finanziell, als auch mittels Privilegien im Straßenverkehr. Dazu zählen etwa Steuerermäßigungen oder niedrigere Mautgebühren. Außerdem dürfen Stromer in einigen Orten die Busspuren benutzen oder kostenlos parken.
Mittels dieses umfangreichen Maßnahmenbündels will das Land bis 2025 den Verkauf von Verbrennern auf null herunterfahren. Der Erfolg kann sich bisher sehen lassen: Im Jahr 2020 lag der Anteil der neu angemeldeten Fahrzeuge mit einem rein elektrischen Antrieb erstmals bei über 54 Prozent.
Redaktion finanzen.net
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